Auf Grün stehende Ampel an der Wall Street, New York City
Marktbericht

Zinssorgen schwinden DAX und Dow stürmen vor

Stand: 03.03.2023 22:15 Uhr

An der Wall Street setzten sich zum Wochenschluss die Optimisten durch. Sinkende Anleiherenditen und die Hoffnung auf eine starke chinesische Wirtschaft hatten zuvor bereits den DAX angetrieben.

Die US-Börsen legten zum Wochenschluss deutlich zu: Der Dow Jones stieg um 1,2 Prozent auf 33.390,97 Punkte. Auf Wochensicht hat der Leitindex damit rund 1,7 Prozent gewonnen. Der S&P 500 legte 1,6 Prozent auf 4045,64 Punkte zu. Die Technologiebörse Nasdaq 100 zog um 2 Prozent auf 12.290,81 Punkte an. Der Nasdaq 100 gewann auf Wochensicht 2,7 Prozent.

Die Investoren reagierten mit Erleichterung auf sinkende Renditen an den Anleihemärkten, die Investitionen in Aktien wieder attraktiver machten. Heute fiel etwa die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen unter die Marke von vier Prozent, die sie am Mittwoch erstmals seit Mitte November überwunden hatte.

Für Entspannung am Anleihemarkt sorgten beispielsweise Äußerungen des Notenbankers Raphael Bostic. Der Präsident des Ablegers der US-Notenbank Fed in Atlanta hatte gestern gesagt, er favorisiere einen langsamen und gleichmäßigen Kurs der Fed mit Zinserhöhungen um 25 Basispunkte, da die Auswirkungen der höheren Zinsen erst im Frühjahr zu spüren sein könnten.

Ob es sich bei den Gewinnen nur um eine Momentaufnahme handelt, oder die Zinssorgen dauerhaft verfliegen, hängt von weiteren Konjunkturdaten ab. Wöchentliche Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe zeigten zuletzt einen weiter boomenden Arbeitsmarkt, was der US-Notenbank Fed mehr Spielraum für Zinserhöhungen liefert.

Für die weitere Geldpolitik der Fed wird der monatliche US-Arbeitsmarktbericht am kommenden Freitag deshalb besonders interessant. "In den USA sind wohl auch im Februar viele neue Stellen entstanden, auch wenn es weniger sein dürften als im Januar", schrieb Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Damit bleibe der Druck auf die Fed hoch, die Zinsen weiter anzuheben. Untermauert werde dies durch die jüngsten US-Inflationszahlen: Die Kernrate, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, lag im Januar sogar leicht höher als im Dezember.

Noch schwungvoller verlief der Handel in Deutschland: Zuvor hatte der DAX mit einem Aufschlag von 1,6 Prozent auf 15.578,39 Punkten geschlossen. Aus Sicht der Charttechniker von HSBC ist dem deutschen Leitindex damit ein wichtiger Schritt gelungen: Sie sahen beim Vorwochenhoch bei 15.553 Punkten einen Signalgeber. Der Sprung über dieses Level werde dem DAX wieder in die Erfolgsspur verhelfen, lautet ihre Einschätzung.

Auch Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets ist optimistisch: "Der DAX hat wieder einmal die Kurve bekommen", meint der Experte. Er sprach von einem wichtigen Vertrauensbeweis in die momentane Stärke des Marktes, der Aufwärtstrend sei intakt.

Positive Nachrichten aus China hatten den Aktienmärkten zuvor Rückenwind verliehen: Der Caixin-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor ist im Februar besser ausgefallen als erwartet. "Der Bericht überraschte positiv, was zum Teil dazu beigetragen haben könnte, dass sich die Stimmung zum Ende der Woche verbessert hat", meint Craig Erlam, Marktbeobachter beim Broker Oanda.

Am Sonntag beginnt in China der Nationale Volkskongress, wo unter anderem die Wirtschaftsziele festgelegt werden. "Die große Hoffnung ist, dass Chinas Wirtschaft nun doch Fahrt aufnehmen wird, was auch den exportabhängigen deutschen Unternehmen helfen könnte", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets.

Chefstratege Robert Greil von der Bank Merck Finck ist der Ansicht, China werde bis zu sechs Prozent Wirtschaftswachstum für das laufende Jahr anpeilen. "Sechs Prozent wären sehr ambitioniert, eine Spanne von fünf bis sechs Prozent ist meines Erachtens wahrscheinlicher." Letztendlich dürfte China aber ähnlich wie zuvor die USA und Europa im weiteren Jahresverlauf von Nachholeffekten der Bevölkerung profitieren, was der Wirtschaftsleistung 2023 einen zusätzlichen Schub verleihen sollte.

Update Wirtschaft vom 03.03.2023

Anne-Catherine Beck, HR, tagesschau24

Der taiwanesische Apple-Zulieferer Foxconn will in Indien eine große Produktionsstätte eröffnen. Sie solle 100.000 Jobs in zehn Jahren schaffen, teilte der IT-Minister Rama Rao des Bundesstaates Telangana mit. In Telangana soll das Werk entstehen. Foxconn-Chef Young Liu sagte laut dem "Indian Express" am Freitag über die Geschwindigkeit, mit der Projekte in dem indischen Bundesstaat umgesetzt werden können: "Die Schnelligkeit von Telangana gab mir die Zuversicht, dass wir mit der Arbeit in Telangana sehr wahrscheinlich die Einnahmen von Foxconn verdoppeln können.

Die Bürgerbewegung Finanzwende wirft Deutschlands größtem Vermögensverwalter DWS vor, 2022 für ihre grünen Fonds Aktien fossiler Unternehmen für mehr als 850 Million Dollar zugekauft zu haben. Die DWS seit damit Spitzenreiter unter den europäischen grünen Fonds. "Die Daten zeigen, dass die DWS beim Greenwashing ganz vorne dabei ist", sagte Finanzwende-Referentin Magdalena Senn.

Der Chipkonzern Infineon baut sein Geschäft mit neuartigen Leistungshalbleitern für Elektro-Anwendungen aus und übernimmt für 830 Millionen US-Dollar den kanadischen Hersteller GaN Systems. Der Kauf werde aus den vorhandenen liquiden Mitteln finanziert. GaN Systems hat seinen Hauptsitz im kanadischen Ottawa und beschäftigt mehr als 200 Menschen. Die Zustimmung der Behörden steht noch aus.

Der Volkswagen-Konzern hat auch im Krisenjahr 2022 mit Ukraine-Krieg, Energieknappheit und Lieferproblemen unterm Strich etwas mehr verdient. Wie das Unternehmen nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte, verbesserte sich das Ergebnis nach Steuern leicht um knapp 3 Prozent auf rund 15,84 Milliarden Euro.

Rechnet man Sondereffekte wie den Ausstieg beim Roboterauto-Start-up Argo AI oder die Zinsentwicklung ein, legte der Betriebsgewinn auf 22,12 Milliarden Euro zu, ein Plus von gut 15 Prozent. Auch für 2023 zeigte sich der Konzern zuversichtlich.

Außerdem werde das erste Produktionswerk für den geplanten vollelektrischen SUV und Pick-up in Columbia im Bundesstaat South Carolina errichtet, teilte die VW-Submarke Scout mit. Die Investitionen sollen sich auf zwei Milliarden US-Dollar belaufen. Mindestens 4 000 Arbeitsplätze sollen geschaffen werden.

Mercedes-Benz will in Zukunft Batteriesysteme von Elektroautos wiederverwerten und beginnt mit dem Bau einer eigenen Recyclingfabrik im baden-württembergischen Kuppenheim. Heute Morgen wurde nach Angaben des Unternehmens der Grundstein für das Werk gelegt. Geplant ist eine Kapazität von 2500 Tonnen Lithium-Ionen-Batterien jährlich.

Die Verzögerung der Vorlage des Jahresabschlusses könnte dem Medienkonzern ProSiebenSat.1 im Mai zumindest vorübergehend den Platz im MDAX kosten. Denn Unternehmen müssen laut den Regeln der Deutschen Börsen binnen vier Monaten nach dem Ende der betreffenden Geschäftsperiode den Jahresbericht vorlegen. Das Unternehmen hat damit Zeit bis Ende April. Wie lange sich die Vorlage verzögert, ist laut einer Unternehmenssprecherin noch unklar.

Die Lufthansa hat im vergangenen Jahr nach massiven Verlusten während der Corona-Pandemie wieder einen Gewinn eingeflogen: Der Nettogewinn lag bei 791 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt allerdings mit 875 Millionen Euro deutlich mehr erwartet. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat derweil für das laufende Jahr steigende Ticketpreise angekündigt.

Der Baukonzern Hochtief beteiligt sich am Bau einer Batteriefabrik für Elektroautos in den USA. Das Projekt des japanischen Herstellers Panasonic Energy in De Soto im Bundesstaat Kansas hat ein Investitionsvolumen von vier Milliarden US-Dollar. Die Hochtief-Tochter Turner Construction baut mit einem Partner die Großanlage, die 2025 die Produktion aufnehmen soll.

Der Werbeflächenvermarkter Ströer hat im vergangenen Jahr bei Umsatz und Ergebnis zugelegt. Das bereinigte Betriebsergebnis (EBITDA) stieg um fünf Prozent auf 541 Millionen Euro, der Umsatz kletterte um neun Prozent auf 1,77 Milliarden Euro. Profitiert hat Ströer dabei auch vom starken Wachstum der digitalen Außenwerbung.

Der Gründer und Hauptanteilseigner des Technologieunternehmens PVA Tepla will sich von seinem gesamten verbliebenen Aktienpaket trennen. Die PA Beteiligungsgesellschaft, die von Peter Abel und seiner Familie kontrolliert wird, bietet institutionellen Investoren bis zu 13,6 Prozent aller ausstehenden Aktien von PVA Tepla an.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 03. März 2023 um 09:00 Uhr.