Russlands Außenminister Lawrow bei seiner Rede vor der UN-Generalversammlung
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Krieg gegen die Ukraine ++ Lawrow: Westen führt "direkten Kampf" gegen Russland ++

Stand: 23.09.2023 22:59 Uhr

Russlands Außenminister Lawrow hat dem Westen vorgeworfen, "direkten Krieg" gegen Russland zu führen. Ukrainische Truppen haben nach eigenen Angaben die russischen Verteidigungslinien bei Werbowe durchbrochen. Der Liveblog zum Nachlesen.

23.09.2023 • 22:59 Uhr

Ende des Liveblogs

Wir beenden an dieser Stelle den Liveblog - vielen Dank für das Interesse.

Angesichts der jüngsten Verstimmungen zwischen Polen und der Ukraine sendet der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Freundschaftssignale an die polnische Bevölkerung. Auf der Rückreise vom UN-Hauptsitz in New York legt Selenskyj einen Zwischenstopp in Polen ein und zeichnet dort zwei Vertreter der Zivilgesellschaft für ihren Einsatz aus - eine Frau und einen Mann, die die medizinische Versorgung verletzter ukrainischer Kinder sowie verwundeter Soldaten organisiert haben. Er dankt allen Polen, die der Ukraine geholfen hätten. Herausforderungen könnten die Bindungen der beiden Völker nicht erschüttern.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat den westlichen Staaten wegen ihrer Unterstützung für die Ukraine vorgeworfen, "direkt" gegen Russland zu "kämpfen". "Sie können es nennen wie Sie wollen, aber sie kämpfen mit uns, sie kämpfen direkt mit uns", sagte Lawrow am Rande der UN-Vollversammlung in New York. "Wir nennen es hybriden Krieg, aber das ändert nichts an der Wirklichkeit", fügte er hinzu und verwies auf Finanzhilfe, Bewaffnung und "Söldner" aus westlichen Ländern.

Den westlichen Staaten warf er vor, Konflikte anzuheizen und die Welt künstlich in feindliche Blöcke zu spalten. Auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ging der 73-Jährige in seinem Redebeitrag indes nicht direkt ein. Lawrow erklärte, die USA und "ihr untergeordnetes westliches Kollektiv" versuchten alles, um die Bildung einer "multipolaren Weltordnung" zu verhindern.

Als nicht zielführend bewertet Russland Vorschläge von UN-Generalsekretär António Guterres zur Wiederbelebung des aufgekündigten Abkommens zum Export ukrainischen Getreides. "Wir lehnen sie nicht ab. Sie sind einfach nicht realistisch", sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow in New York. Er betonte dabei erneut, dass Russland trotz des nun ausgesetzten Deals nicht wie eigentlich vereinbart eigenes Getreide sowie Düngemittel habe ausführen können. 

Guterres hatte Moskau vor einigen Wochen detaillierte Vorschläge gemacht, damit Russland die erneute Blockade der Häfen im Schwarzen Meer beendet und das Abkommen wieder in Kraft setzt. In einem Brief schlug der UN-Chef Lawrow vor, Moskau könne mit der Gründung einer Tochtergesellschaft durch die sanktionierte russische Landwirtschaftsbank für bestimmte Zahlungen wieder an das internationale Finanzkommunikationsnetzwerk Swift angebunden werden. In dem Schreiben ging es auch um die Versicherung russischer Schiffe bei der Ausfuhr, das Auftauen von eingefrorenem Vermögen der Düngemittel-Firmen in Europa und die Erlaubnis für russische Schiffe, in europäische Häfen einzulaufen.

Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto hat am Rande der UN-Generalversammlung seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow getroffen. "Es wäre gut, wenn dies auch andere westliche Politiker täten", zitierte ihn die staatliche ungarische Nachrichtenagentur MTI. Dann würde es mehr Hoffnung geben, dass der Krieg in der Ukraine beendet werden könne, fügte er hinzu.

Szijjarto war der einzige Spitzenpolitiker eines EU-Landes, der am Rande der UN-Generalversammlung ein Treffen mit dem Chef der russischen Diplomatie hatte. Die russische Nachrichtenagentur Tass zitierte Szijjarto aus dem Treffen mit Lawrow mit den Worten: "Ich denke, dass keine weiteren Sanktionspakete (der EU) nötig sind." Die Diskussion über Sanktionen werde stets "emotional, politisch und ideologisch" geführt. Europa habe dadurch mehr Schaden erlitten als Russland. 

Tass meldete weiter, dass Szijjarto vom 11. bis 13. Oktober Moskau besuchen werde. Dabei werde er mit dem russischen Vizeregierungschef Alexander Nowak über Energiefragen sprechen. Ungarn bezieht Erdgas und Erdöl aus Russland. Für die Ölimporte, die EU-Sanktionen unterliegen, sicherte sich Budapest eine Ausnahmeregelung. 

Nach dem Angriff auf die Halbinsel Krim hat der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes weitere Angaben zur Operation gemacht.In einem Interview mit dem Sender "Voice of America" sagte Kyrylo Budanow, dass bei dem Angriff vom Freitag neun Menschen getötet und 16 weitere verletzt worden seien. Der russische General Alexander Romantschuk befinde sich in einem "sehr ernsten Zustand". Budanows Angaben können derzeit nicht unabhängig bestätigt werden. Das russische Verteidigungsministerium hatte zunächst von einem getöteten Soldaten gesprochen, später dann aber erklärt, dass der Soldat vermisst werde.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Russland hat nach ukrainischen Angaben an der Front in der südostukrainischen Region Saporischschja sowie in der weiter nördlich gelegenen Region Dnipropetrowsk Angriffe mit sogenannten "Schahed"-Drohnen iranischer Bauart verübt. 14 von 15 russischen Drohnen wurden den ukrainischen Angaben zufolge jedoch abgeschossen.

Zudem berichtete der Gouverneur von Saporischschja, Juri Malaschko, Russland habe gestern 86 Angriffe auf 27 Siedlungen in der Region verübt. Viele der angegriffenen Orte lägen nur einige Kilometer von den Kämpfen entfertn. Ein 82-jähriger Zivilist sei durch Artilleriebeschuss zu Tode gekommen.

In der benachbarten Region Cherson berichtete Gouverneur Olexander Prokudin von mindestens einer toten Person und drei Verletzten durch russischen Beschuss. Ins Visier genommen habe Moskau etwa die Regionalhauptstadt Cherson, sagte Prokudin. Getroffen worden seien Wohnviertel sowie medizinische- und Bildungseinrichtungen, außerdem von der Regierung eingerichtete Verteilstellen für Nahrungsmittel und Getränke, Einrichtungen der kritischen Infrastruktur und ein Gefängnis. Unabhängig überprüfen lassen sich die ukrainischen Angaben derzeit nicht.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Eine Zusammenfassung der aktuellen Ereignisse im Angriffskrieg gegen die Ukraine

Mathea Schülke, WDR, tagesschau, 23.09.2023 13:45 Uhr

Die ukrainische Armee hat nach Angaben ihres verantwortlichen Generals die russischen Verteidigungslinien im Süden der Ukraine durchbrochen. "An der linken Flanke" in der Nähe des Dorfes Werbowe in der Region Saporischschja "haben wir einen Durchbruch und wir rücken weiter vor", sagte Oleksandr Tarnawskiji dem US-Fernsehsender CNN. Der General, der die ukrainische Gegenoffensive anführt, räumte zugleich ein, dass der Fortschritt sich langsamer einstelle als erhofft. "Nicht so schnell wie erwartet, nicht wie in den Filmen über den Zweiten Weltkrieg", sagte Tarnawskiji.

Die Ukraine hatte ihre Gegenoffensive zur Rückeroberung von Gebieten unter russischer Kontrolle im Juni begonnen. Nur langsam kamen erste Erfolgsmeldungen, doch in jüngster Zeit vermeldete Kiew strategische Fortschritte, vor allem in der Region Saporischschja.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Ein nach Norwegen geflohener Ex-Kommandeur der Söldner-Truppe Wagner ist nach Angaben seines Anwalts unter dem Vorwurf des illegalen Grenzübertritts nach Russland festgenommen worden. Es handele sich aber um ein Missverständnis, erklärte der norwegische Anwalt Brynjulf Risnes. Sein Mandant Andrej Medwedew habe nicht die Absicht gehabt, die Grenze zu überqueren. Er habe lediglich die Stelle der Grenze finden wollen, über die er im Januar nach Norwegen geflohen sei. Medwedew sei nicht einmal in der Nähe der Grenze gewesen, sondern sei im Taxi von der Polizei angehalten worden.

Die Ausreise aus Norwegen nach Russland ist nur an dafür vorgesehenen Grenzposten erlaubt. Medwedew hatte erklärt, er wolle in Norwegen Asyl beantragen, weil er in Russland um sein Leben fürchten müsse.

Im Streit um den Getreidehandel hat der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki seine Kritik an den jüngsten Äußerungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei der UN-Generaldebatte verschärft. "Ich möchte Präsident Selenskyj sagen, dass er die Polen nie wieder beleidigen darf, wie er es neulich während seines Auftritts bei den Vereinten Nationen getan hat", sagte der nationalkonservative Politiker nach Angaben der Agentur PAP am Freitagabend in Swidnik. Die Polen würden dies niemals zulassen, warnte der 55-Jährige.

Die EU-Kommission hatte kürzlich beschlossen, Handelseinschränkungen für ukrainische Getreideexporte aufzuheben. Polen hält indes an einem Importverbot fest. In Anspielung darauf sagte Selenskyj bei der UN-Generaldebatte: "Es ist alarmierend zu sehen, wie einige unserer Freunde in Europa ein politisches Theater der Solidarität spielen und einen Thriller aus dem Getreide machen."

Bei dem gestrigen Angriff auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte will die Ukraine auch hochrangige Marineoffiziere getötet haben. Der Raketenbeschuss hat sich nach Angaben der ukrainischen Armee während eines Treffens der russischen Marineführung ereignet. Dutzende Besatzer seien getötet und verletzt worden, hieß es weiter. Details des Angriffs würden bald veröffentlicht werden, erklärte das Militär in Kiew.

Gestern hatte die Ukraine das russische Hauptquartier in Sewastopol angegriffen. Nach Angaben der russischen Besatzungsbehörden auf der Krim brach durch den Angriff ein Feuer aus, ein russischer Soldat sei vermisst.

Andrea Beer, ARD Kiew, tagesschau, 23.09.2023 11:57 Uhr
Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Auf der annektierten Halbinsel Krim hat es erneut Explosionen gegeben. "Achtung! Raketengefahr!", schrieb der russische Besatzungschef des Gebiets, Michail Raswoschajew, einen Tag nach dem ukrainischen Angriff auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte auf Telegram. "Vorläufigen Informationen zufolge war in Sewastopol die Luftverteidigung im Einsatz."

Im Bezirk, in dem die Schwarzmeerflotte ihren Hauptstützpunkt hat, seien Raketentrümmer herabgefallen, ergänzte Raswoschajew am Morgen. Weiter wies er die Bevölkerung an, die Fenster zu schließen und sich nicht in ihrer Nähe aufzuhalten, Autos und öffentliche Verkehrsmittel zu verlassen und sich an einen sicheren Ort zu bringen. Wenig später erklärte er, die Gefahr sei vorbei.

In sozialen Medien wurden Fotos von einer Rauchwolke am Himmel geteilt. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass es in dem betroffenen Bereich ein russisches Munitionslager geben soll. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben bislang nicht.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Seit der russischen Invasion sind nach britischen Angaben drei aufeinander folgende Kommandeure von Russlands angesehenster Luftlandedivision getötet worden oder sind aus dem Dienst ausgeschieden. Vasily Popow und Konstantin Zizevsky seien gestorben, während Pytor Popow aus dem Dienst ausgetreten sei. Das teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Die Situation des 247. Regiments zeige die extremen Verluste und den hohen Personalwechsel im russischen Militär, sogar auf der höheren Ebene, so das Ministerium.

Durch einen russischen Luftangriff ist in der zentralukrainischen Stadt Krementschuk offiziellen Angaben zufolge mindestens ein Mensch getötet worden. Weitere 31 Menschen seien verletzt worden, darunter drei Kinder, teilte der Militärgouverneur der Region Poltawa, Dmytro Lunin, auf Telegram mit. Nach seinen Angaben feuerten die Russen mehrere Raketen auf das südöstlich von Kiew gelegene Krementschuk ab. Eines der Geschosse habe von der Luftverteidigung abgewehrt werden können, ein anderes jedoch habe ein ziviles Gebäude getroffen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben laut einem Zeitungsbericht rund 3.500 russische Männer im wehrfähigen Alter einen Asylantrag in Deutschland gestellt. Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Abgeordneten Clara Bünger hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt.

Demnach hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bisher über mehr als 1.500 der Anträge entschieden. Etwa 90 Personen erhielten einen Schutzstatus. Bei rund 1.100 Anträgen sei aufgrund der Dublin-Regelung ein anderer EU-Mitgliedsstaat für das Asylverfahren zuständig.

Kanadas Premierminister Trudeau hat dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj weitere 650 Millionen kanadische Dollar versprochen. Die EU stellt 1,5 Milliarden Euro für den Wiederaufbau bereit. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 23. September 2023 um 04:58 Uhr.