Bullenfigur im Handelssaal der Frankfurter Börse

Börsenindex auf Rekordhoch DAX steigt erstmals über 17.000 Punkte

Stand: 14.12.2023 11:09 Uhr

Erstmals in seiner Geschichte hat der DAX die Marke von 17.000 Punkten geknackt. Was steckt hinter der Rekordjagd im DAX? Und können die Kurse jetzt weiter steigen?

Von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt sind einmal mehr der Anziehungskraft großer runder Marken erlegen: Im frühen Handel steigt der DAX erstmals in seiner Geschichte über 17.000 Punkte. Der deutsche Leitindex schnellt um bis zu 1,4 Prozent in die Höhe auf ein Rekordhoch von 17.003 Zählern.

Damit erreicht die seit Ende Oktober laufende Kursrally im DAX einen neuen Höhepunkt. Seit ihrem Zwischentief Ende Oktober bei 14.630 Punkten haben die deutschen Standardwerte bereits über 16 Prozent zulegen können. Zuletzt hatte der DAX quasi täglich eine neue Bestmarke aufgestellt.

Zinssenkungshoffnungen treiben die Kurse

Warum aber langen Anleger bei Aktien ausgerechnet jetzt so stark zu? Es ist vor allem die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen, welche die Aktienkurse seit Wochen schon antreibt. So hatte gestern die US-Notenbank Fed Leitzinssenkungen im kommenden Jahr in Aussicht gestellt und damit entsprechenden Marktspekulationen neue Nahrung gegeben. Der Dow-Jones-Index übersprang daraufhin erstmals die Hürde von 37.000 Punkten und markierte ein Rekordhoch.

Diesen guten Vorgaben von der Weltleitbörse kann sich Frankfurter DAX nicht entziehen. Auch hierzulande hoffen Aktien-Anleger auf baldige Zinssenkungen, machen fallenden Zinsen doch riskante Anlagen wie Aktien attraktiver.

Folgt die EZB dem Vorbild der Fed?

Hoffnung machen Anlegern dabei die stark gesunkenen Verbraucherpreise. So lag die Inflationsrate im Euroraum im November bei gerade einmal 2,4 Prozent - und damit nur noch knapp über dem Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank. EZB-Direktorin Schnabel hatte den Inflationsrückgang jüngst als "bemerkenswert" bezeichnet.

Entsprechend groß sind die Erwartungen an den heutigen Zinsentscheid der EZB. Zwar rechnen Ökonomen unisono mit einem unveränderten Zinssatz, doch Anleger erwarten Hinweise zu Zinssenkungen im kommenden Jahr. Der Marktkonsens geht von Zinssenkungen um 1,5 Prozentpunkte bis Dezember 2024 aus. Bereits im März könnten die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde die Zinszügel erstmals lockern, so die Hoffnung des Marktes.

DAX erobert charttechnisches Neuland

Auch aus charttechnischer Perspektive hat der DAX durchaus Chancen auf weitere Kursgewinne, ist doch der Aufwärtstrend weiter intakt. Hinzu kommt: Mit seinem Rekordhoch betritt der DAX charttechnisches Neuland - oder "uncharted territory", wie Experten sagen. Widerstände in Form alter Hochpunkte sind hier naturgemäß nicht zu finden. Ein solches Rekordhoch gilt daher als eines der besten Kaufsignale, welche die Technische Analyse zu bieten hat.

Kurzfristig könnte es aber auch noch einmal bergab gehen. Marktbeobachter hatten zuletzt immer wieder auf die "überkaufte" Marktlage sowie die "heiß gelaufenen" Kurse verwiesen - und vor einem möglichen Rückschlag gewarnt. Einzig die Anleger wollten derartige Warnungen nicht hören.

Die beste Börsenzeit hat längst begonnen

Zuletzt standen immer wieder Käufer parat, die schon bei den kleinsten Kursrückgängen zugegriffen haben. Dahinter steckt auch die Angst vieler (institutioneller) Anleger, die laufende Rally komplett zu verpassen und am Jahresende mit einer im Vergleich zum davongeeilten Markt schlechten Performance aufzuwarten.

Auf der Suche nach Erklärungen für die Rekordjagd am deutschen Aktienmarkt sollte aber auch die Saisonalität nicht außer Acht gelassen werden. Schließlich haben mit dem November die aus statistischer Perspektive besten sechs Monate an der Börse begonnen: In diesem Zeitraum ist die Chance auf Kursgewinne deutlich erhöht.

Für Anleger ist Weihnachten schon heute

Dabei steigen die Kurse zum Jahreswechsel in der Regel besonders stark: Die Weihnachtsrally, auch als "Santa Claus Rally" bekannt, gehört zu den statistisch gut belegten Phänomenen an den Aktienmärkten. Sie umfasst allerdings nur einen äußerst eng umgrenzten Zeitraum: die letzten fünf Handelstage im Dezember und die ersten beiden Handelstage im Januar.

Einige glauben, der Grund für das auch als "Santa Claus Rally" bekannte Börsenphänomen liege in der guten Laune der Anleger rund um die Feiertage, die sie bei Aktien besonders gerne zugreifen ließe. Eines ist aber sicher: Mit dem Rekordhoch über 17.000 Punkten dürfte für viele Anleger gefühlt heute schon Weihnachten sein.

Sebastian Schreiber, HR, tagesschau, 14.12.2023 09:25 Uhr