
Schäden und Klimawandel "Wir haben eine Zäsur draußen im Wald"
Stand: 29.08.2019 19:33 Uhr
Dem Wald muss schnell, aber auch langfristig geholfen werden - darüber waren sich die Teilnehmer eines Treffens im Landwirtschaftsministerium einig. Beim Thema Finanzen gingen die Vorstellungen auseinander.
Von Alex Krämer, ARD-Hauptstadtstudio
Dem deutschen Wald geht es nicht besonders gut: Die Trockenheit hat den Wäldern zugesetzt, Waldbrände und Schädlingsbefall kommen hinzu - und mit dem Klimawandel wird die Sache nicht leichter. Besonders große Nadelwälder, die fast nur aus einer einzigen Baumart bestehen, sind äußerst anfällig. Kurzfristige Schäden also, dazu die Frage, wie es langfristig weiter gehen soll - beides stand heute beim Treffen von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit Waldbesitzern, Naturschützern und Wissenschaftlern auf dem Programm.
Deutschlands Wälder in Gefahr
nachtmagazin 00:33 Uhr, 30.08.2019, Mirco Seekamp, ARD Berlin
Das sei nicht einfach mal ein trockenes Jahr gewesen, sagte Klöckner. "Wir haben eine Zäsur draußen im Wald." Sie erzählte von vertrocknenden Buchen, vom Borkenkäfer und toten Fichten. Schädlinge und Feuer haben Spuren hinterlassen. "Über 110.000 Hektar", sagte Klöckner - "die fehlen schlichtweg. Und das heißt, uns fehlt auch ein Mitkämpfer beim Klimaschutz."
An den Klimawandel anpassen
Kurzfristig geht es jetzt darum, von Schädlingen befallene Bäume wegzuschaffen und auf den betroffenen Flächen neue Bäume zu pflanzen. Langfristig aber wird es darum gehen, die Wälder insgesamt umzubauen, widerstandsfähiger zu machen - anpassungsfähiger an den Klimawandel. Die Pläne dafür will Klöckner bei einem Wald-Gipfel im September festzurren. "Ich stehe für standort- und angepasste Mischwälder", sagte sie. "Wir müssen Neuanpflanzung, Wiederanpflanzung und Naturverjüngung in Verbindung bringen und mit der Natur arbeiten." Also brauche man auch eine gewisse Steuerung.
Das können alle Beteiligten mehr oder weniger so unterschreiben - zumindest solange es noch nicht allzu sehr ins Detail geht. Die Stimmung war heute deshalb eher versöhnlich. "Ich bin optimistischer nach diesem Treffen, dass sich tatsächlich etwas für naturnahen Wald in Deutschland bewegt", sagte Hubert Weiger, Vorsitzender des Umweltverbands BUND. "Denn das war Konsens: Unsere Wälder müssen naturnäher werden." Schon, weil artenreiche Wälder nicht so anfällig sind - wenn eine Baumart schlapp macht, gibt es noch andere, die übernehmen können.
Viel Stoff für Diskussionen
Wie viel Geld sie in die Hand nehmen will, da legte sich die Agarministerin heute noch nicht genau fest. Sie nannte aber schon einmal die Zahl von einer guten halben Milliarde in den kommenden vier Jahren. Zu wenig, finden die Waldbesitzer. "Wir haben Schadholz im Wald, das müssen wir rausholen", sagte Georg Schirmbeck vom deutschen Waldwirtschaftsrat. Dann gebe es noch 110.000 Hektar, die man wieder aufforsten müssen. "Wenn man das zusammenrechnet kommt man auf etwa zwei Milliarden, die wir brauchen."
Bei aller Harmonie gibt es also noch eine Menge Stoff für Diskussionen - übers Geld, aber auch darüber, welche Rolle nicht heimische Baumarten künftig spielen sollen. Zu denen gibt es übrigens möglicherweise Alternativen: Buchen und Eichen, genau dieselben Arten wie hier, wachsen auch in Südeuropa. Sie kommen dort aber mit mehr Hitze und weniger Wasser zurecht. Wissenschaftler untersuchen gerade, ob es sinnvoll sein könnte, Saatgut für deutsche Wälder künftig aus Slowenien oder Ungarn zu beziehen.
Was wird mit dem deutschen Wald - Treffen bei Julia Klöckner
Alex Krämer, ARD Berlin
29.08.2019 18:17 Uhr
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