CDU-Spitzenkandidat Frank Imhoff beim Parteitag der CDU Bremen
Porträt

Bremen-CDU setzt auf Imhoff Der nahbare Unbekannte

Stand: 11.05.2023 15:01 Uhr

Diesmal soll es endlich klappen für die CDU in Bremen. Für die Mission Machtwechsel setzt sie mit Spitzenkandidat Imhoff vor allem auf zwei Themen - und ein Tandem.

Von Birgit Reichardt

Frank Imhoff lacht - laut, rauh, herzlich. Schon kurz vor Beginn der Spitzenkandidatenrunde beim Bremer Unternehmerinnenverband hat der 54-Jährige einen Draht zu den Gästen in der ersten Reihe gefunden, und die lachen mit ihm. Der Nahbare, der gerne auf Menschen zugeht, hier lebt der CDU-Politiker sein Image.

Eine Gabe habe er, sagen Mitarbeiter über Imhoff, den derzeitigen Bürgerschaftspräsidenten: Er könne Menschen unterhalten und für Politik interessieren, die bisher nichts damit zu tun hatten. Das ist eine Säule im CDU-Wahlkampf.

Erst Stall, dann Parlament

Der Landwirt aus dem kleinen, überwiegend konservativ geprägten Bremer Stadtteil Strom ist heimatverbunden. Er hat die Arbeit in seinem Milchviehbetrieb an seine Kinder abgegeben. Doch jeden Morgen geht er in den Stall. Schauen, ob alles in Ordnung ist. Dann fährt er zum Job.

Seit 2019 ist Imhoff Präsident der Bremischen Bürgerschaft. Die CDU durfte den Posten besetzen, weil sie nach der vergangenen Wahl stärkste Fraktion war. Bis heute ist umstritten, dass der durch sein Amt zur Überparteilichkeit verpflichtete Imhoff die CDU im Wahlkampf anführt. Davon lässt er sich nicht beirren.

Mit zwei besonders emotional besetzten Wahlkampfthemen ist er an den Start gegangen: Bildung und Innere Sicherheit.

Mehr Vorschulbildung statt Ausbildungsfonds

Imhoff weiß, auf der Problemliste der Menschen steht Bildung mit Abstand ganz oben. Niemand will mehr Schlusslicht sein oder etwas vom Lehrkräfte- und Erzieherinnenmangel hören. Auch bei den Unternehmerinnen punktet er damit. Top-Thema des Abends ist der jüngst vom rot-grün-roten Senat beschlossene Ausbildungsfonds. In den müssen die Unternehmen einzahlen, aber nur wer Auszubildende beschäftigt, bekommt Geld aus dem Topf. Imhoff lehnt das klar ab. Applaus im Saal.

Die eigentliche Misere sieht er darin, dass aus den Bremer Schulen zu wenig geeignete Bewerber kommen. Er fordert: Sitzenbleiben soll wieder möglich sein und Noten ab der dritten Klasse. Außerdem eine verbindliche Vorschule für Kinder mit hohem Sprachförderbedarf, um für die Einschulung möglichst gleiche Startbedingungen zu schaffen. Das betrifft vor allem Kinder, die nicht in die Kita gehen und die zu Hause kein Deutsch sprechen. In manchen Bremer Stadtteilen sind das mehr als 50 Prozent. Außerdem will er es privaten Investoren leichter machen, Kitas zu bauen.

Das CDU-Tandem in Bremen: Frank Imhoff und Wiebke Winter

Das CDU-Tandem in Bremen: Frank Imhoff und Wiebke Winter

Wahlkampf im "Tandem" mit Wiebke Winter

Imhoff kämpft auf den Podien neben den anderen Spitzenkandidaten allein, im Wahlkampf aber zusammen mit Wiebke Winter. Die 27-Jährige ist die Zukunftshoffnung der CDU. Sie trat als Klima-Expertin - auch an der Seite von Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet - schon für den Bundestag an.

Das politische Tandem Imhoff und Winter soll zeigen, wie divers die Bremer CDU inzwischen denkt und wie vorausschauend, weit über die nächsten vier Jahre hinaus. Weniger wohlwollende Stimmen behaupten, Imhoff fehle ein klares fachliches Profil. Das - und mehr Strahlkraft - solle die prominente Nachwuchspolitikerin in den Wahlkampf einbringen.

Imhoff warnt aber auch davor, ihn zu unterschätzen. Das sei schon früher passiert: "Wer das tut, begeht einen Irrtum." So hört man es auch aus seiner Partei, die ihn mit 100 Prozent der Delegiertenstimmen zum Spitzenkandidaten gemacht hatte.

Abgeschlagen hinter Bürgermeister Bovenschulte

Die Ängste vieler Menschen in Bremen beim zweiten großen Wahlkampfthema greift Imhoff auf: Mehr als 50 Prozent fühlen sich in Bremen nach eigenen Angaben nicht sicher. Deshalb will der CDU-Mann Polizei und Ordnungskräfte aufstocken und am Drogen-Hotspot Hauptbahnhof eine mobile 24-Stunden-Wache einrichten. Mehr Videokameras im öffentlichen Raum sollen das Sicherheitsgefühl zusätzlich stärken.

So unakademisch und bürgernah Imhoff die CDU-Positionen im Wahlkampf nach außen trägt, so ruhig war es um ihn davor. Tatsächlich hat er sich jahrelang öffentlich nicht fachpolitisch geäußert. Als Bürgerschaftspräsident musste er neutral auftreten, was kaum das Profil schärft. Dass er seit einem Vierteljahrhundert in der Bürgerschaft sitzt, 20 Jahre davon im Verwaltungsausschuss für Bau, Umwelt und Verkehr, wissen zu wenige im Land. Und das spiegelt sich in den Umfragen wider.

Zwar ist Imhoffs Ziel, mit der CDU wieder stärkste Kraft zu werden, noch in Reichweite. Drei Prozentpunkte liegen die Christdemokraten aktuell hinter der SPD. Doch nur ein knappes Viertel der Wahlberechtigten würde Imhoff direkt als Bürgermeister wählen. Rund 60 Prozent dagegen den aktuellen SPD-Bürgermeister Andreas Bovenschulte. Und an dessen Popularität käme man auch bei Koalitionsverhandlungen kaum vorbei.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten am 14. Mai 2023 das Erste in der Sondersendung "Bürgerschaftswahl in Bremen" um 17:45 Uhr und das Regionalmagazin "buten un binnen" um 19:30 Uhr.