Hochspannungsmasten im Sonnenuntergang.

Strompreise Familien können mit Wechsel mehr als 900 Euro sparen

Stand: 22.02.2024 16:07 Uhr

Haushalte mit hohem Stromverbrauch können im Moment mit einem Anbieterwechsel mehr als 900 Euro im Jahr sparen. Und auch für Single-Haushalte ist eine hohe Ersparnis möglich, zeigt eine Analyse.

Verbraucherinnen und Verbraucher können derzeit einer Analyse des Vergleichsportals Check24 zufolge beim Wechsel ihres Stromanbieters viel Geld sparen. Ein Vergleich der 100 größten deutschen Städte zeige, dass eine Familie mit einem Verbrauch von 5.000 Kilowattstunden (kWh) durch den Austritt aus der Grundversorgung im Schnitt 43,2 Prozent oder 918 Euro weniger Stromkosten pro Jahr hat. Ein Single komme auf 37,5 Prozent weniger - eine jährliche Ersparnis von 277 Euro.

Grundversorgung ohne Preisgarantie

"Bereits vor der Abschaffung der Preisbremse waren die Preise nahezu aller Alternativanbieter deutlich unter der Bremse", sagte Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24. Nun seien zudem die Netzentgelte gestiegen. Besonders Kundinnen und Kunde der Grundversorgung werden das Ansteigen der Netzentgelte im Geldbeutel feststellen, da diese Tarife nicht über eine Preisgarantie verfügen.

Ende des Jahres hatte die Bundesregierung im Zuge der Haushaltsberatungen beschlossen, den Bundeszuschuss zum Netzentgelt zu streichen. Es ging um Kosten von 5,5 Milliarden Euro. Die vier großen Fernleitungsbetreiber in Deutschland - Tennet, Amprion, 50Hertz und TransnetW - hatten die Entgelte daraufhin mehr als verdoppelt und eine Reihe von Stromversorgern angekündigt, diese Steigerungen an ihre Kundinnen und Kunden weiterzugeben.

Durch den Anbieterwechsel könnten Verbraucherinnen und Verbraucher ihre jährlichen Stromkosten daher deutlich senken, so Suttner. "Im Vergleich zur Grundversorgung sparen Kundinnen und Kunden in einigen Regionen über die Hälfte der Kosten." Mit einer Preisgarantie seien sie zudem in der Lage, sich vor künftigen Anpassungen zu schützen.

Sparpotenzial in Konstanz und Zwickau am höchsten

Besonders in Konstanz (Baden-Württemberg) sollten Familien ihren Stromtarif prüfen, heißt es von Check24. Denn dort gebe es das größte Sparpotenzial. Eine vierköpfige Familie mit einem jährlichen Stromverbrauch von 5.000 kWh spare durch den Anbieterwechsel bis zu 1.517 Euro beziehungsweise 55,5 Prozent jährlich. Hohe Ersparnisse seien zudem in Zwickau (Sachsen) und Jena (Thüringen) möglich.

Sparpotenzial durch Stromanbieterwechsel (Familie)
Stadt Grundversorgung Günstigster Anbieter Ersparnis
Konstanz 2.735€ 1.218€ 1.517€
Zwickau 2.650€ 1.231€ 1.419€
Jena 2.592€ 1.210€ 1.382€
Aachen 2.601€ 1.235€ 1.366€
Würzburg 2.306€ 1.113€ 1.193€

Auch ein Single-Haushalt mit einem Verbrauch von 1.500 kWh Strom jährlich spart laut Check24 in Zwickau am meisten. Das Sparpotenzial durch den Wechsel liegt in der sächsischen Stadt für den Single bei 442 Euro beziehungsweise 48,6 Prozent im Jahr. Anschließend folgen Jena, Konstanz, Potsdam und Cottbus (beide Brandenburg).

Sparpotenzial durch Stromanbieterwechsel (Single)
Stadt Grundversorgung Günstigster Anbieter Ersparnis
Zwickau 910€ 468€ 442€
Jena 870€ 451€ 419€
Konstanz 905€ 473€ 432€
Potsdam 767€ 415€ 352€
Cottbus 798€ 436€ 362€

Am wenigsten sparen dem Vergleichsportal zufolge die Menschen in Wolfsburg beim Wechsel. Dort betrage das Sparpotenzial für Familien lediglich 338 Euro und für Singles 57 Euro im Jahr. Gering sei es auch in Bremerhaven, Hamm oder Flensburg.

Neukundenpreise auf dem Niveau von 2019

An den Strombörsen allgemein sind die Preise derweil in den vergangenen Monaten deutlich gesunken. Der Durchschnittpreis im Januar lag an der Europäischen Strombörse EPEX bei 77 Euro je Megawattstunde (mWh). Zum Vergleich: Im Januar 2023 kostete eine Megawattstunde noch gut knapp 118 Euro. Allerdings handelt es sich dabei um die Preise am Großmarkt. Dessen Entwicklungen bemerken Verbraucherinnen und Verbraucher nicht immer direkt, da die meisten Unternehmen auf eine langfristige Beschaffung von Strom setzen.

Die Preise für Endkunden sind aber ebenfalls zurückgegangen. So betrug der durchschnittliche Angebotspreis für Neukunden gestern Verivox zufolge 25,57 Cent pro kWh (255,70 Euro pro mWh), nach 36,13 Cent (361,30 Cent pro mWh) ein Jahr zuvor. Von den Höchstständen der Energiekrise mit über 70 Cent pro kWh im September 2022 ist er damit weit entfernt.

Bereits im vergangenen Sommer waren die Tarife teils wieder so günstig wie vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Im laufenden Monat zahlen Neukunden laut Check24 sogar fast so wenig wie zuletzt 2019 - jedoch nur bei alternativen Anbietern. Zwar gab es demnach zum Jahreswechsel zwar auch 498 Fälle von Senkungen in der Grundversorgung. Doch dort könnten die Preise nun eben wieder steigen.

Mit Informationen von Till Bücker, ARD-Finanzredaktion.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 09. Februar 2024 um 08:40 Uhr.