Rauch über dem Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte

Krieg gegen die Ukraine Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte getroffen

Stand: 22.09.2023 16:33 Uhr

Attacke auf eine der wichtigsten Kommandozentralen des russischen Angriffskriegs: Eine ukrainische Rakete traf auf der Krim das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte. Offenbar gab es auch eine massive Cyberattacke.

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte auf der annektierten Halbinsel Krim angegriffen - und getroffen. "Am 22. September, gegen 12.00 Uhr, haben die ukrainischen Verteidigungskräfte einen erfolgreichen Angriff auf das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte Russlands im vorübergehend besetzten Sewastopol ausgeführt", teilte der Pressestab der ukrainischen Armee im Onlinedienst Telegram mit.

"Große Bedeutung, symbolisch und militärisch", Vassili Golod, ARD Kiew, zum Angriff auf das russische Hauptquartier der Schwarzmeerflotte

tagesthemen, 22.09.2023 21:45 Uhr

Zuvor hatten russische Behörden gemeldet, das Hauptquartier sei "bei einem feindlichen Raketenangriff" getroffen worden, wodurch ein Feuer ausgebrochen sei. Der von Moskau eingesetzte Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, machte auf Telegram keine Angaben zu den Schäden, warnte aber vor weiteren Angriffen.

Dem Verteidigungsministerium in Moskau zufolge schoss das russische Luftabwehrsystem fünf Raketen ab.

Offenbar schwere Schäden am Gebäude

Bilder in sozialen Netzwerken zeigten eine dicke Rauchwolke, die aus dem Gebäude aufstieg. Der oppositionelle Telegram-Kanal "Crimeanwind" berichtete unter Berufung auf Augenzeugen von mehreren schweren Explosionen. Auf einem auf Telegram verbreiteten Foto waren schwere Schäden an dem Gebäude zu erkennen.

Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Tass lagen nach dem Angriff Trümmer noch mehrere Hundert Meter entfernt vom Einschlag. Viele Krankenwagen sei zum Unglücksort unterwegs gewesen.

Angaben zu Todesopfern unklar

Das russische Militär meldete zunächst einen Toten, korrigierte diese Angaben aber später und sprach nur noch von einem Vermissten. In den regionalen Telegram-Kanälen ist zudem von sechs "zu Schaden Gekommenen" die Rede. Es ist unklar, ob es sich dabei um Tote oder Verletzte handelt. Offiziell bestätigt ist diese Zahl nicht. Gouverneur Raswoschajew erklärte, unter der Zivilbevölkerung habe es keine Opfer gegeben.

Die Behörden sperrten das Zentrum der Hafenstadt ab und baten Anwohner, ihre Häuser nicht zu verlassen oder den nächstgelegenen Schutzkeller aufzusuchen. Der ausgerufene Luftalarm wurde inzwischen beendet.

Nach dem Angriff sei die Krim zudem zum Ziel einer "beispiellosen" Cyberattacke geworden, erklärte ein Berater des Krim-Gouverneurs. Der Angriff richte sich gegen die Internetdienstleister auf der Halbinsel.

Schwarzmeerflotte beschießt regelmäßig ukrainisches Gebiet

Im Hafen von Sewastopol befindet sich eines der Kommandozentren für Russlands Krieg gegen die Ukraine. Von dort werden die russischen Besatzungstruppen im Süden der Ukraine versorgt, Schiffe der Schwarzmeerflotte beschießen regelmäßig mit Raketen ukrainisches Gebiet.

Russland hatte die Krim 2014 annektiert. Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine war die Halbinsel immer wieder Ziel von Angriffen, die sich zuletzt verstärkten. Kiew hat wiederholt betont, die Krim zurückerobern zu wollen.

Björn Blaschke, ARD Moskau, zzt. Köln, tagesschau, 22.09.2023 14:36 Uhr