Ein Sparbuch

Absenkungen bei einigen Banken Schon wieder keine Zinsen mehr fürs Festgeld?

Stand: 15.11.2023 15:30 Uhr

Nach der langen Niedrigzinsphase freuen sich viele Sparer, dass es auf Tages- und Festgeldkonten wieder nennenswerte Zinsen gibt. Doch in den vergangenen Tagen haben einige Banken ihre Angebote wieder reduziert.

Von Andreas Braun, ARD-Finanzredaktion

Zinsen auf Sparguthaben, Tages- und Festgelder waren jahrelang bei deutschen und europäischen Banken nicht zu erzielen. Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgte dafür.

Seit dem vergangenen Jahr hat die EZB die Leitzinsen in mehreren Schritten kräftig erhöht. Damit stiegen zwar auch die Kreditzinsen etwa für Häuslebauer kräftig, doch für Sparer gab es erstmals wieder eine entsprechende Verzinsung ihres liquiden Geldvermögens. Im September dieses Jahres stieg der wichtigste Leitzins im Euroraum schließlich auf 4,5 Prozent.

Entsprechend lockten die Sparer viel deutsche und internationale Banken mit üppigen Zinsen. Für einjähriges Festgeld waren zuletzt vier oder gar 4,5 Prozent zu holen, wie Vergleichsportale wie Biallo, Check24 oder Verivox ausweisen.

Hat Klarna die Trendwende eingeläutet?

In den vergangenen Tagen aber scheint sich das Ende der Zinsanhebungen für die Spareinlagen abzuzeichnen, mehr noch: Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna, der im Geschäft mit Einlagen auch in Deutschland stark vertreten ist, schraubte den Zinssatz für Festgelder mit einjähriger Laufzeit von 4,12 auf 3,84 Prozent nach unten - und damit unter die Vier-Prozent-Marke. Auch die Creditplus Bank, die zur französischen Großbank Credit Agricole gehört, reduzierte leicht den Einjahreszins von 3,8 auf 3,7 Prozent.

Vorboten einer Trendwende im Zinsmarkt? Das sieht Ralph Wefer vom Vergleichsportal Verivox noch nicht so: "Dass einzelne Banken ihre Zinsen immer wieder einmal anpassen, ist nicht ungewöhnlich", so Wefer im Gespräch mit tagesschau.de. In vielen Fällen nutzten Banken auch das Einlagengeschäft gezielt, um ihre finanzielle Situation zu verbessern.

In den vergangenen Wochen habe sich allerdings eine Abflachung der Zinsentwicklung bei Festgeldern ergeben, "auf diesem Niveau dürften sich die Zinsangebote nun aber zunächst stabilisieren. Im 'Top-Zinsbereich' haben wir zuletzt sogar noch neue Höchststände gesehen."

Bis zu 4,5 Prozent beim einjährigen Festgeld

Tatsächlich bieten eine Reihe von europäischen Banken Festgeldzinsen mit zwölf Monaten Laufzeit klar über der Marke von vier Prozent. Spitzenreiter im Verivox-Ranking ist derzeit die Banco BNI aus Portugal mit 4,50 Prozent. Mit Volkswagen Financial Services, einer Tochter des VW-Konzerns, bietet auch ein deutscher Anbieter mit 4,02 Prozent etwas mehr als vier Prozent pro Jahr an.

Auch beim Verbraucherportal Biallo liegen die besten Ein-Jahres-Zinsen klar über der runden Marke. Wer auf ein Angebot aus Deutschland setzen will, kann bei der Isbank, der deutschen Tochter eines türkischen Instituts, sogar 4,30 Prozent für zwölf Monate erhalten. Auch Biallo-Experte Sebastian Schick sieht am Markt derzeit noch keine Trendumkehr. Der Durchschnitt des Biallo-Festgeld-Index für ein Jahr und einen Anlagebetrag von 5.000 Euro liegt aktuell bei 2,63 Prozent. Das 14-Jahres-Hoch von 2,66 Prozent wurde am 8. November mit 2,66 Prozent erreicht.

Zinspause ist keine Zinswende

Solange die Leitzinsen ihr Niveau hielten, würde es für Zinssparer auch entsprechende Angebote geben, "das belegen auch historische Daten, die wir für die bislang längste Zinspause der EZB von Mitte 2007 bis Mitte 2008 erhoben haben", so Schick im Gespräch mit tagesschau.de: "In diesem Zeitraum sind die Sparzinsen trotz einjähriger Zinspause der EZB im Schnitt noch einmal um circa einen halben Prozentpunkt nach oben geklettert."

Erst wenn die Europäische Zentralbank an der Zinsschraube dreht und Zinssenkungen angeht, dürften auch Tages- und Festgelder wieder geringere Erträge abwerfen. Dafür gibt es derzeit allerdings noch keine Anzeichen.

Blick auf lange Laufzeiten werfen

Bereits jetzt, aber spätestens für den Fall dass sich die Zinsspirale doch einmal wieder abwärts dreht, empfiehlt Biallo-Experte Schick, "sollten Sparer einen Blick auf Festgelder mit sehr langen Laufzeiten werfen". Einzelne Banken wie die PBB Direkt (Deutsche Pfandbriefbank) oder die österreichische Kommunalkredit Invest bieten Festgelder mit zehn Jahren Laufzeit für 4,25 respektive 4,50 Prozent pro Jahr an. "Zum Teil können bei den langjährigen Festgeldern sogar Zinseszinseffekte genutzt werden, wenn die jährlichen Ausschüttungen weiter verzinst werden können", so Schick.

Verivox Geldanlage-Fachmann Wefer hält eine Strategie mit zweijährigen Festgeld-Laufzeiten derzeit für sinnvoll. "Dabei sollte man idealerweise zwei Festgelder um ein Jahr zeitversetzt abschließen", so Wefer. Damit könne man die höheren Zinsen der längeren Laufzeiten nutzen und es komme dennoch jedes Jahr eine der beiden Anlagen zurück, so dass Sparer bei der Wiederanlage flexibel auf geänderte Marktbedingungen reagieren könnten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 09. November 2023 um 08:30 Uhr.