Kunde mit Einkaufstüte vor einem Schaufenster.

Privater Konsum in Deutschland Kauflaune so gedämpft wie seit 2008 nicht mehr

Stand: 24.10.2023 10:17 Uhr

Die Inflation war zuletzt geringer, doch die Preise steigen weiter. Das drückt auf die Stimmung der Konsumenten. Marktforschern zufolge fällt das Konsumklima auf den niedrigsten Wert seit 15 Jahren.

"Alles wird teurer" - diese Feststellung begleitet seit Monaten den Einkauf und trübt die Konsumlust der Verbraucherinnen und Verbraucher. Das Konsumklima wird angesichts der hartnäckigen Inflation weiter gedämpft, erwarten die Marktforschungsunternehmen GfK und NIM. Für November erwarten sie einen Rückgang ihres Konsumklima-Indikators um 1,4 Punkte auf minus 28,1 Punkte.

Nahrungsmittel-Preise belasten Haushalte

"Vor allem die hohen Preise für Nahrungsmittel schwächen die Kaufkraft der privaten Haushalte und sorgen dafür, dass der private Konsum in diesem Jahr keine Stütze der Konjunktur sein wird", erklärten die Marktforscher.

Zwar haben sich die Konjunkturerwartungen der privaten Haushalte leicht verbessert. Eine nachhaltige Erholung ist laut GfK und NIM in diesem Jahr aber nicht in Sicht. Zudem ist die Einkommenserwartung der Verbraucherinnen und Verbraucher zuletzt wieder gesunken. "Nach wie vor befinden sich die Einkommensaussichten im Würgegriff der Inflation", so der Konsumexperte Rolf Bürkl vom NIM.

Firmenpleiten verunsichern

Ein geringerer Wert für die Konsumneigung sei zuletzt während der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahre 2008 gemessen worden. "Neben der hohen Inflation dürfte auch die Tatsache eine Rolle spielen, dass zuletzt die Arbeitslosigkeit wieder etwas zugenommen hat", erläuterte Bürkl. Verstärkt werde die Besorgnis durch steigende Unternehmensinsolvenzen, die ebenfalls für Verunsicherung sorgten. "All dies drückt auf die Kauflaune der Bundesbürger." 

"Die Verbraucher halten ihre Köpfe eingezogen. Zuversicht und Optimismus sind derzeit keine gängigen Vokabeln", kommentierte Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Hauck Aufhäuser Lampe, die Zahlen. "Es sind vor allem Zukunftsängste, die den Konsum belasten. Der Konsum hält die Wirtschaft in der Rezessionsspur. Mit dem zu Jahresbeginn steigenden CO2-Preis steht der nächste Griff ins Portemonnaie schon bevor."

Der gesamte Konsum wird untersucht

Die GfK führt monatlich Interviews mit Verbraucherinnen und Verbrauchern zu ihrer Konjunkturerwartung, ihrer Einkommenserwartung und ihrer Anschaffungsneigung. Für die aktuelle Erhebung wurden vom 5. bis 16. Oktober rund 2.000 Menschen befragt. Seit diesem Monat werden die Daten gemeinsam mit dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM), dem Gründer der GfK, ausgewertet und herausgegeben. 

Das Konsumklima bezieht sich laut GfK auf die gesamten privaten Konsumausgaben, also neben dem Einzelhandel auch auf Dienstleistungen, Reisen, Miete und Gesundheitsdienstleistungen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 24. Oktober 2023 um 10:40 Uhr.