
Nationalspieler Özil und Gündogan Treffen mit Erdogan sorgt für Wirbel
Stand: 14.05.2018 22:09 Uhr
Die Fußball-Nationalspieler Özil und Gündogan haben sich in London mit dem türkischen Präsidenten Erdogan getroffen - und damit für Kritik gesorgt. Gündogan erklärte sich später in einer Mitteilung.
International erfolgreiche Fußballstars mit türkischen Wurzeln treffen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan - so geschehen in London am Sonntag. Mesut Özil vom FC Arsenal und Ilkay Gündogan von Manchester City - beide auch deutsche Nationalspieler - sowie Cenk Tosun vom FC Everton begrüßen den Präsidenten und wechseln freundliche Worte. Trikots werden überreicht, Fotos gemacht.
Treffen zwischen Özil und Gündogan mit Erdogan sorgt für Kritik
tagesthemen 22:30 Uhr, 14.05.2018, Volker Schwenck, ARD Berlin
Was wie ein harmloses Treffen erscheint, hat mittlerweile Kritik nach sich gezogen. Der Vorwurf der Wahlkampfhilfe steht im Raum. Denn am 24. Juni finden in der Türkei vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftwahlen statt. Erdogan ist gerade auf Staatsbesuch in Großbritannien. Seine Partei AKP nahm das Treffen der Fußballstars mit dem Präsidenten sogleich zum Anlass, mehrere Fotos davon zu twittern.
Auf Gündogans Trikot mit der Nummer acht stand: "Mit Respekt für meinen Präsidenten." Özil sendete einen Tweet, der ihn mit Tosun und Gündogan zeigt. "In guter Gesellschaft heute Abend", schrieb er dazu.
Wahlkampfauftritte in Deutschland verboten
Wahlkampfauftritte türkischer Politiker kurz vor Abstimmungen oder Wahlen in der Türkei sind in Deutschland verboten. Das Treffen fand zwar in London statt, die Fotos von Erdogan mit Özil und Gündogan, die als Nachfahren türkischer Einwanderer in Deutschland aufgewachsen sind, finden sich nun auf der Seite der AKP wieder.
DFB: Profis haben sich für Wahlkampf missbrauchen lassen
Der türkischstämmige Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir kritisierte die beiden Nationalspieler scharf. "Der Bundespräsident eines deutschen Nationalspielers heißt Frank-Walter Steinmeier, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und das Parlament heißt Deutscher Bundestag", sagte der frühere Bundesvorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen der Agentur SID: "Es sitzt in Berlin, nicht in Ankara."
DFB-Präsident Reinhard Grindel twitterte, die Profis hätten sich für Wahlkampfmanöver missbrauchen lassen. "Der DFB respektiert und achtet selbstverständlich die besondere Situation unserer Spieler mit Migrationshintergrund. Aber der Fußball und der DFB stehen für Werte, die von Herrn Erdogan nicht hinreichend beachtet werden." DFB-Teammanager Oliver Bierhoff kündigte eine Aussprache mit den Spielern an.
Sportpolitisch ist der gemeinsame Auftritt der Kicker mit Erdogan auch deshalb pikant, da die Türkei einziger Konkurrent des Deutschen Fußball-Bundes um die Ausrichtung der Europameisterschaft 2024 ist. Die UEFA entscheidet im September über den Austragungsort.
Die Wahlen in der Türkei waren eigentlich erst 2019 geplant. Sie würden die schrittweise Einführung des Präsidialsystems schneller abschließen, für das im April 2017 eine knappe Mehrheit der Türken in einem umstrittenen Referendum gestimmt hatte. Bei einer Wiederwahl würde Erdogan deutlich mehr Macht erhalten.
Gündogan erklärte sich später in einer Mitteilung. Mit dem Auftritt sei keine politische Botschaft verbunden gewesen. "Es war nicht unsere Absicht, mit diesem Bild ein politisches Statement abzugeben, geschweige denn Wahlkampf zu machen."
Politische Reaktionen auf das Treffen Özil und Gündogan mit Erdogan
Killian Pfeffer, ARD Berlin
14.05.2018 19:42 Uhr
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