Kölner Karnevalisten | dpa

Weiberfastnacht in Köln Gut genug aufs Feiern vorbereitet?

Stand: 16.02.2023 06:40 Uhr

Im Rheinland startet der Straßenkarneval heute, erstmals seit drei Jahren ohne Corona-Einschränkungen. Schon am 11.11. war der Andrang in Köln besonders groß. Ist die Stadt ausreichend vorbereitet?

Von Caroline Hoffmann, WDR

"Es ist befreiend. Jetzt muss man an nichts mehr denken. Man kann wieder feiern, so wie früher", sagt Svenja Lindner. Das erste Mal will die Studentin dieses Jahr Karneval in Köln erleben, zusammen mit ihren Freunden.

Caroline Hoffmann

Sorgen um Corona macht sie sich nicht mehr. Und auch viele, die Bedenken haben, wollen trotzdem endlich wieder Musik, Tanz und das Brauchtum genießen. "Es ist die schönste Zeit im Jahr", meint Simon Rohr. "Mein Uropa war sogar einmal ein Karnevalsprinz. Auch wenn ich noch Bedenken habe, ich nehme das Risiko in Kauf."

Viele Einsatzkräfte eingeplant

Die Städte im Rheinland rechnen mit großem Andrang. Weil keine Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie mehr gelten, wird er dieses Jahr wohl besonders stark sein. In Düsseldorf sind neben der Polizei an den Karnevalstagen mehr als 400 Einsatzkräfte von Ordnungsamt, Feuerwehr und private Sicherheitsdienste im Einsatz sein.

In Köln werden nach Angaben der Polizei täglich mehr als 2500 Polizistinnen und Polizisten in zwei Schichten arbeiten. Absperrungen wurden errichtet. An der Zülpicher Straße, einem der Hotspots der Feiernden, hat die Stadt zusätzliche Sicherheitskameras installiert, um die zu erwartenden Menschenmassen besser einschätzen zu können.

Risiko eines Rückstaus

Doch gerade dort ist die Sorge groß, dass das Feiern aus dem Ruder laufen könnte. Denn viele in Köln erinnern sich noch an den Karnevalsauftakt am 11.11., vor knapp drei Monaten. Viel zu viele Menschen drängten schnell in das Studentenviertel. Der einzige Eingang zur abgesperrten Straße wurde geschlossen. Das führte zu einem großen Rückstau, viele Feiernde steckten fest, einige stürmten die Sicherheitsbereiche.

Glücklicherweise blieb die Menge weitestgehend friedlich, so dass nichts Größeres passierte, doch die Stadt Köln wurde im Anschluss massiv für ihr mangelhaftes Sicherheitskonzept kritisiert.

Polzeiabsperrung in Köln zum Karnevalsauftakt | dpa

Im November errichtete die Polizei wegen der Menschenmassen Absperrungen. Bild: dpa

Kritik am Sicherheitskonzept

Daran habe sich auch für Weiberfastnacht nicht genug geändert, kritisiert Markus Vogt, Vertreter der IG Gastro und Wirt der Kneipe Kwartier in der Zülpicher Straße. Mit Bauchschmerzen schaut er auf den heutigen Tag. "Ich bemängele, dass man hier Zirkulation im Viertel unterbindet. Und das man in vielen Bereichen eine 'Presswurstsituation' schafft."

Außerdem hatten die IG Gastro und weitere Interessenvertreter die Stadt im Vorfeld aufgefordert, eine attraktive Ausgleichsfläche zu schaffen, und die Menschen dorthin zu locken, weg vom für viele Feiernde attraktiven Ziel der Kneipenstraße. Eine Ausgleichsfläche hat die Stadt geschaffen, doch die liegt genau nebenan - und locke die Menschen aus Sicht des Wirtes damit nicht von der Kneipenstraße fort.

Ausweichfläche soll helfen

Die Stadt Köln hingegen sieht sich ausreichend vorbereitet. Sie hat die Uniwiesen in der Nähe der Partyzone vorsorglich mit Matten belegt, damit die Jecken auch hier feiern können. "Wir brauchen eine Ausweichfläche in unmittelbarer Nähe, die dann von den Menschen auch angenommen wird, erklärt Simone Winkelhog, Sprecherin der Stadt. "Wir haben nichts von einer Fläche, die es irgendwo gibt, wo aber keiner hingeht."

Weil sie unter anderem fürchten, die Sicherheit ihrer Gäste an Weiberfastnacht nicht gewährleisten zu können, schließen einige Kneipen mittlerweile an diesem Tag bewusst ihre Türen, auch wenn Karneval in Köln die wichtigste Tradition des Jahres ist.

Denn eigentlich geht es im ganzen Rheinland um friedliches gemeinsames Feiern. An Weiberfastnacht und an den Karnevalsumzügen der nächsten Tage, wenn Tausende Menschen kostümiert auf den Straßen und in den Kneipen unterwegs sind. Besonders schön sei doch, dass an Karneval endlich alles einmal lockerer sei, sagt Simon Rohr. "Sogar der Spießer wird zur Stimmungskanone."

Über dieses Thema berichtete das ARD-Morgenmagazin am 16. Februar 2023 um 06:50 Uhr.