Tesla Cybertruck

Verkaufsstart für Elektro-Pickup Teslas Cybertruck kostet viel mehr als angekündigt

Stand: 01.12.2023 12:57 Uhr

"Nützlicher als ein Lkw" und "schneller als ein Sportwagen": So preist Tesla-Chef Musk zum Verkaufsstart den Cybertruck an. Für das Spitzenmodell "Cyberbeast" werden allerdings 100.000 Dollar fällig.

Es ist das erste neue Tesla-Modell seit fast vier Jahren: Mit zwei Jahren Verspätung hat der US-Elektroautopionier gestern den Verkauf seines futuristisch anmutenden Cybertrucks gestartet. Unternehmenschef Elon Musk übergab die ersten Elektro-Pick-ups bei einer Feier am Unternehmenssitz in Austin im US-Bundesstaat Texas an die Käufer.

Teuer, teurer, Cybertruck

Der Einstiegspreis liegt bei knapp 61.000 Dollar (knapp 56.000 Euro). Versionen mit Allradantrieb kosten ab 80.000 Dollar. Für die leistungsstärkste Variante "Cyberbeast" müssen Kunden sogar 100.000 Dollar hinblättern. Zur Erinnerung: Ursprünglich hatte Tesla bei der Vorstellung des Fahrzeugs 2019 einen Einstiegspreis von 39.900 Dollar angepeilt. Die Preisspanne sollte bis 70.000 Dollar reichen.

Willkommen in der Zukunft

Bei der Vorstellung des Cybertruck geizte Tesla-Chef Musk in seiner üblichen Manier nicht mit Superlativen: "Ich glaube, das ist unser bestes Produkt", sagte Musk. "Ich glaube, das ist das Einzigartige auf der Straße. Endlich wird die Zukunft aussehen wie die Zukunft." Tatsächlich erinnert der graue Cybertruck mit seinen kantigen Formen an eine Mischung aus Panzer und Tarnkappenbomber und an Science-Fiction-Filme wie "Blade Runner" oder "Mad Max".

Der Cybertruck sei "nützlicher als ein Lkw" und "schneller als ein Sportwagen", erklärte Musk zu einem Video, in dem der Cybertruck erst einen Porsche 911 abschleppt und dann einen anderen benzinbetriebenen 911er in einem kurzen Rennen schlägt. "Im Grunde ist es ein unglaublich nützlicher Truck. Er ist nicht nur ein Vorzeigeobjekt wie ich."

Tesla-Chefdesigner traut sich nicht mehr

Derweil scheint Tesla-Chefdesigner Franz von Holzhausen aus der Panne bei der Vorstellung des Fahrzeugs im Jahr 2019 gelernt zu haben. Damals wollte er demonstrieren, wie unzerbrechlich das Panzerglas des Fahrzeugs doch sei, indem er eine Stahlkugel auf die Scheibe des Cybertrucks warf. Doch diese zersplitterte und rief so zahlreichen Spott in den Sozialen Netzwerken hervor.

Gestern wiederholte von Holzhausen nun den Test - allerdings wählte er als Wurfobjekt einen Baseball und führte seinen Wurf auch nur sehr halbherzig aus. Mit Erfolg: Dieses Mal blieben die Seitenfenster unbeschadet.

Musk bei der Präsentation des Tesla Cybertrucks

Das ging schief: Der Wurf einer Stahlkugel ließ 2019 die Scheiben des Cybertrucks splittern.

Hart umkämpfter Markt für Pickups

Mit dem Cybertruck steigt Tesla in den hart umkämpften Pick-up-Markt in den USA ein. Im vergangenen Jahr waren laut dem Fachmagazin "Car & Driver" die drei meistverkauften Autos in den Vereinigten Staaten Pick-up-Modelle, angeführt von der F-Serie von Ford mit mehr als 650.000 verkauften Fahrzeugen.

Als Elektro-Pick-up konkurriert der Cybertruck mit dem 50.000 Dollar teuren F-150 Lightning von Ford, dem R1T von Rivian Automotive mit einem Einstiegspreis von 73.000 Dollar und dem größeren und leistungsstärkeren Hummer EV für über 96.000 Dollar von General Motors.

Zweifel am Cybertruck-Erfolg

Wird der Cybertruck der nächste Erfolg für Tesla? Experten sind skeptisch. Sie verweisen auf die hohen Produktionskosten - fraglich also, ob sich das Modell für Tesla finanziell lohnen wird. Musk selbst sagte vor einigen Monaten, der Konzern habe sich mit dem Modell "das eigene Grab geschaufelt", da das ungewöhnliche Fahrzeug so viele neuartige Produktionsverfahren benötige.

Aktuell werden zudem nur geringe Stückzahlen des Cybertrucks produziert. Anlaufschwierigkeiten hatten die Produktion mehrfach verzögert. Musk selbst musste jüngst zugeben, dass Tesla die angepeilte Marke von bis zu 250.000 gebauten Cybertrucks pro Jahr vermutlich nicht vor 2025 erreichen werde.

Hinzu kommt das Offensichtliche: Der Cybertruck sieht so ganz anders aus als traditionelle Pickups. Das wurde von einigen Autodesign-Experten kritisiert, teils sogar belächelt. Nun muss sich der Cybertruck am Markt beweisen: Wollen amerikanische Pick-up-Käufer ein Fahrzeug in einer solch außergewöhnlichen Form oder ziehen sie klassische Pickups vor? Die Börse ist jedenfalls skeptisch: Die Tesla-Aktie gab im nachbörslichen US-Handel zeitweise um rund zwei Prozent nach.

Heidi Radvilas, ARD-Finanzredaktion, tagesschau, 01.12.2023 07:00 Uhr