Papst Benedikt XVI. hält in Marienfeld bei Köln vor Tausenden Pilgern eine Messe | picture alliance / dpa

Reaktionen auf den Tod von Benedikt "Ein beeindruckender Theologe"

Stand: 31.12.2022 15:31 Uhr

Nach dem Tod von Benedikt XVI. wird der frühere Papst als "erfahrener Theologe" gewürdigt und seine Bedeutung für Deutschland hervorgehoben. Bundesinnenministerin Faeser ordnete Trauerbeflaggung an.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat den verstorbenen früheren Papst Benedikt XVI. als "beeindruckenden Theologen" und "erfahrenen Hirten" gewürdigt. "Wir trauern um eine Persönlichkeit, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt hat", erklärte Bätzing. Papst Benedikt habe die Stimme des Evangeliums "gelegen oder ungelegen" hörbar gemacht, sagte der Limburger Bischof. Bätzing verwies aber auch auf die zuletzt gegen den früheren Papst laut gewordene Kritik am Umgang mit Missbrauchsfällen in seiner Zeit als Münchener Erzbischof. "Die Betroffenen hat er um Vergebung gebeten und doch blieben Fragen offen."

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx erklärte: "Wir trauern um einen treuen Zeugen der Liebe Gottes und einen bedeutenden Lehrer der Kirche, dessen Verkündigung bereits zu seiner Zeit als Münchner Erzbischof weit über die Grenzen des Erzbistums hinaus strahlte." Sein Wort habe weltweit Aufmerksamkeit gefunden, auch bei Angehörigen anderer Religionen, in Politik und Gesellschaft. "Wir sind ihm zutiefst dankbar für seinen jahrzehntelangen Einsatz, seine exzellente Theologie und sein beeindruckendes Lebens- und Glaubenszeugnis. Sein Vermächtnis wird weiterwirken."

EKD-Vorsitzende: Großer Beitrag für Ökumene

Die Evangelische Kirche in Deutschland würdigte den Beitrag Benedikts XVI. für die Ökumene gewürdigt. Joseph Ratzinger habe mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, erklärte Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). "Als Kardinal und später als Papst Benedikt XVI. hat er in Ökumene-Fragen das Gemeinsame unterstrichen", so Kurschus.

Steinmeier: "Ein Mittler zwischen den Religionen"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Benedikt XVI. als Mittler zwischen den Religionen. "Die Einheit der Christenheit und der Dialog der Religionen, das Miteinander von Religion und Gesellschaft lagen ihm besonders am Herzen. Er suchte das Gespräch mit Juden und Muslimen sowie allen christlichen Konfessionen weltweit", schrieb Steinmeier, der auch ankündigte, zur Trauerfeier nach Rom zu reisen. Derzeit werde mit den anderen Verfassungsorganen abgestimmt, welche weiteren hochrangigen deutschen Vertreter zu der Beisetzung kommen werden, teilte eine Sprecherin mit.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hob Benedikts Bedeutung für Deutschland hervor. "Als 'deutscher' Papst war Benedikt XVI. für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer", erklärte Scholz im Onlinedienst Twitter. "Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen."

Bundesweite Trauerbeflaggung angeordnet

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat aus Anlass des Todes des ehmaligen Papstes Benedikt XVI. bundesweite Trauerbeflaggung der obersten Bundesbehörden angeordnet. Die Anordnung gelte für den heutigen Samstag und für den Tag der offiziellen Trauerfeierlichkeiten in Rom am 5. Januar, so Faeser.

Bayern trauert um "seinen Papst"

Bereits zuvor hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Trauerbeflaggung an allen staatlichen Dienstgebäuden im Freistaat für den heutigen Samstag sowie den Tag der Beisetzung angekündigt. "Wir trauern um unseren bayerischen Papst. Der Tod von Benedikt XVI. berührt mich genau wie viele Menschen in Bayern und aller Welt sehr", sagte Söder. Er denke an viele bewegende Begegnungen mit Benedikt zurück.

Viele Menschen in seiner Heimat würden ihn nicht nur als Papst, sondern auch als bescheidenen Seelsorger in dankbarer Erinnerung behalten. Dessen mehrtägiger Besuch 2006 in Bayern sei unvergessen.

Schavan: "Eine Ära geht zu Ende"

Annette Schavan, ehemalige Bundesbildungsministerin und frühere Botschafterin Deutschlands beim Heiligen Stuhl in Rom, sieht mit dem Tod Benedikts XVI. eine Ära zu Ende gehen. Sie würdigte den ehemaligen Papst nicht nur als Mann, der die Kirche liebte, sondern auch als politische Person, "der an den Entwicklungen von Kirche und Welt sehr Anteil nahm".

EU bekunden ebenfalls Trauer

EU-Kommissonspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf Twitter: Der frühere Papst habe "durch seinen Rücktritt ein starkes Zeichen gesetzt. Er sah sich selbst zuerst als Diener Gottes und seiner Kirche. Als seine physische Kraft nachließ, diente er weiter mit der Kraft seiner Gebete."

Kritik von jüdischer Gemeinschaft

Vonseiten der jüdischen Gemeinschaft gab es jedoch auch kritische Stimmen. Rabbiner Walter Homolka erinnerte an Benedikts teils konfliktbelasteten Dialog mit dem Judentum. "Er hat es uns Juden mit seinem klaren Wahrheitsanspruch nicht leicht gemacht. Er vermittelte stets ein triumphales Bild der Kirche. Ihr Glanz gründet im auferstandenen Christus als dem Neuen, das das jüdische Umfeld Jesu hinter sich lässt", sagte Homolka.

Er sagte weiter: "Benedikt XVI. hat nicht daran geglaubt, dass Juden und Christen das Trennende selbst überwinden könnten. Aus dem Gegensatz der Überzeugungen dürfe aber keine Feindschaft entstehen. Er sah darin vielmehr eine Kraft des Friedens. Für einen glaubwürdigen Dialog hat dies nicht gereicht. Wohl aber für ein respektvolles Miteinander."

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 31. Dezember 2022 um 12:23 Uhr in Informationen am Mittag.