Palästinenser mit ausländischen Pässen reisen aus den palästinensischen Gebieten über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten ein
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Krieg im Nahen Osten ++ Etwa 6.700 Ausländer nach Ägypten ausgereist ++

Stand: 20.11.2023 23:29 Uhr

Aus dem Gazastreifen sind seit Kriegsbeginn etwa 6.700 Ausländer und Palästinenser mit zweitem Pass nach Ägypten ausgereist. Die Türkei hat weitere Patienten aus dem Gazastreifen aufgenommen. Die Entwicklungen vom Montag zum Nachlesen.

20.11.2023 • 23:29 Uhr

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Das von der radikalislamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen hat die Evakuierung von rund 200 Patienten aus einem angegriffenen Krankenhaus gemeldet. Die Evakuierung aus dem indonesischen Krankenhaus in Dschabalija im Norden des Gazastreifens sei mithilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) erfolgt, sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur AFP.

Die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Mirjana Spoljaric, hat in Katar den Chef der militant-islamistischen Hamas, Ismail Hanija, getroffen. Sie sei in den Golfstaat gereist, um humanitäre Fragen im Zusammenhang mit dem Konflikt in Israel und Gaza voranzubringen, teilte die Hilfsorganisation in Genf mit. Der Besuch sei Teil von Gesprächen des Roten Kreuzes mit allen Seiten, um "die Achtung des humanitären Völkerrechts zu verbessern". Spoljaric traf demnach auch Vertreter Katars. Das Land hat eine wichtige Vermittlerrolle bei Verhandlungen über eine mögliche Befreiung von Geiseln, die sich in der Gewalt der Hamas befinden.

Mit Blick auf den Krieg zwischen Israel und der Hamas erneuerte das IKRK seinen Appell zum dringenden Schutz aller Opfer und zur Linderung der "katastrophalen humanitären Situation im Gazastreifen". Das IKRK sei nicht an Verhandlungen zur Befreiung von Geiseln beteiligt - als neutraler humanitärer Mittelsmann aber bereit, mögliche Freilassungen zu unterstützen, wenn die Konfliktparteien sich darauf verständigen. Die Organisation hob zudem hervor, sie habe beharrlich die sofortige Freilassung von Geiseln gefordert, und forderte für ihre Teams Zugang zu den Verschleppten.

Familien israelischer Kinder, die von der Terrormiliz Hamas als Geiseln genommen wurden, haben am internationalen Tag der Kinderrechte Unterstützung für die Freilassung der Jungen und Mädchen gefordert. Mehrere hundert Menschen schlossen sich der Protestaktion in Tel Aviv an, bei der Demonstranten vor den Büros des UN-Kinderhilfswerks Unicef israelische Flaggen, Porträts der Kinder und Stofftiere hochhielten. Ein Projektor warf große Bilder mit Namen, Gesichtern und Alter der Kinder auf das Gebäude, in dem sich die Unicef-Büros befinden. Teilnehmer riefen "UNO, mach Deine Arbeit!".

Israels Militär hat nach eigenen Angaben im Gazastreifen im Keller einer Moschee ein Waffenlager sowie eine Produktionsstätte für Raketen der Hamas gefunden. Zudem hätten Soldaten dort auch einen Tunneleingang entdeckt, teilte die Armee mit. In einem von ihr veröffentlichten Video waren Raketen, Mörsergranaten, deren Bestandteile und der Tunnelschacht im Keller des Gebäudes in der heftig umkämpften Stadt Gaza zu sehen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die israelischen Streitkräfte werfen der islamistischen Hamas immer wieder vor, aus zivilen Einrichtungen heraus zu operieren und Zivilisten im Gazastreifen als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

Soldaten hätten zudem eine Waffenfabrik der Terrororganisation Islamischer Dschihad in dem Küstengebiet zerstört, teilte die Armee weiter mit. Sie nahmen den Angaben zufolge außerdem Kommandozentralen der Hamas in der Stadt Gaza ein. Weiterhin seien dort in den vergangenen Tagen Tunnel zerstört und viele Terroristen "eliminiert" worden. Soldaten hätten sich Nahkämpfe mit ihnen geliefert.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die US-Regierung arbeitet eigenen Angaben nach weiter an einer Einigung zur Befreiung vieler Geiseln im Gazastreifen. "Ich möchte nicht in der Öffentlichkeit verhandeln, aber wir glauben, dass wir einer Lösung näher kommen", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, im Weißen Haus. Es gebe im Moment aber nichts Neues anzukündigen - man arbeite "Stunde für Stunde" an einer Lösung.

Kirby wiederholte vorherige US-Angaben, wonach man näher an einer Einigung sei als je zuvor. Er machte keine Angaben dazu, wie viele Geiseln möglicherweise von einem solchen Deal betroffen wären. "Aber natürlich wollen wir (...) vor allem die Freilassung der Kinder und Frauen erreichen, und natürlich auch die der Amerikaner." Es sei aber am besten, so wenig wie möglich öffentlich zu sagen.

Kirby erklärte zudem, am Wochenende seien fast 100 Lastwagen in den Gazastreifen gefahren. Damit steige die Gesamtzahl auf mehr als 1260 Lkw.

Die Ministerpräsidenten von Spanien und Belgien besuchen am Donnerstag Israel und die Palästinensischen Gebiete. Pedro Sánchez und Alexander De Croo werden nach Angaben der spanischen Regierung den israelischen Präsidenten Izchak Herzog und Ministerpräsident Benjamin Netanyahu treffen. Zudem sei ein Treffen mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas geplant.

Es soll über die Auswirkungen des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober und die humanitäre Lage im Gazastreifen gesprochen werden. Die spanische Regierung teilte mit, dass sich die Gespräche unter anderem auf den Schutz von Zivilisten, die Freilassung von Geiseln und die Achtung des humanitären Völkerrechts konzentrieren würden. Gesprochen werde auch über die Notwendigkeit einer dauerhaften politischen Regelung für den Nahen Osten, basierend auf einer Zweistaatenlösung. Spanien hat derzeit den EU-Vorsitz inne. Belgien übernimmt diesen im Januar.

Ein libanesischer Abgeordneter hat Israel vorgeworfen, bei Gefechten mit der Hisbollah-Miliz auch sein Haus getroffen zu haben. Er sei nicht zu Hause gewesen und es habe auch sonst keine Verletzten gegeben, als das Haus in der Ortschaft Mais al-Dschabal von einem Geschoss beschädigt worden sei, sagte Kabalan Kabalan von der schiitischen Amal-Partei der Nachrichtenagentur AP. Die Amal-Partei des Parlamentspräsidenten Nabih Berri steht der Hisbollah nahe.

Seit dem Angriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel haben auch die Spannungen an der israelisch-libanesischen Grenze zugenommen. Immer wieder kommt es zu Angriffen der Hisbollah, die Israel mit dem Beschuss von Stellungen der Miliz im Nachbarland erwidert. Vor dem israelischen Angriff auf Mais al-Dschabal und andere Gebiete auf libanesischer Seite der Grenze hatten Hisbollah-Kämpfer zwei Raketen auf einen israelischen Militärposten abgefeuert. Die Hisbollah meldete auch einen weiteren Angriff mit drei Drohnen auf einen Militärposten nahe der Stadt Kiriat Schmona.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Unter den rund 240 aus Israel in den Gazastreifen entführten Menschen sollen nach Angaben der israelischen Armee 40 Kinder und Jugendliche sein. Das Militär verbreitete am Montag eine Zusammenstellung von Bildern entführter Kinder auf der Plattform X, vormals Twitter. Sie hätten zusehen müssen, "wie ihre Familien vor ihren Augen ermordet wurden", und würden noch immer "von brutalen Schlächtern als Geiseln gehalten", hieß es in dem Post.

Zuletzt gab es verschiedene Angaben über die Zahl von Kindern und Jugendlichen, die von Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppierungen am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt worden waren.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben seit Beginn des Kriegs Hunderte Palästinenser aus dem Gazastreifen verhört. Rund 500 Menschen seien von einer Geheimdiensteinheit des Militärs befragt worden, teilte die Armee mit. Davon sollen sich demnach 300 als mutmaßliche Terroristen verschiedener Terrororganisationen herausgestellt haben, die für weitere Verhöre auf israelisches Staatsgebiet gebracht wurden. Dafür wurde im Süden Israels eine provisorische Einrichtung eröffnet, wie es vom Militär weiter hieß.

Durch die Befragungen sowohl im Gazastreifen als auch in israelischen Einrichtungen seien etwa die Standorte von unterirdischen Tunneln, Lagerhäusern und Waffen aufgedeckt worden. Ebenso habe die Armee Erkenntnisse über die Vorgehensweise der Hamas in den zivilen Strukturen des Küstenstreifens gewonnen, die ihr bei der Bodenoffensive nutzten.

Ein hochrangiger Beamter sagte laut Mitteilung, dass Mitarbeiter seiner Einheit Tausende Anrufe aus Gaza erhalten hätten, um der Armee offenbar nachrichtendienstlich relevante Informationen zukommen zu lassen - so viele wie nie zuvor. Die Einheit selbst habe mehr als 30.000 Anrufe getätigt und zehn Millionen Text - sowie neun Millionen Sprachnachrichten verschickt, um die Menschen zur Evakuierung aufzufordern.

Ein Protektorat der Vereinten Nationen im Gazastreifen ist aus Sicht von UN-Generalsekretär António Guterres kein Zukunftsmodell für das Palästinensergebiet. "Ich denke nicht, dass ein Protektorat der UN in Gaza eine Lösung ist", sagte Guterres. Er forderte stattdessen eine "Übergangsphase", an der unter anderem die USA und arabische Staaten involviert sein sollten. "Es ist wichtig, diese Tragödie in eine Chance umzuwandeln", sagte Guterres. Er plädierte für eine Zweistaatenlösung. Die sieht einen unabhängigen, mit Israel koexistierenden Palästinenserstaat vor.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft den europäischen Staats- und Regierungschefs in Bezug auf Israel vor, "Geiseln" wegen "der Schande des Holocaust" zu sein. Der Westen versuche, israelische Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Gazastreifen zu rechtfertigen, sagt Erdogan nach einer Kabinettssitzung. Die westlichen Staaten hätten eine beschämende "Lügenbruderschaft" mit Israel. "Wir, die Türkei, werden nicht zulassen, dass die Frage israelischer Atomwaffen vergessen wird", sagt Erdogan weiter.

20.11.2023 • 18:32 Uhr

Frühchen nach Ägypten ausgeflogen

Zwölf aus dem Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza gerettete Frühgeborene sind nach Kairo geflogen worden, wie der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, beim Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, schreibt:

US-Präsident Joe Biden geht davon aus, dass eine Einigung über die Freilassung der von der Hamas in Gaza festgehaltenen Geiseln kurz bevorsteht. Auf die Frage eines Journalisten, ob ein solcher Deal absehbar sei, sagte Biden: "Ich glaube schon." Er sei aber derzeit nicht in der Lage, darüber zu sprechen. Auf erneute Nachfrage antwortete Biden mit einem deutlichen "Ja".

Der 81-Jährige äußerte sich am Rande der traditionellen Zeremonie zur Begnadigung zweier Truthähne vor dem Thanksgiving-Fest im Garten des Weißen Hauses.

20.11.2023 • 18:25 Uhr

Erneut Hamas-Raketen auf Israel

Aus dem Gazastreifen sind erneut Raketen auf Israel abgefeuert worden. Es sei mehrfach Raketenalarm ausgelöst worden, auch in der Küstenmetropole Tel Aviv, teilte die israelische Armee mit. Israelische Medien meldeten unter Berufung auf die Polizei, am frühen Abend sei in der Stadt Cholon bei Tel Aviv Raketensplitter gelandet. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht. Die Terrormiliz Hamas übernahm die Verantwortung für den Beschuss.

Angehörige von Geiseln der Hamas haben sich in Tel Aviv vor dem israelischen Verteidigungsministerium versammelt und fordern vor dem Treffen mit Israels Premier Benjamin Netanyahu, dass Israels Regierung alles für die sofortige Freilassung der Geiseln tut. Das berichtet ARD-Korrespondent Kilian Neuwert. Allerdings sei die Situation "wohl eher durch Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet", so Neuwert.

"Situation wohl eher durch Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet", Kilian Neuwert, ARD Tel Aviv, zzt. Sderot, zu Verhandlungen über Freilassung der Geiseln

tagesschau24, 20.11.2023 17:00 Uhr

Im Kibbuz Sdot Jam sind nach dem brutalen Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober Gegenstände von zahlreichen Opfern zusammengetragen worden. Zurückgelassene Schuhe, Autoschlüssel, Sonnenbrillen und Kleidungsstücke sind Zeugnisse des Massakers, das islamistische Extremisten unter den Besuchern des Musikfestivals Tribe of Nova angerichtet hatten. Der Kibbuz liegt am Mittelmeer rund 180 Kilometer entfernt von Re'im, wo das Festival stattfand. Alle Angehörigen und Freunde der Ermordeten seien eingeladen, sich die Gegenstände anzuschauen und mitzunehmen, was ihnen gehöre, sagte Tal Schimoni, die den Hamas-Angriff überlebte.

Sie sprach von sich und anderen Überlebenden als Mitgliedern eines "Stammes", die gemeinsam das Geschehene verarbeiten sollten. "Damit dieser Stamm dies hinter sich lassen kann, brauchen wir diesen Raum, damit wir zusammen als Gemeinschaft gesunden können", sagte sie. Unter anderem werden in dem Kibbuz Yoga, Keramik- und Handwerksklassen angeboten, die Menschen zusammenbringen sollen. Nach Angaben der Polizei wurden allein auf dem Festival mindestens 360 Menschen von Hamas-Terroristen getötet.

Der Präsident der Afrikanischen Union, Azali Assoumani, hat sich für eine Wiederbelegung der Zweistaatenlösung ausgesprochen. Das Problem zwischen Israel und den Palästinensern dauere schon lange an, und "wenn es keine zwei Staaten gibt, wird es auch keinen Frieden in der Region geben", sagte Assoumani vor Journalisten in Berlin. Ausdrücklich verurteilte Assoumani im seit über sechs Wochen andauernden Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas beide Seiten. Die Taten der Hamas seien "zu verurteilen, aber auch der Gegenangriff ist nicht entschuldbar", sagte er. 

Seine Organisation verurteile alle Maßnahmen, alle Handlungen, bei denen Kinder zu Schaden kämen, führte der AU-Präsident weiter aus, der auch Staatschef der Komoren ist. "Stellen Sie sich ein Kind vor, das gesehen hat, wie seine Mutter, sein Vater getötet wurde (...) das führt zu Extremismus". Er forderte eine gemeinsame Initiative zur Beendigung des Krieges. Die Lage im Nahen Osten betreffe alle, sie habe weltweit wirtschaftliche und soziale Auswirkungen. Deshalb seien alle dafür verantwortlich, dass "diese Feindseligkeiten enden".

Die Gruppe der sogenannten BRICS-Staaten berät am Dienstag bei einem virtuellen Sondergipfel über den Krieg zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa berufe "als Vorsitzender der BRICS-Staaten" ein "außerordentliches gemeinsames Treffen" zur Situation im Gazastreifen ein, erklärte die südafrikanische Präsidentschaft. Teilnehmen soll auch UN-Generalsekretär António Guterres.

Zur BRICS-Gruppe gehören Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Nach Angaben des Kreml nimmt auch Russlands Präsident Wladimir Putin per Video an dem Gipfel teil. Südafrika ist seit langer Zeit ein Unterstützer der Palästinenser. Russland unterhält historisch enge Beziehungen sowohl zu Israel als auch zu den Palästinensern. Putin hatte erklärt, Russland könne eine Vermittlerrolle übernehmen.

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, äußert sich "entsetzt" über den Angriff auf das "Indonesische Krankenhaus" im Gazastreifen. "Gesundheitspersonal und Zivilisten sollten niemals einem solchen Horror ausgesetzt sein, vor allem nicht in einem Krankenhaus", schreibt er beim Kurznachrichtendienst X. Bei dem Angriff seien zwölf Menschen, darunter auch Patienten, getötet worden. Das Krankenhaus wird von Indonesien betrieben und liegt am Rande der Flüchtlingssiedlung Dschabalia im Norden des Gazastreifens.

Zypern könnte nach Angaben von Präsident Nikos Christodoulidis sofort mit Hilfslieferungen in den Gazastreifen beginnen, wenn es dafür grünes Licht gibt. Die zyprische Initiative für humanitäre Hilfe über einen Meereskorridor von Larnaka in den Gazastreifen sei die einzige, die derzeit auf internationaler Ebene ernsthaft diskutiert werde, um die bisherigen Lieferungen von Ägypten aus zu ergänzen, sagte Christodoulidis in einem Interview. Laut dem Präsidenten ist die Planung für den Hilfskorridor von Larnaka in den 370 Kilometer entfernten Gazastreifen so gut wie abgeschlossen. Sobald eine Kampfpause verkündet werde, könnten die Lieferungen beginnen, bei denen spezielle flachkielige Boote bis an die Strände gelangen sollen.

Christodoulidis sagte, auf einen der zentralen Vorbehalte Israels sei eingegangen worden, indem Vertreter Israels sowie der USA und europäischer Staaten eingeladen worden seien, die Hilfslieferungen zu kontrollieren. Damit soll sichergestellt werden, dass nichts den Gazastreifen erreichen kann, dass von militärischem Nutzen für die dort regierende Hamas sein könnte.

Aus dem umkämpften Gazastreifen sind seit Kriegsbeginn bisher rund 6.700 Ausländer und Palästinenser mit zweitem Pass nach Ägypten ausgereist. Darunter seien etwa 900 Ägypter, wie das ägyptische Pressezentrum in Kairo mitteilte. Insgesamt seien bisher außerdem etwa 230 Verletzte zur Behandlung in ägyptische Krankenhäuser gekommen. Den Angaben aus Kairo zufolge müssten damit bald alle ausländischen Staatsangehörigen den Gazastreifen verlassen haben, die ausreisen wollten. Das seien insgesamt etwa 7.000 Menschen aus 60 Ländern, teilte das ägyptische Außenministerium Anfang des Monats mit.

Dabei blieb allerdings unklar, ob es sich nur um Ausländer handelt oder auch um Palästinenser mit zweitem Pass. Unklar ist auch, wie viele von ihnen sich in Gaza aufhalten, ohne ausreisen zu wollen. Vor etwa drei Wochen hatten erstmals seit Kriegsbeginn Hunderte Ausländer und Palästinenser mit Zweitpass das abgeriegelte Küstengebiet verlassen. Katar hatte in Absprache mit den USA eine entsprechende Einigung zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas vermittelt.

Der Internationale Auschwitz-Rat fordert mehr Solidarität mit den Geiseln und anderen Opfern des Hamas-Terrors. Der Staat Israel sei in seiner Existenz bedroht und habe ein Recht auf Selbstverteidigung in Einklang mit dem Völkerrecht und den Grundsätzen der Humanität, erklärte das Gremium unter der Schirmherrschaft des polnischen Ministerpräsidenten auf der Plattform X.

"Die Existenz eines freien, souveränen und demokratischen jüdischen Staates ist eine der Säulen des Weltfriedens", so der Internationale Auschwitz-Rat. Hass und Gewalt, wie sie von den Terroristen ausgeübt würden, führten nur zu noch größerem Leid; auch unter der Zivilbevölkerung von Gaza, die von der Hamas als menschliche Schutzschilde missbraucht werde. Ein wesentlicher erster Schritt, um die Spirale von Tod und Krieg zu stoppen, sei eine sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln, erklärte der Rat.

Die Türkei hat erneut Patienten aus dem Gazastreifen zur Behandlung aufgenommen. 61 Kranke und 49 Begleitpersonen seien am Montag in Ankara gelandet, sagte der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca. Die Patienten würden in dortigen Krankenhäusern behandelt. Zuvor hatte Ankara bereits Krebspatienten aufgenommen. Auch bei den nun eingeflogenen Patienten handele es sich überwiegend um Krebskranke, so Koca. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu hatte zudem am Sonntagabend berichtet, dass 42 türkische Staatsbürger aus Gaza evakuiert und nach Istanbul gebracht worden seien.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping zu einem höheren Einsatz für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen gemahnt. China müsse "deutlich mehr" zur humanitären Hilfe für Palästinenser beitragen, erklärte der Elyséepalast nach einem Telefonat zwischen den beiden Präsidenten. Nach französischen Angaben unterstützt China das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge mit etwa einer Million Dollar jährlich. "Wir ermuntern die chinesische Führung auf höchster Ebene, deutlich mehr zu tun", hieß es

Paris appelliere an Peking, seinen Einfluss als einer der wichtigsten Handelspartner vieler arabischer Staaten zu nutzen, "um eine Eskalation des Konfliktes zu verhindern". Chinas Rolle in der Region sei in der jüngsten Zeit gewachsen.  Das chinesische Fernsehen berichtete seinerseits, dass Macron und Xi sich über den israelisch-palästinensischen Konflikt ausgetauscht hätten. Beide seien der Ansicht, dass eine noch schlimmere humanitäre Krise verhindert werden müsse.

Bei einer Evakuierung aus dem Emarati-Krankenhaus im südlichen Gazastreifen sind der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge drei Frühgeborene zurückgeblieben. "28 Säuglinge sind inzwischen sicher in Ägypten angekommen. Drei Babys befinden sich noch im Emarati Hospital und werden weiter behandelt", teilte die WHO auf Anfrage von Reuters mit. "Alle Babys kämpfen mit schweren Infektionen und benötigen weiterhin medizinische Versorgung."

Erstmals seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas hat nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde Material für ein Feldkrankenhaus den Gazastreifen erreicht. 40 mit der Ausrüstung beladene Lastwagen und 170 Pflegekräfte überquerten demnach von Ägypten aus den Grenzübergang Rafah im Süden des Palästinensergebiets.

Das Feldlazarett kommt aus Jordanien. Dem Generaldirektor für die Krankenhäuser im Gazastreifen, Mohammed Zakut, zufolge wird es in Chan Junis aufgestellt. Die Situation in den Krankenhäusern im Süden des Gazastreifens sei "katastrophal", erklärte Zakut. Aufgrund von anhaltenden Luftangriffen und Artilleriebeschuss müssten diese täglich "Hunderte von Verletzten" aufnehmen. Ihm zufolge könnten zwei weitere Feldkrankenhäuser aus den Arabischen Emiraten und Katar folgen.

Laut dem Leiter der medizinischen Hilfe in Gaza, Aed Yaghi, wird das Feldkrankenhaus dazu beitragen, den Druck auf die bestehenden Gesundheitseinrichtungen zu verringern. Angaben der Hamas zufolge, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, gibt es derzeit 30.000 Verletzte im Gazastreifen.

Ein Konvoi mit Material für ein Feldlazerett aus Jordanien passiert den Grenzübergang in Rafah.

Ein Konvoi mit Material für ein Feldlazerett aus Jordanien passiert den Grenzübergang in Rafah.

Die indonesische Regierung hat den Beschuss eines indonesischen Krankenhauses in Gaza mit mehreren Toten scharf verurteilt. Es habe sich dabei um einen "eindeutigen Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht" gehandelt, teilte Außenministerin Retno Marsudi mit. "Alle Länder, insbesondere diejenigen, die enge Beziehungen zu Israel haben, müssen ihren gesamten Einfluss und ihre Fähigkeiten nutzen, um Israel zu drängen, seine Gräueltaten zu stoppen", fügte sie hinzu.

Bei dem Beschuss der Klinik im nördlichen Gazastreifen am Montagmorgen kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums der radikal-islamistischen Hamas zwölf Menschen ums Leben. Unter den Opfern seien mehrere Patienten sowie deren Begleiter, teilte der Sprecher der Behörde, Aschraf al-Kudra, mit. Dutzende weitere Menschen wurden demnach verletzt. Das Ministerium machte Israel für den Angriff verantwortlich. Das israelische Militär äußerte sich auf Nachfrage zunächst nicht. Die Angaben Al-Kudras lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Im Norden Israels nahe der Grenze zum Libanon ist mehrfach Raketenalarm ausgelöst worden. In der Stadt Kiriat Schmona sowie in einigen Gemeinden unmittelbar an der Grenze zum nördlichen Nachbarland heulten nach Angaben der israelischen Armee am frühen Nachmittag Sirenen. Laut dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom gab es zunächst keine Berichte über Verletzte.

Medienberichten zufolge schlugen mehrere Raketen rund um Kiriat Schmona ein. Es war unklar, woher der Beschuss kam. Auf Videoaufnahmen des israelischen Fernsehsenders N12 waren über einem offenem Gebiet Rauchwolken zu sehen.

Familienvertreter der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln haben Parlamentsdebatten über eine mögliche Todesstrafe für Terroristen kritisiert. Dass diese aktuell geführt würden, "gefährdet das Leben unserer geliebten Menschen noch über das bestehende Risiko hinaus, und das, ohne irgendeinen öffentlichen Zweck zu erfüllen", heißt es in einer Erklärung der Familien. Zuvor war im israelischen Parlament, der Knesset, erneut über die Verhängung der Todesstrafe für am Angriff der Hamas auf Israel beteiligte Terroristen debattiert worden.

Diese Diskussion sollte aus Sicht der Familienvertreter jedoch nur in geschlossenen Foren und nicht öffentlich geführt werden, da die Todesstrafe auch so weiterhin möglich sei und keiner offiziellen Gesetze bedürfe. Am Abend will Ministerpräsident Benjamin Netanyahu mit Vertretern der Familien treffen.

Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) sind schätzungsweise mehr als 1,7 Millionen Menschen innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht. Knapp 900.000 der Binnenvertriebenen seien in 154 Schulen in dem Palästinensergebiet untergekommen, teilte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe in Genf mit. Die stark überfüllten Schulen, die das Hilfswerk UNRWA betreibe, seien nicht in der Lage, weitere Menschen aufzunehmen.

Am Sonntag hatte das israelische Militär erneut die Bewohner des nördlichen Gaza-Streifens aufgefordert, durch einen "Korridor" nach Süden zu ziehen. Etwa 20.000 Menschen hätten sich auf den Weg gemacht, die meisten mit Eselskarren oder Bussen, so die UN-Organisation. Im gesamten Gazastreifen leben nach UN-Angaben bis zu 2,3 Millionen Menschen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will in der kommenden Woche nach Israel reisen. Weitere Stationen der ab Sonntag geplanten viertägigen Reise sind Oman und Katar, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Zunächst werden der Bundespräsident und seine Ehefrau Elke Büdenbender zu einem offiziellen Besuch in Israel am Sonntag und Montag erwartet. Steinmeier will dort den israelischen Präsidenten Isaac Herzog treffen und politische Gespräche führen, hieß es. Geplant seien zudem Termine im Süden Israels und in Ostjerusalem.

Am Dienstag nächster Woche reist Steinmeier in das Sultanat Oman weiter. Geplante Stationen sind die Hauptstadt Maskat sowie Nizwa. Am Mittwoch sind zudem Gespräche des Bundespräsidenten in Doha mit dem Emir von Katar vorgesehen. Katar gilt als Vermittler bei der Freilassung der von der Hamas verschleppten Geiseln.

Ägyptischen Medien zufolge sind die 28 frühgeborenen Babys in Ägypten eingetroffen, die aus dem Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt evakuiert worden waren. Dem TV-Sender Al-Kahera zufolge befanden sich alle Säuglinge in Brutkästen, die an medizinische Geräte angeschlossen waren. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus medizinischen Kreisen erfuhr, können aus Mangel an Brutkästen nicht alle Babys in dem rund 45 Kilometer von Rafah entfernten Al-Arisch-Krankenhaus versorgt werden. Demnach müssen einige von ihnen in die hunderte Kilometer entfernten Städte Ismailia oder Kairo verlegt werden.

Die Kinder waren aus der Klinik geholt worden, weil dort im Zuge des Kriegs zwischen der Terrororganisation Hamas und Israel der Betrieb nicht mehr aufrecht gehalten werden konnte, unter anderem wegen eines Mangels an Treibstoff für die Notstromaggregate.

20.11.2023 • 12:01 Uhr

Frühchen auf dem Weg nach Ägypten

28 frühgeborene Babys werden nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmond derzeit zur palästinensisch-ägyptischen Grenze gebracht. Die Säuglinge sollen in Krankenhäusern in Ägypten weiterbehandelt werden, teilte die Hilfsorganisation auf der Plattform X mit. Zuvor seien sie auf der Neugeborenen-Intensivstation im Al-Helal Al-Emarati-Krankenhaus in der Grenzsstadt Rafah behandelt worden.

Am Sonntag hatte das UN-Kinderhilfswerk Unicef noch von 31 Frühgeborenen gesprochen, die zuvor vom Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza in die Klinik nach Rafah transportiert worden waren. Der Zustand der Neugeborenen habe sich zuletzt rapide verschlechtert, erklärte Unicef. Der Transport wird laut Rotem Halbmond gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) durchgeführt.

Israels Armee hat Zivilisten in mehreren Vierteln der umkämpften Stadt Gaza im nördlichen Gazastreifen erneut zur Evakuierung aufgefordert. Bis 16.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) sollten Bewohner zu ihrer eigenen Sicherheit in "die humanitäre Zone" im Süden des Küstenstreifens fliehen, schrieb ein Sprecher der Armee auf Arabisch auf der Plattform X, vormals Twitter. Dabei nannte er auch das Flüchtlingsviertel Dschabalia. Zusätzlich veröffentlichte er eine Karte mit der eingezeichneten Fluchtroute. Zudem verwies der Sprecher auf eine humanitäre Kampfpause bis 14.00 Uhr Ortszeit (13.00 Uhr MEZ) im westlichen Rafah-Gebiet. Rafah liegt im Süden des Küstengebiets an der Grenze zu Ägypten.

Hilfsgüter und Treibstoff erreichen im Gazastreifen seit fast zwei Wochen nur noch die Menschen im südlichen Teil des Gebiets. Die Sicherheitslage lasse es nicht zu, Material in der Stadt Gaza und im Norden zu verteilen, berichtete das UN-Nothilfebüro OCHA am Montag. Dort sollen sich noch Hunderttausende Menschen aufhalten. Israel hatte sämtliche Bewohner im nördlichen Teil aufgefordert, nach Süden zu ziehen und auf halber Strecke eine Art Grenze mit Wachposten eingerichtet. Im Norden sind nach anhaltenden Angriffen über sechs Wochen Zehntausende Häuser zerstört worden.

Beim Beschuss einer Klinik im nördlichen Gazastreifen sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums der islamistischen Hamas zwölf Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien mehrere Patienten sowie deren Begleiter, teilte der Sprecher der Behörde, Aschraf al-Kudra, mit. Dutzende weitere seien verletzt worden. Das Ministerium machte Israel für den Angriff auf das indonesische Krankenhaus im Norden des Küstengebiets verantwortlich. Das israelische Militär äußerte sich auf Nachfrage zunächst nicht. Die Angaben Al-Kudras waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Im Süden des Gazastreifens laufen Pumpen zur Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung wieder an. Der am Sonntag gelieferte Treibstoff reiche aber nur für einen Betrieb von 24 Stunden, berichtete das UN-Nothilfebüro OCHA. Die Anlagen waren vor einer Woche runtergefahren worden, weil es keinen Treibstoff für ihren Einsatz mehr gab. Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) und das Kinderhilfswerk Unicef hätten 19.500 Liter Kraftstoff an Wasser- und Abwassereinrichtungen verteilt. Unter anderem kann damit eine Entsalzungsanlage in der Stadt Chan Junis betrieben werden, die Meerwasser zum Trinken aufbereitet. Dort haben Zehntausende Vertriebene Zuflucht gesucht. Die Anlage könne pro Tag 2.500 Kubikmeter Trinkwasser produzieren, berichtete OCHA.

Extremistische Palästinenser im Gazastreifen haben erneut Raketen auf den Süden Israels abgefeuert. Es sei mehrfach Raketenalarm ausgelöst worden, unter anderem im Kibbuz Ein Haschloscha, teilte die Armee mit. Seit Beginn des Kriegs am 7. Oktober sind israelischen Armeeangaben zufolge Tausende Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen worden.

Der gegenseitige Beschuss an der israelisch-libanesischen Grenze geht weiter. Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben mehrere Ziele im nördlichen Nachbarland an. Daraufhin seien mehrere Geschosse aus dem Libanon nach Israel abgefeuert worden, teilte das Militär mit. In der Gegend des Ortes Biranit sei aufgrund des Beschusses ein Feuer ausgebrochen, hieß es. Es gebe keine Berichte über Verletzte. Israel habe zudem die Quellen des Beschusses angegriffen. Die libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah bestätigte Angriffe in Israel und registrierte nach eigenen Aussagen mehrere Treffer.

Ägypten hat Israel die "systematische" Behinderung von Hilfslieferungen für den Gazastreifen vorgeworfen. Ägypten unternehme alles, um Lieferungen über den Grenzübergang Rafah zu ermöglichen, sagte Außenminister Samih Schukri während eines Besuchs in China. "Aber Israels Politik, die Einfuhr von Hilfen zu behindern, ist systematisch", sagte Schukri seinem Sprecher zufolge. Israel wolle Palästinenser dazu "drängen", den Gazastreifen während der "laufenden Bombardements und Besatzung zu verlassen", argumentierte er demnach.

Vor dem Hintergrund des Nahost-Krieges hat China Vertreter muslimischer Staaten und der Palästinensischen Autonomiebehörde zur Zusammenarbeit aufgefordert. "Lassen Sie uns zusammenarbeiten, um die Situation im Gazastreifen schnell abzukühlen und den Frieden im Nahen Osten so schnell wie möglich wiederherzustellen", sagte der chinesische Außenminister Wang Yi in seiner Eröffnungsrede vor einem Treffen mit Spitzenvertretern der Palästinensischen Autonomiebehörde und vier muslimisch geprägten Ländern in Peking.

"In Gaza bahnt sich eine humanitäre Katastrophe an", sagte Wang. Die Situation in dem von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Palästinensergebiet betreffe "alle Länder der Welt". Die internationale Gemeinschaft müsse "dringend handeln und wirksame Maßnahmen ergreifen, um die Ausbreitung dieser Tragödie zu verhindern".  Der chinesische Außenminister verwies gegenüber den Spitzendiplomaten auf die Haltung seines Landes im Nahostkonflikt. Peking sei "ein guter Freund und Bruder der arabischen und muslimischen Länder". Zugleich unterstrich Wang: "China steht in diesem Konflikt fest auf der Seite der Gerechtigkeit und Fairness."

Japan will bei der Freigabe eines mutmaßlich von pro-iranischen Huthi-Rebellen im Jemen gekaperten israelischen Schiffes vermitteln. Tokio stehe "in Kontakt mit Israel", erklärte die japanische Außenministerin Yoko Kamikawa. "Zusätzlich zur direkten Kontaktaufnahme mit den Huthis drängen wir auch Saudi-Arabien, Oman, den Iran und andere betroffene Länder, die Huthis nachdrücklich zur baldigen Freilassung des Schiffes und der Besatzungsmitglieder aufzufordern".

Die Huthi sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbsternannten "Achse des Widerstands". Dazu gehören auch weitere vom Iran unterstützte Gruppen wie die radikalislamische Hamas und die schiitisch-islamistische Hisbollah-Miliz im Libanon.  Vor knapp einer Woche hatten die Huthi-Rebellen Israel mit Angriffen auf Schiffe im Roten Meer gedroht.

Der Iran weist israelische Vorwürfe zurück, an der Kaperung eines Frachtschiffes im Roten Meer durch jemenitischen Huthi-Rebellen beteiligt zu sein. Das erklärt der Sprecher des Außenministeriums in Teheran, Nasser Kanaani. Israel hatte das Aufbringen des Schiffes als "iranischen Terrorakt" bezeichnet. Iran unterstützt die Huthis im Bürgerkrieg im Jemen. Die jemenitischen Rebellen haben im Zuge des Gaza-Kriegs bereits mehrere Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert.

Über Hundert Flüchtlinge aus dem Gazastreifen sollen heute in der Türkei eintreffen, teilt ein Mitarbeiter des Außenministeriums in Ankara mit. Darunter seien Dutzende Menschen, die medizinisch behandelt werden müssen. Gesundheitsminister Fahrettin Koca hatte angekündigt, so viele der fast Tausend Krebspatienten wie möglich aus dem Gazastreifen in die Türkei holen zu wollen.

Im Laufe des Sonntags sind nach UN-Angaben etwa 20.000 Menschen aus dem Norden des Gazastreifens Richtung Süden geflüchtet. Die Zahl beruht auf Schätzungen von UN-Beobachtern vor Ort, berichtete das UN-Nothilfebüro OCHA. Die meisten Menschen kamen demnach am Übergang zum südlichen Gazastreifen mit Eselskarren und Bussen sowie manche zu Fuß an.

Die Menschen folgten dem Aufruf der israelischen Streitkräfte, die seit Wochen verlangen, dass Zivilisten die Stadt Gaza und den Nordteil des abgeriegelten Küstengebiets verlassen. Israel zufolge unterhält die islamistische Hamas dort in Krankenhäusern, Schulen und Wohnhäusern Kommandozentralen und Abschussbasen für Raketen.

Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen sind nach einem israelischen Luftangriff in der Stadt Chan Junis mindestens 70 Tote in einem Krankenhaus der Stadt gezählt worden. Dutzende Patienten, darunter viele Kinder und Jugendliche, hätten im Nasser-Krankenhaus am Sonntag wegen schwerer Brandwunden behandelt werden müssen, erklärte die Hilfsorganisation unter Berufung auf ihre Mitarbeiter in der Klinik.

Am Sonntagmittag war in der Klinik bereits eine Statistik ausgehangen, wonach 47 Menschen getötet worden waren. Ein Fotograf hatte der Nachrichtenagentur dpa zu dem Zeitpunkt berichtet, in der Klinik seien viele Leichensäcke aufgereiht gewesen. Die israelische Armee veröffentlichte zunächst keine Mitteilung zu den Berichten über Angriffe im Süden des Gazastreifens.

Das israelische Kriegskabinett mit Premierminister Benjamin Netanyahu will sich mit Vertreterinnen und Vertretern von Familien der Geiseln und Vermissten treffen. Die Zusammenkunft ist nach offiziellen Angaben für heute Abend geplant. Zuletzt waren Angehörige fünf Tage lang zu Fuß von Tel Aviv nach Jerusalem gezogen. Vor Netanjahus Büro wiederholten sie am Samstagabend lautstark ihre Forderungen: "Trefft Euch mit uns, schaut uns in die Augen." Einige Regierungsmitglieder empfingen schließlich die Familien.

Christian Limpert, ARD Tel Aviv, über aktuelle Bemühungen zur Freilassung der Geiseln in Gaza

tagesschau24, 20.11.2023 09:00 Uhr

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen dringt auf eine Waffenruhe im Gazastreifen. Diese sei "unbedingt" nötig, damit Menschen in sichere Regionen des Landstrichs flüchten und Güter in den Gazastreifen gebracht werden könnten, sagte der Geschäftsführer der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen, Christian Katzer, im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. Auch brauche es sichere Fluchtwege. "Es fehlt wirklich an allem." Für Zivilistinnen und Zivilisten sei die Lage lebensfeindlich. Es gebe viel zu wenig Lebensmittel und Trinkwasser, Verletzte müssten behandelt werden. Katzer sprach von einer "lebensfeindlichen" Lage.

Am Wochenende hatte Ärzte ohne Grenzen berichtet, dass bei einem Angriff auf einen Konvoi der Hilfsorganisation ein Familienmitglied einer für Ärzte ohne Grenzen arbeitenden Person getötet und eine weitere Person verletzt worden sei. Von welcher Seite der Angriff ausgegangen war, blieb unklar. Mit dem Konvoi sollten nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen 137 Menschen - Mitarbeitende und deren Angehörige, darunter 65 Kinder - in Richtung Süden in Sicherheit gebracht werden. Zuvor hätten sie nahe dem Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza ausgeharrt.

"Es braucht unbedingt eine Waffenruhe", Christian Katzer, Geschäftsführer Ärzte ohne Grenzen, zur medizinischen Versorgung in Gaza

Morgenmagazin, 20.11.2023 07:00 Uhr

Die 31 frühgeborenen Babys, die aus dem Al-Schifa-Krankenhaus evakuiert wurden, kämpfen laut einer Erklärung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegen schwere Infektionen. Die Kinder seien mittlerweile in ein Krankenhaus in Rafah gebracht worden. Elf von ihnen befänden sich in einem kritischen Zustand, schrieb die WHO.

Ein Arzt der Klinik, Dr. Mohammad Salamah, sagte dem Fernsehsender CNN, die Kinder seien derzeit in einem schwierigen, aber stabilen Zustand. Das könne sich aber jederzeit ändern, " insbesondere angesichts der Tatsache, dass uns jederzeit der Strom ausgehen könnte, solange kein Treibstoff nach Gaza gelangt", sagte Salamah.

Mitglieder des israelischen Kriegskabinetts wollen einem Medienbericht zufolge heute Familienangehörige der Geiseln treffen, die von Terrorgruppen im Gazastreifen festgehalten werden. Wie die Zeitung "The Times of Israel" in der Nacht meldete, ist noch unklar, wie viele Angehörige an dem am Abend erwarteten Treffen teilnehmen werden. Eine Bestätigung für das Treffen gibt es bislang nicht.

Clemens Verenkotte, ARD Tel Aviv, tagesschau, 20.11.2023 05:00 Uhr

Ein Vertreter der militant-islamistischen Terrororganisation Hamas soll einem unbestätigten Medienbericht zufolge eine Kampfpause zur Freilassung von Geiseln für heute angekündigt haben. Im Rahmen einer Vereinbarung über die Freilassung israelischer Geiseln werde angeblich um 11 Uhr Ortszeit eine Kampfpause in Kraft treten, soll ein Hamas-Beamter der jordanischen Zeitung "Al Ghad" gesagt haben, wie die Nachrichtenseite "Ynet" meldete. Ein israelischer Beamter habe den Bericht jedoch dementiert und erklärt, es gebe keine solche Vereinbarung, hieß es.

Der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater der USA, Jon Finer, hatte zuvor am Sonntag im US-Fernsehen erklärt, es gebe noch keine Übereinkunft zur Freilassung der Geiseln, man sei zum jetzigen Zeitpunkt aber näher an einer Einigung, "als wir es vielleicht jemals waren, seit diese Verhandlungen vor Wochen begonnen haben".

Französische Künstler unterschiedlicher Herkunft haben gestern in Paris einen Schweigemarsch für Frieden zwischen Israel und den Palästinensern angeführt. Tausende Teilnehmer der Kundgebung mit Persönlichkeiten wie den Schauspielerinnen Isabelle Adjani und Emmanuelle Beart marschierten vom Institut der Arabischen Welt zum Museum für Kunst und Geschichte des Judentums nahe der Seine. "Wir haben heute einen blauen Himmel über unseren Köpfen und in Israel, in Palästina, haben sie Bomben, sie haben Kriegen. Wir machen die Lage nicht besser, indem wir uns für eine Seite entscheiden oder eine Seite die andere mit Hass übergießt", mahnte die Schauspielerin Nadia Farès. Der Schweigemarsch werde "hoffentlich die Kakophonie ausgleichen, die wir auf der ganzen Welt haben."

Menschen demonstrieren in Paris bei einem Schweigemarsch für Frieden in Nahost

Angeführt wurde der Schweigemarsch von Schauspielern und Künstlern.

Israels Armee hat weitere Details zu einem Tunnel unter der Al-Schifa-Klinik im Gazastreifen veröffentlicht. Frankreichs Präsident Macron ruft Israel zum Schutz von Zivilisten im Gazastreifen auf. Die Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das Morgenmagazin am 20. November 2023 um 07:00 Uhr.