Wolodymyr Selenskyj spricht mit Rafael Gross, Generaldirektor der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA).
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Ukraine-Krieg und die Folgen ++ Selenskyj empfängt IAEA-Mission in Kiew ++

Stand: 30.08.2022 19:54 Uhr

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat die IAEA-Fachleute getroffen, die zum AKW Saporischschja reisen sollen. Den russischen Truppen mangelt es laut britischen Geheimdienstinformationen an Personal und Versorgung. Alle Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.

31.08.2022 • 23:44 Uhr

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Die Ukraine will die historische Altstadt von Odessa am Schwarzen Meer auf die Liste der Welterbestätten der Unesco setzen lassen. Die für ihre Architektur berühmte Stadt sei bereits von Bombardements getroffen worden und liege nur einige dutzend Kilometer von der Front im Ukraine-Krieg entfernt, erklärte die Unesco in Paris. 

Der ukrainische Kulturminister Oleksander Tkatschenko erkärte bei einem Besuch bei der Unesco in Paris: "Odessa ist in Gefahr." Es gebe häufige Bombardements. Odessa ist insbesondere für seine monumentalen Treppen bekannt. Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine war die Stadt von Anfang an ein strategisch wichtiges Ziel für Moskau.

Die Unesco will nun die ukrainische Anfrage zu Odessa dringlich prüfen und die Stadt möglicherweise auch auf die Liste des bedrohten Welterbes setzen. Gleiches gelte für Kiew und Lwiw.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Experten der Internationalen Atomenergieagentur IAEA in Kiew empfangen. "Das Eintreffen der IAEA-Mission in der Ukraine ist heute sicherlich eine der wichtigsten Sicherheitsfragen der Ukraine und der Welt", sagte er gemäß einem Video, das im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt wurde. Selenskyj nannte eine "unverzügliche Entmilitarisierung" des von Russland besetzten Atomkraftwerks Saporischschja in der Südukraine als Ziel. Es solle eine demilitarisierte Zone um das Kraftwerk herum geschaffen werden. "Und ein Übergang des AKWs unter die Kontrolle des ukrainischen Staats", betonte Selenskyj. Nur so seien alle atomaren Risiken ausschließbar.

Die 14 Fachleute unter Leitung des IAEA-Chefs Rafael Grossi sollen über die Frontlinie zum AKW in das russisch kontrollierte Gebiet reisen. Ihre Aufgabe ist, den Zustand des Kraftwerks zu überprüfen. Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar geriet das AKW Anfang März unter Kontrolle der russischen Armee.

Wegen des Sprayens einer Botschaft gegen den russischen Einmarsch in der Ukraine sind in der Schweiz drei Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot kurzzeitig festgenommen worden. Wie die Polizei von Bern mitteilte, wurde sie am Vortag kurz vor Mitternacht in das Dorf Wabern nahe der Schweizer Hauptstadt gerufen. "Vor Ort nahmen wir drei Frauen fest, die Spraydosen bei sich hatten." Die drei Frauen wurden den Angaben zufolge noch in der Nacht wieder freigelassen. Ob formelle Ermittlungen gegen sie eingeleitet werden, hänge davon ab, ob der Eigentümer der besprühten Wand Klage einreicht.

Die Band Pussy Riot war mit einer Protestaktion 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale bekannt geworden. Dort führte die Gruppe ein "Punk-Gebet" auf, in dem sie Kreml-Chef Wladimir Putin offen kritisierte. Mehrere Bandmitglieder wurden anschließend zu Haftstrafen verurteilt. Inzwischen lebt die Band im Exil. Sie ist derzeit auf Europa-Tournee, um Geld zur Unterstützung der Ukraine zu sammeln und gegen die russische Invasion im Nachbarland zu protestieren.

Frankreich muss sich laut Finanzminister Bruno Le Maire darauf vorbereiten, in einem strengen Winter womöglich komplett von russischen Gaslieferungen abgeschnitten zu werden. Die Regierung in Paris prüfe Optionen, die Netze in Frankreich und Spanien besser zu verbinden. Er fordert die EU zudem auf, den Strommarkt zu reformieren. Die Strom- und Gaspreise müssten entkoppelt werden.

Die EU-Staaten wollen die ukrainischen Streitkräfte künftig koordiniert ausbilden. Darauf verständigten sich die Verteidigungsminister der 27 Mitgliedstaaten, wie der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mitteilte. "Es laufen viele Trainigs-Initiativen, aber der Bedarf ist enorm, und wir müssen sicherstellen, dass diese Bemühungen kohärent sind", sagte der spanische Politiker vor Journalisten. Darin seien sich die Minister einig. Entsprechend solle nun die Arbeit beginnen, um Parameter für die Hilfen aufzustellen.

Das Bundesinnenministerium ist beunruhigt über gefälschte und täuschend echt aussehende Medienwebseiten mit pro-russischen Desinformationen rund um den Ukraine-Krieg. Ein Ministeriumssprecher teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit: "Wir haben mit Sorge zur Kenntnis genommen, dass über Fake-Accounts in bestimmten sozialen Medien täuschend echt aussehende, allerdings gefälschte Webauftritte von etablierten Nachrichtenseiten verlinkt werden."

Dort werden demnach erfundene Nachrichten und gefälschte Videos verbreitet. "Diese verfolgen das Ziel, Vertrauen in Politik, Gesellschaft und staatliche Institutionen zu untergraben. Die aktuelle Berichterstattung zeigt exemplarisch das Ausmaß pro-russischer Propaganda und Desinformation in Deutschland", hieß es von dem Sprecher weiter. Die News-Plattform "T-Online" und das ZDF hatten zuvor von einer pro-russischen Desinformationskampagne in sozialen Medien berichtet.

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht geht von einer schnellen Einigung mit Griechenland im Ringtausch bei Waffen für die Ukraine aus. Sie sei "sehr optimistisch", dass es bald eine Vereinbarung mit Griechenland geben könne, sagte die SPD-Politikerin am Rande der Klausurtagung in Meseberg.

Man habe zudem Polen Angebote gemacht und sei "jederzeit" bereit, darüber zu reden, sagte sie mit Blick auf polnische Äußerungen, dass man das deutsche Angebot für wenig attraktiv halte. Beim Ringtausch bietet Deutschland vor allem Panzer aus Bundeswehr oder Industriebeständen an, damit osteuropäische Partner ihre alten Panzer aus Sowjetzeiten an die Ukraine liefern.

Die Bundesregierung will die Grundlinien ihrer Sicherheitspolitik in einer Nationalen Sicherheitsstrategie neu definieren. Der russischen Angriffskrieg auf die Ukraine habe "gravierende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir unsere nationale Sicherheit denken müssen", sagte Kanzler Olaf Scholz (SPD) bei den ersten Beratungen des Kabinetts über die neue Strategie in Meseberg bei Berlin.

Das Konzept solle alle Facetten des Sicherheitsbegriffs umfassen, zum Beispiel auch die Versorgung mit Energie und Rohstoffen, den Erhalt der sozialen Marktwirtschaft oder eine starke Bildung und Forschung.

Es ist das erste Mal, dass eine Bundesregierung eine umfassende nationale Sicherheitsstrategie erstellt. Geplant war sie schon vor dem Ukraine-Krieg, der eine Kehrtwende in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik brachte. Nun soll die Bundeswehr massiv aufgerüstet werden. Auch mit den Waffenlieferungen in die Ukraine brach die Regierung ein Tabu.

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) sieht kaum noch Möglichkeiten, Waffen aus Bundeswehrbeständen für den Kampf gegen Russland in die Ukraine zu schicken. "Ich muss zugeben als Verteidigungsministerin, (...) da kommen wir an die Grenzen dessen, was wir aus der Bundeswehr abgeben können", sagte die SPD-Politikerin bei der Kabinettsklausur in Meseberg bei Berlin. Die Bundeswehr müsse die Landes- und Bündnisverteidigung gewährleisten können. Sie werde als Verteidigungsministerin sehr genau darauf achten, dass das weiterhin der Fall ist, betonte sie.

Die Bundeswehr hat unter anderem mehrere Panzerhaubitzen sowie Mehrfachraketenwerfer an die Ukraine abgegeben. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), hatte vor wenigen Tagen gefordert, die Ukraine weiterhin aus den Beständen der Bundeswehr mit Waffen zu versorgen. Sie nannte konkret Marder-Schützenpanzer, für die die Bundeswehr dann später Ersatz von der Industrie bekommen könnte.

Papst Franziskus wehrt sich gegen Kritiken, die seine Aussagen zum Krieg in der Ukraine als politische Botschaften werten. Zugleich benannte der Vatikan erstmals Russland direkt ans Initiator des mittlerweile mehr als sechs Monate währenden Krieges, wie aus einer Mitteilung des Heiligen Stuhls hervorgeht. "Was den großangelegten Krieg in der Ukraine betrifft, der von der Russischen Föderation begonnen wurde, sind die Aussagen des Heiligen Vaters Franziskus klar und eindeutig", hieß es in der Erklärung. Der Krieg sei "zu verurteilen als moralisch ungerecht, inakzeptabel, barbarisch, sinnlos, widerwärtig und gotteslästerlich".

Das Oberhaupt der katholischen Kirche wolle mit seinen Bemerkungen vor allem für den Frieden werben. "Die Worte des Heiligen Vaters in dieser dramatischen Frage sind zu verstehen als eine Stimme, die sich erhebt zur Verteidigung des menschlichen Lebens und der damit verbunden Werte und nicht als politische Stellungnahme." Seit Ausbruch der Kampfhandlungen im Februar ermahnt der Pontifex die Kriegsparteien zu einer Waffenpause. Er geriet in die Kritik, weil er in Aussagen nach dem Kriegsbeginn Russland als Kriegspartei nicht nannte.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) will beim Treffen mit ihren EU-Kolleginnen und Kollegen in Prag mit einem Kompromissvorschlag den Streit um einen möglichen Visa-Stopp für russische Bürger lösen. "Ich glaube, dass wir in Prag eine gute Lösung finden können", sagte Baerbock bei der Kabinettsklausur der Bundesregierung auf Schloss Meseberg. Ihr Vorschlag, nur die Regeln für Visa-Erleichterungen und die Erteilung von Mehrfach-und Mehrjahresvisa auszusetzen, könne dabei "eine gute Brücke" sein. 

Die EU-Außenminister tagen Dienstag und Mittwoch in Prag. Einige Mitgliedstaaten fordern, wegen des russischen Angriffs in der Ukraine keine Visa mehr an russische Touristen auszustellen. Andere Regierung sind gegen diesen Schritt.

EU-Staaten haben eine Spende von fünf Millionen Kaliumjodidtabletten an die Ukraine angekündigt. "Deutschland wäre dafür verantwortlich, die Tabletten an die Ukraine zu liefern", sagte ein Sprecher der Europäischen Kommission. Sie sollen als vorbeugende Maßnahme zum Schutz der Menschen in der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja dienen. Es gab zuletzt wieder Explosionen rund um das von der russischen Besatzungsverwaltung eingenommene AKW, wie es von russischer Seite hieß.

Die Ukraine habe vergangenen Freitag eine Anfrage an die Europäische Union gestellt, sie mit Jodtabletten zu unterstützen, so die EU-Kommission. Die Tabletten sollen für den Fall genutzt werden, wenn Radioaktivität aus dem AKW austritt. So solle verhindert werden, dass sich eingeatmetes oder verschlucktes radioaktives Jod in der Schilddrüse absetze. Aus EU-Reserven werden fünf Millionen Tabletten beigesteuert, weitere 500.000 kommen aus Österreich.

Nach dem Beginn einer Großoffensive in der Südukraine hält sich das ukrainische Militär mit Meldungen zur Lage zurück. Die Pressesprecherin des Südkommandos der ukrainischen Armee, Natalija Humenjuk, sprach von Positionskämpfen in den Gebieten Mykolajiw und Cherson. Dies sei durch vorhergehende Umgruppierungen der russischen Armee verursacht worden. Es sei dabei noch zu früh von möglichen zurückeroberten Orten zu reden. "Es finden gerade Kämpfe statt und diese erfordern eine Informationsruhe." Tags zuvor hatte Humenjuk den Start einer seit Juni angekündigten Offensive der ukrainischen Streitkräfte auf dem rechten Ufer des Fluss Dnipro verkündet.

Die Strahlungswerte an dem mehrfach unter Beschuss geratenen ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja sind nach russischen Angaben weiterhin normal. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte weiter mit, ukrainische Streitkräfte hätten auf das AKW-Gelände zwei Artilleriegeschosse abgefeuert. Außerdem sei eine abgeschossene ukrainische Drohne auf das Dach eines Gebäudes gestürzt, in dem Kernbrennstoffe und radioaktiver Abfall lagerten.

Ukraine-Krieg: Erneuter Beschuss am AKW Saporischschja und Gegenoffensive der Ukraine im Süden

Jens Eberl, WDR, tagesschau 14:00 Uhr

Das ukrainische Militär setzt im Abwehrkampf gegen die russischen Invasoren laut einem Bericht der "Washington Post" auch Waffenattrappen ein, um die Angreifer zu täuschen. Dabei gehe es etwa um hölzerne Nachbildungen moderner US-Raketensysteme, schrieb die Zeitung unter Berufung auf ungenannte hochrangige Beamte aus den USA und der Ukraine. Auf diese Weise seien die russischen Streitkräfte dazu gebracht worden, teure Marschflugkörper vom Typ Kalibr auf harmlose Replikate zu verschwenden.

Das Blatt habe auch Fotos dieser Scheinziele begutachten können, hieß es weiter. Russische Drohnen, die den Standort der vermeintlichen Raketensysteme an die Flotte im Schwarzen Meer übermittelten, könnten die Attrappen nicht von echten Artilleriebatterien unterscheiden. "Wenn die Drohnen die Batterie sehen, ist diese wie ein VIP-Ziel", zitierte die Zeitung einen ukrainischen Offiziellen. Nach einigen Wochen hätten die Attrappen bereits mindestens zehn Kalibr-Raketen in die Irre geleitet.

Nach einem ukrainischen Angriff auf russisch besetztes Gebiet rund um die Stadt Cherson ist dort auch am Dienstag weiter gekämpft worden. Das Büro des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj teilte mit, es seien Munitionslager und alle großen Brücken über den Fluss Dnipro zerstört worden.

Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldete am Morgen fünf Explosionen in Cherson, mutmaßlich verursacht durch Flugabwehrsysteme. Unabhängig konnten die Angaben zunächst nicht überprüft werden.

Das südliche Einsatzkommando des ukrainischen Militärs erklärte, man habe eine Pontonbrücke über den Dnipro zerstört, die die Russen gerade bauen wollten. Außerdem habe man mit Artilleriebeschuss ein Dutzend Kommandoposten in der Region Cherson getroffen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Brüsseler Vorstoß für eine gemeinsame EU-Ausbildungsmission für die Ukraine stößt bei mehreren Mitgliedstaaten auf Skepsis. Österreich und Luxemburg äußerten sich bei einem EU-Verteidigungsministertreffen in Prag kritisch zur Initiative des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell, die Einstimmigkeit erfordern würde. Bisher unterstützen die EU-Staaten die Ukraine bilateral.

Die österreichische Verteidigungsministerin Klaudia Tanner sagte in Prag, es seien noch "sehr viele Fragen offen - was die Rechtsgrundlagen anbelangt, aber auch den Umfang der Mission, den Inhalt der Mission". Die bisherigen Militärmissionen - etwa auf dem Balkan oder in Mali - fanden alle außerhalb von EU-Gebiet statt. Der luxemburgische Verteidigungsminister François Bausch betonte, es gehe womöglich "schneller und flexibler auf bilateraler Ebene unter Koordinierung der EU" als mit einer echten Ausbildungsmission, deren Aufstellung Monate brauche.

Die tschechische Verteidigungsministerin und amtierende EU-Ratsvorsitzende Jana Cernochova warb für eine stärkere militärische Unterstützung der Ukraine. Positiv zu einer EU-Ausbildungsmission äußerten sich die Slowakei, die Niederlande und Finnland. Ein formeller Beschluss wurde bei dem informellen Treffen noch nicht erwartet.

Russischen Gasexporten nach Europa über die Pipeline Nord Stream 1 steht nach Darstellung des Kreml nichts im Wege, außer technischen Problemen, die durch westliche Sanktionen verursacht worden seien. Das erklärte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Der russische Energieriese Gazprom hatte angekündigt, ab Mittwoch die Pipeline für drei Tage wegen Wartungsarbeiten zu schließen. Die EU wirft der Moskau vor, Kürzungen bei den Gaslieferungen als Wirtschaftswaffe einzusetzen. Russland weist dies von sich.

Unbekannte haben einen Brandanschlag auf einen Leipziger Kindergarten verübt, in dem geflüchtete Kinder aus der Ukraine betreut werden. Die Täter beschädigten die Eingangstür der Kita mit einem unbekannten Brandmittel, wie das sächsische Landeskriminalamt (LKA) in Dresden mitteilte. Ein Feuer brach nicht aus, es kam auch niemand zu Schaden. Die Ermittler schließen eine politisch motivierte Tat nicht aus. Das polizeiliche Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum im LKA übernahm daher neben der Staatsanwaltschaft Leipzig die Ermittlungen wegen versuchter Brandstiftung.

Die Ermittler prüfen den Angaben zufolge einen möglichen Zusammenhang mit einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Leipzig vor wenigen Tagen. Unbekannte Täter warfen dort in der Nacht zum Samstag Gegenstände gegen die Hauswand. Das Gebäude wurde leicht beschädigt, ein kleines Feuer gelöscht. Verletzt wurde niemand.

Russland hat Forderungen in der Europäischen Union (EU) nach einem Visa-Stopp für russische Touristen kritisiert. Solche Vorschläge seien irrational und ein weiteres Zeichen für die anti-russische Agenda des Westens, erklärte das Präsidialamt in Moskau. Die EU-Außenminister werden am Mittwoch bei einem Treffen in Prag über die Forderungen vor allem baltischer Mitgliedsstaaten diskutieren, Russen Touristenvisa zu verweigern.

Die Organisation Pro Asyl und die Landesflüchtlingsräte haben vor der Abschiebung von Kriegsflüchtlingen ohne ukrainischen Pass gewarnt. Ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn liefen diese Menschen Gefahr, wegen neuer Regelungen ab 1. September in die Duldung zu fallen und abgeschoben zu werden, hieß es der Nachrichtenagentur AFP zufolge in einer Erklärung.

Die Organisationen verwiesen auf Zahlen des Bundesinnenministeriums, wonach 97 Prozent der aus der Ukraine nach Deutschland geflohenen Menschen einen ukrainischen Pass hätten. "Somit haben circa drei Prozent, rund 29.000 Menschen, bislang nicht die Sicherheit des vorübergehenden Schutzes - und sollen ihn nach dem Willen des Bundesinnenministeriums auch weiterhin nicht bekommen."

Bis 31. August dürften sie mit Hilfe einer Übergangsregelung noch ohne Visum und ohne einen Aufenthaltstitel in Deutschland leben. "Wer sich dann länger als 90 Tage in Deutschland aufgehalten und noch keine Aufenthaltserlaubnis hat, wird ausreisepflichtig und könnte abgeschoben werden", hieß es in der Erklärung. Über einen rechtzeitigen Antrag auf eine Aufenthaltserlaubnis könne wenigstens bis zur Entscheidung darüber der Aufenthalt legal bleiben.

Das erste von den Vereinten Nationen mit auf den Weg gebrachte Schiff mit ukrainischem Getreide für Äthiopien an Bord soll am Zielort eingetroffen sein. Das meldet die Nachrichtenagentur epd unter Bezug auf das Welternährungsprogramm (World Food Programme, WFP). Nachdem das Schiff im ostafrikanischen Dschibuti angelegt habe, müsse die Fracht nun weiter nach Äthiopien transportiert werden, teilte der WFP-Exekutivdirektor David Beasley demnach mit. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine war die Ausfuhr von Weizen aus dem osteuropäischen Land lange blockiert worden.

Wie das WFP zudem mitteilte, hat inzwischen auch ein Schiff mit Weizen für den Jemen die Ukraine verlassen. Die "Karteria" mit 37.000 Tonnen Ladung sei vom Hafen in Juschni aus in See gestochen. Das gecharterte Schiff werde einen Stopp in der Türkei einlegen, wo der Weizen gemahlen werden soll. Im Jemen sollen knapp vier Millionen Menschen jeweils 50 Kilogramm Mehl erhalten. Millionen Menschen in dem Land leiden Hunger.

Russland verurteilt die Zerstörung von Monumenten aus der Sowjet-Zeit in den baltischen Staaten. Was derzeit in Estland, Lettland und Litauen geschehe, sei inakzeptabel für Russland, erklärte das Außenministerium der Nachrichtenagentur Reuters zufolge. Die Entwicklung werde die bilateralen Beziehungen zu den drei EU- und NATO-Staaten beeinträchtigen. In den drei Ländern gebe es einen "russophoben" Ansatz, ethnische Russen würden als "Menschen zweiter Klasse" behandelt.

In der lettischen Hauptstadt Riga sowie in Estland - an der Grenze zu Russland - waren zuletzt Denkmäler abmontiert worden.

Kräne entladen einen sowjetischen T-34-Panzer, der als Denkmal in Narwa aufgestellt wurde.

Kräne entladen einen sowjetischen T-34-Panzer, der als Denkmal in Narwa aufgestellt wurde. (aufgenommen am 16. August 2022)

An einem umfassenden Manöver der russischen Streitkräfte im Osten des Landes werden auch chinesische Truppen teilnehmen. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, an der Übung "Wostok 2022" - übersetzt: "Ost 2022" - seien außerdem Soldaten aus mehreren Ex-Sowjetrepubliken, aus Indien, Laos, der Mongolei, Nicaragua und Syrien beteiligt. Mehr als 50.000 Soldaten, 140 Flugzeuge und 60 Kriegsschiffe sollen eingesetzt werden.

Die gemeinsame Übung spiegelt die zunehmend engen Beziehungen in der Verteidigung zwischen Moskau und Peking wider. Bereits im vergangenen Jahr fand ein gemeinsames Manöver zum ersten Mal auf chinesischem Boden statt. Russland hatte Ende Juli erklärt, das nun bevorstehende Monöver sei Teil eines geplanten Kampftrainings, das trotz des militärischen Einsatzes in der Ukraine fortgesetzt werde. Es soll vom 1. bis zum 7. September stattfinden.

Deutschland unterstützt laut der Nachrichtenagentur dpa einen Vorschlag für ein EU-Engagement zur Ausbildung ukrainischer Streitkräfte. "Es ist klar, dass es eine stärkere Koordinierung der Maßnahmen der Ausbildung, aber auch der Unterstützung allgemein braucht", sagte Verteidigungsstaatssekretärin Siemtje Möller in Prag. Wie das ausgestaltet werden soll, werde nun Gegenstand von Gesprächen sein.

Als relevante Ausbildungsthemen nannte Möller den Bereich Luftverteidigung und Artillerie. "Das ist für uns als Deutschland ein möglicher Schwerpunkt", erklärte sie mit Blick auf bereits laufende Schulungen für ukrainische Soldaten in Deutschland. Zudem habe man bereits einen Vorschlag mit den Niederlanden erarbeitet, wie man im Bereich Minenabwehr die Ausbildung verstärken könnte.

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte jüngst der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell ein neues Programm zur Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte ins Gespräch gebracht.

In der ostukrainischen Stadt Charkiw sind nach Angaben des dortigen Gouverneurs durch russischen Beschuss mindestens vier Personen ums Leben gekommen. Vier weitere Personen seien verletzt worden, schreibt Gouverneur Oleh Synehubow auf seinem Telegram-Kanal. Russland weist Vorwürfe zurück, bei seinem als militärische Spezialoperation bezeichneten Vorgehen in der Ukraine Zivilisten ins Visier zu nehmen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

In der von Russland besetzten ukrainischen Region Cherson sind nach Angaben aus Kiew "schwere Kämpfe" ausgebrochen. Es habe "den ganzen Tag und die ganze Nacht über starke Explosionen" gegeben, erklärte das Büro von Präsident Wolodymyr Selenskyj. "Fast das gesamte Gebiet" der Region Cherson sei betroffen.

Die ukrainischen Streitkräfte hätten "Offensiven in unterschiedliche Richtungen" gestartet, hieß es aus Kiew weiter. Das britische Verteidigungsministerium erklärte in einer Sicherheitsmitteilung, der "Umfang des ukrainischen Vorstoßes" könne zwar nicht bestätigt werden. Die ukrainische Armee habe aber das "Artillerie-Feuer an Frontabschnitten in der ganzen Südukraine erhöht", um russische Versorgungslinien mit "Präzisionsschlagen mit hoher Reichweite" zu unterbrechen.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Die russischen Besatzer um die südukrainische Stadt Cherson leiden nach Angaben von Militärexperten trotz erheblicher Verstärkungen unter Personal- und Nachschubproblemen. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums hervor. Ob die Russen der kürzlich gestarteten ukrainischen Gegenoffensive in der Region standhalten könnten, hänge entscheidend davon ab, ob sich eine Neuorganisation der Invasionstruppen bewähre, hieß es in der Mitteilung des Verteidigungsministeriums in London weiter.

"Seit Anfang August hat Russland erhebliche Anstrengungen unternommen, um seine Kräfte am Westufer des Flusses Dnipro um Cherson herum zu verstärken", hieß es in der Mitteilung auf Twitter. Dabei seien die Einheiten im Süden wohl durch Komponenten aus dem Osten ergänzt worden. Das lege eine grundsätzliche Neuorganisation der Kommandostrukturen nahe. Die meisten Einheiten um Cherson seien jedoch wohl weiterhin unterbesetzt und hingen von brüchigen Nachschublinien per Fähre und Pontonbrücken ab.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell rechnet mit einer Genehmigung für ein militärisches Ausbildungsprogramm der Europäischen Union für die Ukraine. "Ich denke, wir werden dazu heute eine grundsätzliche politische Einigung erzielen", sagt Borrell vor einem Treffen der EU-Verteidigungsminister in Prag, ohne Einzelheiten zu nennen.

Der Standort und die rechtliche Grundlage des Einsatzes sind noch unklar. Mehrere EU-Länder bilden ukrainische Soldaten ab Waffen aus, die westliche Länder an das Land liefern.

Die von Russland eingesetzte Verwaltung in der ukrainischen Stadt Enerhodar meldet einen erneuten Beschuss des Geländes, auf dem das Atomkraftwerk Saporischschja liegt. Es habe zwei Explosionen in der Nähe eines Lagergebäudes für abgebrannte Brennelemente gegeben, teilte die russische Militärverwaltung der Stadt Enerhodar im Süden der Ukraine mit. Über Schäden wurde zunächst nichts bekannt. Diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die Verwaltung macht ukrainische Soldaten dafür verantwortlich, wie die russische Nachrichtenagentur Tass berichtet. Demnach soll es ihr Ziel sein, die Mission der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zu stören. Die Experten sollen das russisch besetzte Kernkraftwerk Saporischschja im Südosten des Landes inspizieren. Der Beschuss gehe weiter, hieß es in der bei Telegram verbreiteten Mitteilung. Das von Russland besetzte größte AKW in Europa geriet in den vergangenen Wochen mehrfach unter Beschuss. Die Kriegsparteien geben sich dafür gegenseitig die Schuld.

Konfliktparteien als Quelle

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Weiter Sorge um Sicherheit im AKW Saporischschja

Marius Reichert, WDR, Morgenmagazin

Russland soll nach US-Informationen große Probleme mit iranischen Drohnen haben, die der Kreml in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine einsetzen will. Es gebe "zahlreiche Pannen" bei den unbemannten Fluggeräten, teilten Mitglieder des Weißen Hauses unter Berufung auf Erkenntnisse von US-Geheimdiensten am Montag mit. Über die mutmaßlichen russischen Probleme hatte die Zeitung "Washington Post" zuerst berichtete.

Erst vergangene Woche hatte die Nachrichtenagentur AP gemeldet, dass Russland Hunderte iranische Drohnen erhalten habe, die im Krieg gegen die Ukraine genutzt werden könnten - und dies trotz US-Warnungen an Teheran, die Fluggeräte nicht zu liefern. Die US-Gewährsleute sagten der AP nun, dass eine Übergabe der Drohnen der Modelle Mohadscher-6 und Schahed in diesem Monat über mehrere Tage hinweg erfolgt sei. Russische Maschinen seien auf einem Flugplatz im Iran beladen worden und die Waffengüter dann nach Russland geflogen worden.

Konfliktparteien als Quelle

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30.08.2022 • 06:26 Uhr

Selenskyj warnt russische Truppen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert die russischen Truppen auf, vor einer Offensive seiner Streitkräfte in der Nähe der Stadt Cherson zu fliehen. "Die Ukraine holt sich ihr Land zurück", sagt er in seiner täglichen Ansprache. Die ukrainischen Truppen würden die russische Armee "bis an die Grenze" jagen. "Wenn sie überleben wollen, ist es für das russische Militär an der Zeit abzuhauen. Geht nach Hause."

Die EU-Außen- und Verteidigungsminister der Europäischen Union beraten ab heute in Prag über weitere Unterstützung für die Ukraine. Auf dem Tisch liegt ein Vorstoß des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell für eine gemeinsame militärische Ausbildungsmission für die Ukraine. 

Die europäischen Außenminister befassen sich ab dem Nachmittag zudem mit der Forderung der Ukraine und östlicher EU-Länder nach einem allgemeinen Visastopp für russische Touristen. Bei dem zweitägigen Prager Außenrat geht es zudem um Hilfen für Afrika.

Visa-Debatte aus russischer Sicht

Demian von Osten, ARD Moskau, Morgenmagazin

Die Außenministerien von Deutschland und Frankreich haben sich gemeinsam gegen ein weitgehendes Einreiseverbot für russische Staatsbürger in die EU aus. "Wir sollten über kluge Wege nachdenken, um den wichtigen Hebel der Visaverteilung zu nutzen", heißt es in einem an die anderen Mitgliedstaaten verschickten Positionspapier zum heutigen Außenministertreffen. Anträge russischer Staatsangehöriger sollten auf mögliche Sicherheitsrisiken genau geprüft werden.

Gleichzeitig gelte, dass man den Einfluss, der von der unmittelbaren Erfahrung des Lebens in Demokratien ausgehen kann, nicht unterschätzen sollte. Dies beziehe sich insbesondere auf künftige Generationen. "Unsere Visapolitik sollte dies widerspiegeln und weiterhin in der EU zwischenmenschliche Kontakte zu russischen Staatsangehörigen ermöglichen, die nicht mit der russischen Regierung in Verbindung stehen", heißt es weiter.

Ukrainische Truppen haben nach Angaben der Regierung in Kiew bei ihrer Gegenoffensive nahe Cherson die russischen Linien an mehreren Stellen durchbrochen. Dies gibt auf YouTube Oleksyj Arestowytsch bekannt, ein hochrangiger Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Zudem greifen nach seinen Angaben die ukrainischen Streitkräfte Boote an, mit denen russische Truppen über den Fluss Dnipro hinweg versorgt werden. Die Angaben lassen sich von unabhängiger Stelle nicht überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

In der Ukraine sind seit Beginn des russischen Angriffs nach UN-Angaben mindestens 5663 Zivilisten getötet worden. Das russische Bruttoinlandsprodukt sinkt nach Kreml-Angaben dieses Jahr nur um zwei Prozent. Die Entwicklungen vom Montag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 30. August 2022 um 08:00 Uhr.