
Studie der Universität Bamberg Millionen Retouren für die Tonne
Elektroartikel, Möbel oder Haushaltswaren: Was als Retoure zum Händler zurückgeht, wird nicht unbedingt weiterverkauft. Millionen Artikel sind 2018 im Müll gelandet - vor allem, weil es billiger war.
In Deutschland sind im vergangenen Jahr wieder massenhaft zurückgesendete Artikel auf dem Müll gelandet. Insgesamt kamen demnach schätzungsweise fast 20 Millionen zurückgeschickte Artikel auf den Müll. Dabei handelte es sich um Kleidung, aber auch um Elektro- und Freizeitartikel, Möbel und Haushaltswaren sowie Produkte des täglichen Bedarfs. "Eine unnötige Verschwendung", kritisierte Björn Asdecker, der Leiter der Forschungsgruppe der Universität Bamberg.
Wie die Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bamberg ermittelten, entsorgten Händler rund 7,5 Millionen zurückgeschickte Artikel, obwohl sie diese hätten spenden oder wiederverwerten können. Das entspricht knapp 40 Prozent aller weggeworfenen Retouren.
Vor allem billige Ware betroffen
Hauptgrund sei das Geld: Die Entsorgung von Produkten koste im Schnitt nur 85 Cent. Damit wäre es viel teurer, die Ware weiter zu verwerten - und noch dazu aufwendiger, vor allem für kleinere Händler, so die Wissenschaftler.
Manche Händler wissen demnach aber auch nicht, wer eine Spende überhaupt gebrauchen kann und welchen Wert die Ware noch hat. Die meisten Produkte, die am Ende weggeworfen würden, kosteten weniger als 15 Euro. Dementsprechend gering sei dann meistens auch die Qualität, erklären die Forscher.
Immerhin gut die Hälfte der Produkte kann offenbar nicht mehr aufbereitet werden oder ist technisch defekt. "Eine Entsorgung ist oftmals alternativlos", heißt es in der Studie. Nach Einschätzung der Forschungsgruppe macht es deshalb auch keinen Sinn, das Wegwerfen gesetzlich zu verbieten - zumal das kaum kontrollierbar wäre.
"Fehlanreize müssen beseitigt werden"
Stattdessen schlagen die Wissenschaftler vor, Anreize zu entwickeln - zum Beispiel mit der Einführung eines Nachhaltigkeits-Siegels. Auch ein Verzeichnis mit Spendenempfängern könnte den Händlern helfen, damit sie erfahren, welche Organisation welche Art von Gütern auch in kleinen Stückzahlen entgegennimmt. Außerdem müsse die Entsorgung teurer werden, fordert die Bamberger Forschungsgruppe. Nur so könne der Fehlanreiz beseitigt werden.
Der Marktführer Amazon reagierte inzwischen: Seit September kostet die Entsorgung nach Angaben des Unternehmens statt 10 Cent mindestens 25 Cent - genauso viel wie der Rückversand. Aber nicht nur die Händler müssten umdenken, fordern die Wissenschaftler. Rund eine Million Artikel werden laut der Studie nur entsorgt, weil es die Marken- oder Patentinhaber so vorschreiben.
Auch die Bundesregierung präsentierte bereits einen Entwurf zur Änderung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes. Demnach soll für den Umgang mit Retour- und Überhangware künftig eine Obhutspflicht der Händler gelten.