Organspendeausweis | dpa

Repräsentative Umfrage Bereitschaft zur Organspende steigt

Stand: 05.06.2021 16:19 Uhr

Noch immer werden in Deutschland deutlich weniger Organe gespendet als nötig. Doch laut einer Umfrage steigt die Bereitschaft zu einer Organspende weiter - und das auch während der Corona-Pandemie.

Die Bereitschaft zu einer Organspende ist während der Corona-Pandemie weiter gestiegen. Das berichteten die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland unter Berufung auf eine repräsentative Umfrage der Krankenkasse Barmer. Demnach erklärten sich 36 Prozent der Befragten zu einer Organspende bereit. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 32 Prozent, im Jahr 2019 bei 23 Prozent. Die Zahl derer, die eine Organspende sicher ausschließen, sank der Umfrage zufolge im Vergleich zum Vorjahr von neun auf sechs Prozent. 2019 hatten noch 16 Prozent der Befragten eine Organspende ausgeschlossen.

"Ermutigende Nachricht für Tausende Betroffene"

"Dass immer mehr Menschen zur Organspende bereit sind, ist eine ermutigende Nachricht für Tausende Betroffene, die auf ein dringend benötigtes Spenderorgan warten", sagte der Barmer-Vorstandschef Christoph Straub anlässlich des Tags der Organspende. Je umfassender die Versicherten informiert seien, desto besser könnten sie sich bewusst dafür oder dagegen entscheiden. Besonders hoch ist die Bereitschaft zur Organspende bei jungen Menschen zwischen 18 und 25 Jahren (43 Prozent). Am geringsten ist der Wert laut Umfrage unter den 39- bis 50-Jährigen, wo nur 30 Prozent bestimmt zur Organspende bereit wären. Auch zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede: Während bei den Frauen 39 Prozent zu einer Organspende bereit wären, sind es bei den Männern nur 32 Prozent.

Wegen der Corona-Pandemie finden die Veranstaltungen zum Tag der Organspende wie im Vorjahr nur virtuell statt. Verbände und Krankenkassen riefen bereits im Vorfeld zur persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema auf. Die Frage nach einer Spende "kann und muss jeder Mensch für sich alleine entscheiden. Allen Menschen, die sich dafür entscheiden, gilt unser Respekt und Dank", sagte Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbands Deutschland (SoVD). Nach der in Deutschland gültigen Entscheidungslösung dürfen Organe nach dem Tod nur dann entnommen werden, wenn der Verstorbene oder stellvertretend die Angehörigen dem zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt haben.

Transplantationen auch während Corona möglich

Der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, betonte, dass es auch während der Corona-Pandemie unter zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen möglich sei, Organe zu transplantieren. Der Tag der Organspende sei ein guter Anlass, "sich mit diesem wichtigen Thema zu beschäftigen, eine informierte Entscheidung zu treffen und diese am besten auch gleich zu dokumentieren."

Die Ärztekammer Niedersachsen appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, eine Entscheidung zur Organspende zu treffen. "Das Thema Organspende darf auch in der anhaltenden Covid-19-Pandemie nicht in Vergessenheit geraten", sagte Vizepräsidentin Marion Charlotte Renneberg am Freitag in Hannover. Das Potenzial im Blick auf lebensrettende Organtransplantationen sei noch nicht ausgeschöpft. Je mehr Menschen sich bereits zu Lebzeiten in dieser Frage klar positionierten und dies in einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung dokumentierten, desto mehr Organspenden stünden im Ernstfall zur Verfügung, sagte Renneberg.

9400 Menschen auf der Warteliste

Bundesweit stehen nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation derzeit rund 9400 Menschen auf der Warteliste für eine Organtransplantation. Doch im vergangenen Jahr seien nur 913 hirntoten Menschen gespendete Organe entnommen und anderen Menschen eingepflanzt worden. Das seien 19 Organspender weniger gewesen als im Jahr davor. Der Tag der Organspende wird seit 1983 bundesweit am ersten Samstag im Juni begangen und von zahlreichen Verbänden, Stiftungen und Institutionen getragen.