Ein gelbes Gefahrendreieck mit der Aufschrift "Covid-19" klebt an einer Glastür in einem temporären Corona-Krankenhaus in Moskau.
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Mund-Nasen-Bedeckung Fehlerhafte Masken in Kliniken und Apotheken

Stand: 01.12.2020 17:56 Uhr

Nach Recherchen von Report Mainz sind erneut Atemschutzmasken aufgetaucht, die nicht dem angegebenen Standard entsprechen und deutlich mehr Viren durchlassen. Betroffen ist unter anderem ein großes Krankenhaus.

Im Klinikum Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz ist mit mangelhaften Filtermasken gearbeitet worden. Das zeigen Untersuchungen im Auftrag des ARD-Politikmagazins Report Mainz. Die Masken sollten Mitarbeiter und Patienten eigentlich vor Ansteckungen mit dem Coronavirus schützen und wurden nach Angaben der Klinik auch in den COVID-19- und Intensivstationen eingesetzt. Es handelt sich dabei laut Aufdruck um eine so genannte KN95-Maske aus China, deren Schutzstandard mit FFP2-Masken vergleichbar sein sollte.

Report Mainz hat jeweils eine dieser Filtermasken, die von einer Pflegekraft des Klinikums zur Verfügung gestellt wurden, von einem Sachverständigen für Schutzausrüstung und einem Labor der DEKRA untersuchen lassen. Das Ergebnis: Es fehlten nötige Filterfunktionen der Maske, laut Laboruntersuchung würde sie 42,8 Prozent der Viren passieren lassen. Erlaubt sind maximal sechs Prozent.

 

Mit den Ergebnissen dieser Tests konfrontiert hat das Klinikum Ludwigshafen am vergangenen Freitag nach eigenen Angaben die Masken dieses Typs aus allen Bereichen entfernt. Man habe sich damals beim Einkauf des Produkts die erforderlichen Unterlagen zusenden lassen. "Für unser Haus gab es zum damaligen Zeitpunkt keinen Anhaltspunkt, der Gründe zum Zweifeln für uns geboten hätte", teilte eine Sprecherin des Klinikums schriftlich mit.

Infektionen durch fehlerhafte Masken möglich

Der ärztliche Direktor der Klinik, Günter Layer, schloss im Interview mit Report Mainz nicht aus, dass es zu COVID-19-Infektionen wegen der mangelhaften Maske gekommen sei. "Wir haben eine Vielzahl von Mitarbeitern, die infiziert sind, auch eine Vielzahl von Mitarbeitern, die in Quarantäne sind." Die Maske sei auf vielen Stationen zum Einsatz gekommen, darunter acht Stationen, auf denen COVID-19-Patienten behandelt werden. Auch Patienten hätten sich im Klinikum angesteckt. Aufgrund der aktuellen Auslastung seien alle planbaren Eingriffe inzwischen abgesagt worden, teilte das Klinikum kürzlich mit.

 

Nach Einschätzung von Experten könnten hunderttausende der in Deutschland im Umlauf befindlichen FFP2- und KN95-Masken problematisch sein. In den Labors der DEKRA, einer zertifizierten Prüfstelle für solche Filtermasken, seien bei Tests bislang mehr als 80 Prozent der Produkte durchgefallen, teilt Geschäftsführer Jörg-Timm Kilisch mit. Report Mainz konnte in mindestens einem Fall nachweisen, dass auch in einer Apotheke mangelhafte Masken ausgegeben wurden. Sie hatte mehr als fünfmal so viele Viren durchgelassen, wie es rechtlich zulässig ist.

Noch keine Standards für Qualitätskontrollen

Das Bundesgesundheitsministerium plant einem Beschluss von Bund und Ländern zufolge, mehr als 27 Millionen Risikopersonen mit vergünstigten FFP2-Masken zu versorgen. Wie genau das geschehen soll und wie man sicherstellen will, dass keine mangelhaften Masken ausgegeben werden, konnte das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage von Report Mainz bislang nicht beantworten. Man arbeite derzeit noch an der nötigen Rechtsverordnung.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete "Report Mainz" am 01. Dezember 2020 um 21:45 Uhr.