
Auto-Attacke in Münster Was bislang bekannt ist
Stand: 08.04.2018 18:46 Uhr
Das Motiv hinter der Auto-Attacke bislang unklar. Die Polizei geht von einem Einzeltäter ohne politische Beweggründe aus. Was ist bekannt, wie ist der Stand der Ermittlungen? Ein Überblick.
Was ist passiert?
Am Samstagnachmittag fuhr um 15.27 Uhr ein Campingbus in der Innenstadt von Münster in eine Menschengruppe. Die Opfer saßen vor der historischen Gaststätte beim "Großen Kiepenkerl". Zwei Menschen wurden dabei getötet und mehr als 20 zum Teil schwer verletzt. Nachdem das Fahrzeug zum Stehen gekommen war, erschoss sich der Fahrer selbst. Zeugenaussagen, denen zufolge ein oder zwei weitere Beteiligte aus dem Kleinbus gesprungen und in der Menschenmenge untergetaucht sein sollten, konnte die Polizei nicht bestätigen.
Wer sind die Opfer?
Der Polizei zufolge handelt es sich bei den Toten um eine 51-jährige Frau aus dem Kreis Lüneburg und um einen 65-jährigen Mann aus dem Kreis Borken. Mehr als 20 Menschen wurden verletzt, vier von ihnen schweben laut Münster Uniklinikum noch in Lebensgefahr, zwei Patienten sind schwer verletzt.
Ermittlungen nach Todesfahrt in Münster
tagesschau 20:00 Uhr, 08.04.2018, Caroline Imlau, WDR
Was ist über den Täter bekannt?
Bei dem Fahrer des Kleinbusses handelt es sich nach bisherigen Erkenntnissen um einen Mann aus Münster, der aus dem Sauerland stammte. Die Ermittler gehen davon aus, dass er als Einzeltäter handelte.
Das Motiv des 48-Jährigen ist bislang unklar. Am 29. März, mehr als eine Woche vor der Tat, hatte er nach Informationen von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" eine Art Lebensbeichte und einen fünfseitigen Brief per Mail an Bekannte verschickt. Darin habe er berichtet, was in seinem Leben falsch gelaufen und wer daran Schuld sei. Das 18-seitige Schreiben wird in Ermittlerkreisen im Nachhinein als Ankündigung eines Suizids gelesen.
Laut Polizei und Staatsanwaltschaft gibt es keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund. Die Ermittler gingen davon aus, dass "Motive und Ursachen in dem Täter selbst liegen", sagte Münsters Polizeipräsident Hajo Kuhlisch. Einen islamistischen Hintergrund hatte die Polizei bereits relativ schnell ausgeschlossen. Auch Verbindungen des mutmaßlichen Täters in die rechtsextreme Szene bestätigte sie bislang nicht.
Laut Staatsanwaltschaft war der Mann der Polizei bekannt: 2015 und 2016 habe es mehrere Verfahren gegen ihn gegeben, wegen Betrugs, Sachbeschädigung, Unfallflucht und Bedrohung. Sämtliche Verfahren seien aber wieder eingestellt worden. Es gebe darüber hinaus keine Anhaltspunkte "auf eine stärkere kriminelle Intensität", teilte die leitende Oberstaatsanwältin Elke Adomeit mit.
Wie und wo wurde ermittelt?
Noch in der Nacht nach der Attacke wurde die Wohnung des mutmaßlichen Täters in Münster durchsucht. Die Polizei fand dabei eine unbrauchbar gemachte Maschinenpistole des Typs AK 47 sowie mehrere Polenböller. Solche Feuerwerkskörper waren auch in dem Campingbus entdeckt worden, zudem hatte der Täter neben der Waffe, mit der er sich erschoss, auch eine Schreckschusspistole dabei. Zunächst hatte die Polizei auch Sprengsätze in dem Fahrzeug vermutet, diese Befürchtung bestätigte sich aber nicht.
Neben der Wohnung in Münster besaß der Fahrer drei weitere Wohnungen: Eine zweite in Münster und zwei in Ostdeutschland. Sämtliche Wohnungen seien mittlerweile durchsucht worden, hieß es von der Polizei. Zudem hätten dem Täter mehrere Fahrzeuge und Container zugeordnet werden können. Zu dem Ergebnis der weiteren Durchsuchungen äußerten sich die Ermittler bislang nicht.
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