Hochspannungsleitungen und ein Windrad
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Kosten für Strom und Gas Was ändert sich bei den Strom- und Gaspreisen?

Stand: 23.12.2023 14:11 Uhr

Ob Haushalte 2024 mehr oder weniger für Strom und Gas zahlen müssen, hängt von vielen Faktoren ab. Einige Preisbestandteile werden teurer, es gibt aber auch Preissenkungen. Lohnt es sich, einen Anbieterwechsel zu prüfen? Ein Überblick.

Für Haushaltskunden ändert sich bei den Kosten für Strom und Gas im neuen Jahr einiges. Zum Jahresende laufen die Energiepreisbremsen aus, die ab einer bestimmten Höhe den Preis für einen Großteil des Verbrauchs deckeln.

Bei Strom steigen außerdem die Netzentgelte deutlich. Bei Gas wird zum Jahresbeginn die CO2-Abgabe erhöht. Außerdem fällt bei Gas und Fernwärme am 1. März die Mehrwertsteuerermäßigung weg. Beides wird anstatt mit sieben dann wieder mit 19 Prozent besteuert.

Für einen gewissen Ausgleich sorgen die mittlerweile wieder gesunkenen Großhandelspreise für Strom und Gas. Viele Anbieter haben daraufhin zum Jahreswechsel eine Preissenkung angekündigt.

Lohnt es sich, den Anbieter zu wechseln?

Vielleicht. Die Verbraucherzentralen raten Strom- und Gaskunden jedenfalls dazu, wegen der für 2024 angekündigten Mehrkosten einen Anbieterwechsel zu prüfen. "Verbraucherinnen und Verbraucher sollten auf jeden Fall bei einem Tarifportal nachschauen, wie hoch die Wechselersparnis sein könnte", sagte die Energieexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Christina Wallraf, der Nachrichtenagentur dpa.

"Die Haushalte sollten nachsehen: Wie viel zahle ich im Moment? Was habe ich für eine Kündigungsfrist? Wie lange läuft mein Vertrag noch?" Wer mit seinem aktuellen Anbieter zufrieden sei, könne sich auch dort nach anderen Tarifen erkundigen und gegebenenfalls in einen günstigeren Tarif wechseln.

Bei Neuverträgen rät die Verbraucherzentrale zu einer Laufzeit von zwölf Monaten. Bei Bonustarifen sollten Verbraucher schauen, unter welchen Bedingungen der Bonus ausgezahlt werde. Achten sollten Verbraucherinnen und Verbraucher auch darauf, nicht an einen unseriösen Anbieter zu geraten. Haushalte könnten mit einer Internetrecherche herausfinden, ob es in der Vergangenheit Probleme mit einem Anbieter gab.

Wie entwickeln sich die Stromtarife?

Sehr unterschiedlich. Laut dem Vergleichsportal Verivox haben die Grundversorger zum Jahreswechsel in ihren Grundversorgungs- und Sondertarifen 600 Preissenkungen um durchschnittlich 13 Prozent angekündigt. "Für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden entspricht das einer Entlastung von rund 283 Euro im Jahr", erklärte Verivox-Energieexperte Thorsten Storck. Gleichzeitig wurden aber auch 83 Erhöhungen von im Schnitt sechs Prozent angekündigt.

Die Netzentgelte steigen laut dem Vergleichsportal Check24 um rund 32 Prozent. Bei einem Jahresverbrauch von 5.000 Kilowattstunden bedeute dies jährliche Mehrkosten von 163 Euro. Die Preisunterschiede zwischen Grundversorgung und alternativen Anbietern sind nach Angaben von Check24 weiterhin groß: So betrage der durchschnittliche Preis in der Grundversorgung künftig knapp 44 Cent je Kilowattstunde, bei alternativen Anbietern jedoch im Schnitt knapp 30 Cent.

Was bedeutet das für Stromkunden?

Für Haushaltskunden rechnet der Strommarktexperte Mirko Schlossarczyk vom Beratungsunternehmen Enervis in den kommenden Monaten unter normalen Umständen mit gleichbleibenden oder weiter zurückgehenden Endkundenpreisen.

"Bei Bestandskundenverträgen sollte sich dies aufgrund der unterschiedlichen Beschaffungsstrategien von Versorgern deutlicher zeigen als bei Neukundenverträgen", so Schlossarczyk. Dort seien die Preisabschläge der vergangenen Monate schon weitestgehend berücksichtigt, so dass der Effekt geringer ausfallen dürfte. Gegenläufig wirke allerdings der spürbare Anstieg der Netzentgelte. "Dieser trifft Bestands- und Neukunden ab Januar 2024 gleichermaßen."

Wie entwickeln sich die Gastarife?

Ähnlich wie beim Strom gibt es auch bei den Gas-Grundversorgern sehr viele Preissenkungen. Das Vergleichsportal Verivox hat 500 mit einer Absenkung von durchschnittlich 15 Prozent gezählt. Dem gegenüber stehen 56 Erhöhungen von im Schnitt 12 Prozent.

Das Vergleichsportal Check24 rechnet für 2024 bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden mit Gaskosten in Höhe von durchschnittlich 2.537 Euro - 17 Prozent mehr als 2023, was 370 Euro entspricht. Den größten Anteil daran habe mit 217 Euro die Wiederanhebung des Mehrwertsteuersatzes von sieben auf 19 Prozent zum 1. März.

Für höhere Kosten sorge in der Modellrechnung auch der Wegfall der Gaspreisbremse und die höhere CO2-Abgabe. Die Netznutzungsentgelte gingen dagegen leicht zurück, hieß es.

Was bedeutet das für Gaskunden?

"Die Großhandelspreise im Gasmarkt gehen derzeit deutlich zurück", sagt Gasmarktexperte Sebastian Gulbis vom Beratungsunternehmen Enervis. Was dies für die Endkundenpreise für Haushaltskunden bedeute, hänge wie beim Strom stark von der Beschaffungsstrategie der Energieunternehmen ab. Haben sich die Versorger etwa in den vergangenen zwölf Monaten immer wieder langfristige Tranchen für das kommende Jahr gesichert, könnte dies höhere Preise bedeuten als bei kurzfristigerer Beschaffung.

Grund ist, dass zu Beginn dieses Zeitraums die Preise noch deutlich höher waren als zuletzt. "Das bedeutet, im derzeit fallenden Markt kann sich ein Wechsel des Lieferanten durchaus lohnen", so Gulbis. Problematisch könnte es für ältere Verträge werden, die zum Beispiel noch Ende 2022 abgeschlossen wurden und auch im kommenden Jahr noch Gültigkeit haben. Diese lägen mitunter oberhalb der jetzt auslaufenden Preisbremsen. "Dies könnte für bestimmte Kunden hohe Kosten nach sich ziehen", sagt Gulbis.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. November 2023 um 23:45 Uhr.