
Tote in Hanau Heil verspricht Angehörigen umfassende Hilfe
Stand: 21.02.2020 06:51 Uhr
Bundessozialminister Heil hat den Opfer-Angehörigen des Attentats von Hanau umfassende Hilfen der Bundesregierung versprochen. Derweil gehen die Ermittlungen zu der mutmaßlich rassistisch motivierten Tat weiter.
Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) verspricht den Angehörigen der Opfer von Hanau umfassende Hilfe durch die Bundesregierung. "Familie und Freunde der Angehörigen bedürfen jetzt unser aller Solidarität, sie sind ein Teil von uns und wir werden sie unterstützen, wo wir nur können", sagte Heil dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Im vergangenen Jahr hatte der Bundestag ein neues Opferentschädigungsgesetz verabschiedet.
Heil sagte mit Blick auf die Tat, er empfinde Trauer und Wut. "Unschuldige Menschen wurden von einem Rassisten aus dem Leben gerissen", sagte der SPD-Politiker: "Ich möchte den Angehörigen mein tief empfundenes Mitgefühl ausdrücken. Alle anständigen Menschen in Deutschland müssen jetzt zusammenstehen, an der Seite der Opfer und der Angehörigen."
Brennpunkt: Terror in Hanau
Die tödlichen Schüsse in Hanau haben bundesweit Entsetzen ausgelöst und waren offenbar rassistisch motiviert. Der Generalbundesanwalt hat in dem Fall die Ermittlungen übernommen. Nach Angaben der Polizei steht ein 43-jähriger Mann in dem Verdacht, am Mittwochabend in Hanau in zwei Shisha-Bars neun Menschen erschossen zu haben.
Hatte der Todesschütze Helfer oder Mitwisser?
Am Mittwochabend hatte ein 43-jähriger Deutscher in Hanau aus mutmaßlich rechtsradikalen und rassistischen Motiven neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Später tötete er nach Überzeugung der Ermittler seine Mutter und sich selbst.
Der Generalbundesanwalt und das Bundeskriminalamt dürften unter anderem der Frage nachgehen, ob der Todesschütze von Hanau Helfer oder Mitwisser hatte. Der 43-Jährige Deutsche hatte an mehreren Orten auf seine Opfer geschossen, die Getöteten waren zwischen 21 und 44 Jahre alt. Unter den Todesopfern ist ein rumänischer Staatsbürger, wie Präsident Klaus Iohannis in der Nacht via Twitter bestätigte. Rumänischen Medienberichten zufolge handelt es sich um einen 23 Jahre alten Mann.
Kanzlerin Merkel zur Gewalttat in Hanau
20.02.2020
Die Ermittler gehen von einer "tiefen rassistischen Gesinnung" bei dem Sportschützen aus. Darauf deuten Videobotschaften und ein Pamphlet hin, die der Mann im Internet hinterlassen hat. Zwei Waffen besaß er laut der zuständigen Kreisbehörde legal. Viele Fragen sind noch offen, unter anderem, ob der Schütze psychisch krank war und an Wahnvorstellungen litt.
Steinmeier: "Lassen uns nicht einschüchtern, laufen nicht auseinander"
Zum Ablauf der Gewalttaten am Mittwochabend, die gegen 22.00 Uhr ihren Anfang nahmen, haben die Ermittler bislang nur wenige Informationen veröffentlicht. Der Täter war in einem Frankfurter Schützenverein aktiv, ist dort nach Angaben des Vereins aber nie als ausländerfeindlich aufgefallen.
Politiker riefen als Reaktion auf das Verbrechen zum Zusammenhalt in der Gesellschaft auf. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte am Abend die Tatorte in Hanau und traf gemeinsam mit seiner Frau Elke Büdenbender im Rathaus etwa 20 Angehörige von Opfern. Anschließend nahm er an einer Gedenkveranstaltung teil.
"Heute ist die Stunde, in der wir zeigen müssen: Wir stehen als Gesellschaft zusammen, wir lassen uns nicht einschüchtern, wir laufen nicht auseinander", sagte Steinmeier bei einer Mahnwache vor rund 5000 Teilnehmern. Er sprach von einer "Terrortat", da sie Angst und Schrecken verbreiten sollte. Auch in zahlreichen anderen Städten gab es Gedenkveranstaltungen und Mahnwachen. Am Brandenburger Tor in Berlin nahmen auch zahlreiche Spitzenpolitiker daran teil.
Seehofer will politische Konsequenzen prüfen
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) mahnte zum gemeinsamen Vorgehen gegen das "Klima von Hetze und Gewalt". Dem müsse die Gesellschaft "nicht nur heute hier in Hanau, sondern überall" entgegentreten, sagte er am Donnerstagabend im ZDF. Es sei eine "immerwährende Aufgabe", alle Menschen zu schützen.
Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte gestern Hanau besucht und sich über den Anschlag informiert. Er kündigte an, politische Konsequenzen zu prüfen. Möglicherweise seien auch weitere Gesetzesänderungen notwendig. Was sich im Bereich des Rechtsextremismus zuletzt entwickelt habe, sei sehr besorgniserregend. Zusammen mit Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) wird sich Seehofer heute bei einer Pressekonferenz in Berlin äußern.
Lambrecht fordert Entwaffnung von Rechtsextremisten
Lambrecht mahnte bereits vor der Pressekonferenz weitreichendere Schritte an, um Gewalttaten von Rechtsextremisten vorzubeugen. So warnte sie vor der versteckten Radikalisierung von Tätern im Netz. Es seien "tickende Zeitbomben, denen wir mit allen Mitteln begegnen müssen, die uns der Rechtsstaat bietet", sagte die Ministerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Morde in Hanau hätten gezeigt, welche große Gefahr von unorganisierten Einzeltätern ausgehe, die sich im Netz radikalisierten.
Sie forderte zudem eine konsequente Entwaffnung von Rechtsextremisten. Der Rechtsextremismus sei derzeit gemeinsam mit dem Rechtsterrorismus "die Bedrohung Nummer eins für unsere Demokratie", sagte die SPD-Politikerin.
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