Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main

Deutsche Bank Russland-Tochter mit Gewinnsprung

Stand: 21.04.2023 14:11 Uhr

2022 hat die Russland-Tochter der Deutschen Bank ihren Gewinn um 480 Prozent gesteigert. Das größte deutsche Geldhaus ist nicht das einzige ausländische Kreditinstitut, das noch auf dem russischen Markt Profite verbucht.

Die russische Tochtergesellschaft der Deutschen Bank hat ihren Gewinn im Jahr 2022 nahezu versechsfacht: Für die Profite ging es um 480 Prozent auf 5,4 Milliarden Rubel (rund 60 Millionen Euro) nach oben. Das geht aus einem unabhängigen Wirtschaftsprüfungsbericht hervor, den das Finanzinstitut veröffentlichte.

Die Bilanzsumme der russischen Tochter schrumpfte allerdings um 36,3 Prozent auf 81,6 Milliarden Rubel. Die Deutsche Bank wollte die Ergebnisse der Wirtschaftsprüfer nicht kommentieren. Die Deutsche Bank ist das jüngste Beispiel für einen ausländischen Kreditgeber, der auf dem russischen Markt hohe Gewinne verbucht. Ausländische Institute sind in das Geschäft russischer Kreditgeber eingestiegen, die unter die weitreichenden westlichen Sanktionen wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine fallen.

Hohes Zinsniveau lässt Einnahmen sprudeln

Grund für die hohen Gewinne ist auch das russische Zinsniveau. Nach dem Angriff auf die Ukraine erhöhte Russland den Leitzins zeitweise auf 20 Prozent - aktuell liegt das Zinsniveau der russischen Zentralbank niedriger bei 7,5 Prozent. Die stark gestiegenen Zinseinnahmen von mehr als sieben Milliarden Rubel kurbelten den Gewinn der Russland-Tochter aber kräftig an.

Zum Ende des vergangenen Jahres machte das Engagement der Deutschen Bank in Russland laut Geschäftsbericht 806 Millionen Euro aus und damit nur 0,2 Prozent des gesamten Kreditbuches. Ein Jahr zuvor waren es noch 1397 Millionen Euro. Und die Kreditposition soll weiter schrumpfen: Seit März 2022 baut das Frankfurter Geldhaus seine Geschäfte in Russland ab und siedelte bereits mehrere Hundert IT-Mitarbeiter aus den dortigen Tech-Standorten nach Deutschland um.

"Der Großteil des Kreditengagements bezieht sich auf große russische Unternehmen mit wesentlichen Geschäftsaktivitäten und Cash Flow außerhalb Russlands", so die Bank in dem Bericht. "Solche bestehenden Kredite können onshore von DB Moskau oder offshore von anderen Konzerneinheiten außerhalb Russlands bereitgestellt werden."

Westliche Kreditinstitute in Russland aktiv

Die Deutsche Bank ist nicht das einzige westliche Kreditinstitut, das in Russland aktiv ist. Auch die russische Tochtergesellschaft der italienischen Bank Intesa Sanpaolo (ISP.MI) verzeichnete im Jahr 2022 einen Gewinnsprung, während die österreichische Raiffeisen Bank International mehr als die Hälfte ihres Gewinns im vergangenen Jahr in Russland erzielte. Der österreichische Kreditgeber gehört neben der italienischen UniCredit zu den wichtigsten westlichen Banken in Russland. Das österreichische Institut sieht sich wegen seines Engagements in dem Land aber zunehmender Kritik ausgesetzt. Im Januar hatte die US-Sanktionsbehörde eine Untersuchung gegen Raiffeisen wegen ihrer Russland-Geschäfte eingeleitet.

Aufsichtsratsvorsitzender Erwin Hameseder warf Kritikern auf der Hauptversammlung im März ein "moralisches Schwarz-Weiß-Denken" aus einer "risikofreien Komfortzone" vor und sagte, die meisten westlichen Unternehmen hätten Russland trotz des Einmarsches in die Ukraine nicht verlassen; einen Krieg, den er als ungerechtfertigt bezeichnete. "Das ist die Realität". Raiffeisenbank-Chef Johann Strobl erklärte jedoch, dass die Bank einen Verkauf oder eine Abspaltung ihres Russlandgeschäfts verfolgen werde.

Verkauf von Russlandgeschäft

Andere Finanzinstitute haben sich dagegen bereits von ihrem Russland-Geschäft verabschiedet. So hat sich etwa das französische Geldhaus Société Générale schon im vergangenen Jahr von ihrer russischen Tochterfirma Rosbank getrennt. Die britische HSBC will den verlustreichen Verkauf ihres Russland-Geschäfts noch in der ersten Hälfte dieses Jahres abschließen.

Indes hat auch der Konsumgüterkonzern Henkel bekanntgegeben, sein Russlandgeschäft verkaufen zu können. Der Abzug aus dem Land wird dem Unternehmen jedoch viel Geld kosten. "Wir erwarten unter dem Strich einen finanziellen Verlust", sagte ein Henkel-Sprecher heute. Der Hersteller von Schwarzkopf und Persil hatte gestern erklärt, eine Vereinbarung über den Verkauf seiner russischen Geschäftsaktivitäten an ein Konsortium von lokalen Finanzinvestoren abgeschlossen zu haben. Der vereinbarte Kaufpreis betrage 54 Milliarden Rubel, das entspreche rund 600 Millionen Euro.

Dorothee Holz, Dorothee Holz, HR Frankfurt, 21.04.2023 15:49 Uhr