
Wegen hoher Infektionszahlen Rufe nach Priorisierung bei PCR-Tests
Schon jetzt ächzen die Labore unter der Menge der PCR-Tests - und es könnten noch viel mehr werden. Nun gibt es Forderungen nach einer Priorisierung. Das Gesundheitsministerium verweist hingegen auf noch vorhandene Kapazitäten.
Durch die neuen Quarantäne-Regeln dürfte bald noch mehr Arbeit auf die Labore zukommen, schätzt der Vorsitzende der Akkreditierten Labore in der Medizin, Michael Müller. Denn wer nach sieben Tagen einen negativen PCR-Test vorweist, darf eine Quarantäne zukünftig früher verlassen. Er rechne mit einem Ansturm - diesem müssten die Labore nun unweigerlich unvorbereitet begegnen, so Müller in der "Rheinischen Post". Dass Labore an ihre Kapazitätsgrenze stoßen würden, sei für Kranke und Krankenhäuser kritisch.
Weder habe es vom Bund, noch von den Ländern eine Prognose gegeben, auf wie viele PCR-Tests die Labore sich einstellen müssen, kritisiert Müller.
Vorrang für kritische Infrastruktur
Inzwischen mehren sich die Stimmen, die auf eine Priorisierung bei den PCR-Tests pochen. So sprach sich der Leiter des Corona-Krisenstabes der Bundesregierung, Bundeswehr-General Carsten Breuer, in der "Süddeutschen Zeitung" für eine solche Priorisierung aus. Vorrang sollte es für die Beschäftigten der kritischen Infrastruktur geben - also etwa Polizistinnen, Feuerwehrleute, Krankenpfleger oder Supermarkt-Verkäuferinnen:
Wir werden mit Sicherheit wie bei allen knappen Ressourcen Kapazitäten bündeln müssen, wo es erforderlich ist. Das gilt auch für Tests.
Auch der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen befürwortet die Priorisierung. Neben der kritischen Infrastruktur müssten PCR-Tests auch für wichtige medizinische Diagnostik von Schwerstkranken bereitgehalten werden. Dies könne dazu führen, dass es im Einzelfall, etwa beim Freitesten, zu Verzögerungen komme. Erst wenn die stark ansteigenden Coronazahlen wieder unter Kontrolle seien, werde sich die Situation auch wieder verbessern.
Testkapazitäten ausbauen
Die Union fordert von Gesundheitsminister Lauterbach, jetzt eine Handlungsempfehlung für die Priorisierung zu erstellen und die Kapazitäten für PCR-Tests auszubauen. So lange eine Überlastung drohe, müssten die vorhandenen Kapazitäten in erster Linie nach Dringlichkeit und medizinischem Bedarf genutzt werden, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, der CDU-Abgeordnete Tino Sorge, der Nachrichtenagentur AFP. Auch müssten die Kapazitäten für PCR-Tests so schnell wie möglich erweitert werden, da sie Omikron viel verlässlicher erkennen als Schnelltests.
Das Gesundheitsministerium wollte sich auf eine Nachfrage der Agentur Reuters dazu nicht äußern. Ein Sprecher verwies aber darauf, dass in der vergangenen Woche 1,4 Millionen PCR-Tests gemacht wurden und die Kapazität in den Laboren in dieser Woche mit 2,6 Millionen angegeben worden sei.