
Merkel in Chemnitz Besuch mit Verspätung
Stand: 16.11.2018 14:15 Uhr
Sie hat lange gebraucht - nun besucht Angela Merkel Chemnitz. Knapp drei Monate nach den fremdenfeindlichen Ausschreitungen ist die Kanzlerin dort zu Gast. Kein leichter Termin.
Von Angela Ulrich, ARD-Hauptstadtstudio
Angela Merkel ist einiges gewöhnt, gerade in Sachsen: "Volksverräterin" und "Schlampe" schallte es ihr vor drei Jahren in Heidenau bei Dresden entgegen. Auch später, bei Wahlkampfveranstaltungen in Ost wie West, ging manches Wort der Kanzlerin in Buhrufen unter. Merkel steht dann trotzdem meist ruhig da, sie erhebt nicht die Stimme, blinzelt wenig, blickt manchmal etwas fragend ins Rund. Was in ihr vorgeht, ist kaum zu erkennen.
Barbara Ludwig, SPD-Oberbürgermeisterin Chemnitz, zum Merkel-Besuch in Chemnitz
morgenmagazin 08:30 Uhr, 16.11.2018
Streit um "Hetzjagden"
Nun also Chemnitz. Die Stadt hat lange auf Merkel warten müssen. Die Kanzlerin kommt erst zwölf Wochen nach dem gewaltsamen Tod eines jungen Mannes, mutmaßlich durch Asylbewerber. Dazwischen liegt ein Streit auch um Begriffe. "Hetzjagden" in Chemnitz. Regierungssprecher Steffen Seibert hatte sehr bald nach den Ausschreitungen klar formuliert: "Solche Zusammenrottungen, Hetzjagden auf Menschen anderen Aussehens, anderer Herkunft, oder der Versuch, Hass auf den Straßen zu verbreiten, das nehmen wir nicht hin, das hat in unseren Städten keinen Platz."
Die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig hatte gehofft, dass sich die Kanzlerin früher ein Bild macht. Warum hat es so lange gedauert, bis Merkel nach Chemnitz kommen konnte? "Der Kanzlerin ist daran gelegen, sich intensiv mit den Menschen in Chemnitz auszutauschen", erklärt ihres Sprecherin. "Sie wird fünf Stunden da sein. Und da brauchte es einige Zeit, einen so umfangreichen Termin in den Terminplan einbauen zu können."
Merkel wird ihre Gegner hören
Franziska Giffey war schneller als Merkel. Kurz nach den Ausschreitungen kam die SPD-Familienministerin nach Chemnitz, als erstes Mitglied der Bundesregierung. Fremdenfeindlichkeit geht uns alle an, sagt Giffey: "Wir müssen schauen: Wie können wir diejenigen stärken, die sich dagegen stellen? Und es ist ganz, ganz klar auch eine Bundesaufgabe, sich darum zu kümmern."
Bei ihrem Besuch in der Stadt wird Merkel zuerst die Basketballer von Zweitligist "Niners Chemnitz" treffen. Dann spricht sie mit Sachsens Ministerpräsident Kretschmer und der Oberbürgermeisterin. Zwei Stunden Zeit nimmt sich die Kanzlerin im Anschluss für Bürger aus Chemnitz - bei einem Leserforum einer Zeitung. Das Treffen findet in einer Halle nahe der Polizeidirektion statt. Genau da wollen auch die Merkel-Gegner aufmarschieren. Inklusive neuer Pfeifkonzerte gegen die Kanzlerin.
Stimmen aus Chemnitz vor dem Merkel-Besuch
morgenmagazin 05:30 Uhr, 16.11.2018, Nadja Storz, MDR
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