Händler an der New York Stock Exchange.
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Wall Street schwächelt Bankbilanzen locken US-Anleger nicht an die Börse

Stand: 12.01.2024 22:15 Uhr

Während die Stimmung im deutschen Aktienhandel freundlich war, dominierte in den USA die Zurückhaltung. Die US-Berichtssaison startete durchwachsen, sodass der Wochenabschluss an der Wall Street schwach ausfiel.

Der Dow Jones markierte im frühen Handel zwar ein Rekordhoch, anschließend setzten aber Gewinnmitnahmen ein. Der US-Leitindex ging 0,3 Prozent leichter auf 37.592,98 Punkten aus dem Handel. Der S&P 500 stieg um 0,1 Prozent auf 4.783,83 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 legte ebenfalls um knapp 0,1 Prozent auf 16.832,92 Punkte zu.

In den kommenden drei bis vier Handelswochen dürfte die Bilanzsaison maßgeblich den Gesamtmarkt bewegen, meint Marktbeobachter Andreas Lipkow. "Der Fokus der Anleger wird sich auf den Beginn der Berichtssaison richten. Sie werden versuchen zu sehen, wie sich das derzeitige Umfeld höherer Zinsen auf die Unternehmensgewinne auswirken wird", kommentiert Pierre Veyret, Marktbeobachter beim Broker ActivTrades.

Die Fachleute von Index Radar sprechen vom heutigen Start der Quartalsberichte als einem "Realitätscheck". Zunächst lieferten vier wichtige US-Banken einen Einblick in ihre Bücher. Insgesamt lasteten die Folgen der Pleite der Silicon Valley Bank auf den Bilanzen der Geldhäuser, sodass der US-Aktienmarkt keine positiven Impulse erhielt.

So ließ etwa die Investmentbank JPMorgan Chase wegen Zahlungen an den US-Einlagensicherungsfonds DIF im vierten Quartal beim Gewinn Federn. Auch bei der Bank of America lasteten die Zahlungen auf der Bilanz. Bei der Citigroup sorgten sie sogar mit für einen Verlust. Das Geldhaus will im Zuge seines Umbaus rund 20.000 Stellen streichen.

Anders als in den USA überwog am deutschen Aktienmarkt dagegen der Optimismus. Der DAX schloss mit einem Plus von 1 Prozent auf 16.705 Punkten. Auf Wochensicht bedeutet dies einen Gewinn von 0,7 Prozent. Noch am Donnerstag hatte die überraschende Hartnäckigkeit der US-Inflation für schlechte Stimmung an der deutschen Börse gesorgt. "Die Anleger haben den Schock gut verdaut", kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners.

Geholfen haben dabei aktuelle US-Erzeugerpreise, die im Dezember überraschend um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat gefallen sind. Ökonomen hatten mit einem Anstieg gerechnet. Im Gegensatz zu den Verbraucherpreisen vom Vortag könnte das als Zeichen für nachlassenden Inflationsdruck interpretiert werden. "Auch wenn es sich hier um die Erzeugerebene handelt, wird sich die Entwicklung letztendlich auf die Verbraucherebene übertragen", sagte Robert Pavlik, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Dakota Wealth.

Update Wirtschaft vom 12.01.2024

Samir Ibrahim, HR, tagesschau24, 12.01.2024 09:00 Uhr

Erzeugerpreise dienen als früher Signalgeber für die Entwicklung der Verbraucherpreise. An den Finanzmärkten geben die sinkenden Erzeugerpreise den Spekulationen über eine nahende Zinssenkung durch die US-Notenbank Federal Reserve neue Nahrung und stützen deshalb den Aktienmarkt.

Die Blicke der Anleger richten sich nun auf die Wahlen in Taiwan am Wochenende, deren Ausgang die Spannungen zwischen China und den USA verschärften könnten. Zudem bleibt die Lage im Roten Meer im Fokus, nachdem die USA und Großbritannien - als Reaktion auf Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen auf Containerschiffe - deren Stellungen attackiert hatten.

"Gemäßigte Töne in Richtung China, egal von welchem Wahlsieger, könnten sich auch positiv auf den deutschen Markt auswirken", meint Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets. "Nicht nur chinesische Aktien würden so für Investoren wieder attraktiver, da die Gefahr einer militärischen Eskalation deutlich reduziert würde. Auch Deutschland als Exportnation würde eine Tendenz in diese Richtung zugutekommen", so der Experte.

Nach der Genehmigung von börsengehandelten Fonds (ETFs) in den USA ist der Bitcoin heute unter 45.000 Dollar gefallen. Die US-Wertpapieraufsicht SEC hatte am Mittwoch den Weg für börsengehandelten Fonds (ETFs) geöffnet, die direkt in den Bitcoin investieren (Bitcoin-Spot-ETFs). Der Bitcoin stieg dann am Donnerstag über 49.000 Dollar und erreichte den höchsten Stand seit Dezember 2021.

"Einen Tag nach Einführung der Bitcoin-Spot-ETFs in den USA scheint die jüngste Euphorie zunächst wieder einer nüchternen Betrachtungsweise zu weichen", kommentierte Bitcoin-Experte Timo Emden. "Ob Schnäppchenjäger den Rücksetzer als Wiedereinstieg nutzen und den Kurs auf alte Höchststände treiben, bleibt fraglich." Es sei gut möglich, dass der Regulierungsdruck dies- und jenseits des Atlantiks im Jahr 2024 zunehme, so Emden.

Die Ölpreise zogen zum Wochenschluss an. Die Sorge vor einer Eskalation der Lage im Nahen Osten hat den Preis für Rohöl der Sorte Brent erstmals seit Ende Dezember vorübergehend wieder über die Marke von 80 Dollar je Barrel (159 Liter) getrieben. Allerdings wurde ein Teil der Gewinne wieder abgegeben.

Hintergrund ist der sich ausweitende Konflikt in der Region des Roten Meeres. In der Nacht hatten die USA und Großbritannien zum Militärschlag gegen die Huthi-Rebellen im Jemen ausgeholt. Zudem hatte die iranische Marine gestern einen Öltanker im Golf von Oman festgesetzt.

Die größte Gefahr für die Versorgung des Weltmarktes mit Rohöl besteht darin, dass der Iran direkt in den Konflikt hineingezogen wird. Dies könnte Förderströme in einer Region bedrohen, die ein Drittel des weltweiten Rohöls produziert. Das wiederum sorgt für einen Anstieg der Risikoprämie auf dem Ölmarkt.

Die Airbus-Aktie präsentierte sich heute stark und erreichte ein Rekordhoch. Der Flugzeugbauer hat im vergangenen Jahr 735 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert und damit seine Position als Nummer eins der Branche ausgeweitet.

Nach dem Militärschlag gegen Huthi-Rebellen setzten Anleger zum Wochenschluss verstärkt auf Rüstungsaktien. So zählte die Rheinmetall-Aktie im DAX zu den größten Gewinnern. Im MDAX setzten sich Hensoldt an die Spitze.

Der Volkswagen-Konzern hat 2023 bei fast allen seiner Marken ein Absatzplus geschafft. Insgesamt legten die Verkäufe des Konzerns im vergangenen Jahr um knapp zwölf Prozent auf gut 9,2 Millionen Fahrzeuge zu. Bei den Marken stach insbesondere Seat/Cupra mit einem Absatzplus von gut einem Drittel heraus, gefolgt von Skoda mit plus 18,5 Prozent und Audi mit plus 17,4 Prozent.

Die Absatz-Schwäche in China macht Porsche zu schaffen. Der Porsche-Absatz in der Volksrepublik ging 2023 um 15 Prozent auf 79.283 Fahrzeuge zurück. Auch für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen mit schwierigen Marktbedingungen in China.

Tesla muss einen Großteil seiner Fahrzeugfertigung im brandenburgischen Werk Grünheide vom 29. Januar bis zum 11. Februar unterbrechen. Grund für die Maßnahme sei das Fehlen von Bauteilen aufgrund von Verschiebungen der Transportrouten wegen des bewaffneten Konflikts im Roten Meer, teilte der E-Autohersteller mit.

Nach dem Zwischenfall mit einer Boeing-Maschine, bei der im Flug ein Rumpfteil herausbrach, hat die US-Luftfahrtbehörde FAA Ermittlungen gegen den Konzern eingeleitet. Die Umstände wiesen darauf hin, dass der Flugzeugbauer möglicherweise seine Pflichten bei Produktion, Inspektionen und Tests vernachlässigt habe, hieß es in einem Brief an Boeing. Das Unternehmen bekam zehn Werktage Zeit, dazu Stellung zu beziehen.

Weil Mitarbeiter von eBay Verfasser eines Online-Newsletters tyrannisiert hatten, zahlt die Online-Plattform eine Millionenstrafe und kommt für drei Jahre unter Aufsicht. Zuvor waren sieben ehemalige eBay-Beschäftigte dafür verurteilt worden, dass sie zur Einschüchterung unter anderem lebendige Kakerlaken sowie einen Trauerkranz und eine mit Kunstblut verschmierte Schweinemaske an das Blogger-Ehepaar verschickt hatten.

Einem Medienbericht zufolge sollen bei Walt Disneys Animationsstudio Pixar in diesem Jahr offenbar bis zu 20 Prozent aller Mitarbeiter entlassen werden. Dies berichtete die Online-Zeitung "TechCrunch" gestern unter Berufung auf Insider aus dem Unternehmen. Wegen des Stellenabbaus werde das 1.300 Mitarbeiter starke Pixar-Team in den kommenden Monaten auf unter 1.000 schrumpfen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 12. Januar 2024 um 09:00 Uhr.