
Umfrage unter Ukraine-Geflüchteten Jeder Dritte will länger bleiben
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine haben Hunderttausende Menschen in Deutschland Schutz gesucht. Der Großteil fühlt sich einer Umfrage zufolge hier willkommen. Jeder Dritte möchte mindestens ein paar Jahre bleiben.
Mehr als jeder dritte Kriegsflüchtling aus der Ukraine möchte entweder für immer oder zumindest für mehrere Jahre in Deutschland bleiben. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung, die in Berlin vorgestellt wurden.
Von den mehr als 11.000 Ukrainerinnen und Ukrainern, die daran teilnahmen, äußerten 26 Prozent die Absicht, für immer in Deutschland leben zu wollen. Elf Prozent der Kriegsflüchtlinge wollen demnach mehrere Jahre bleiben. Rund ein Drittel der Geflüchteten (34 Prozent) will Deutschland nach Kriegsende wieder verlassen. Etwa jeder Vierte war unentschieden. Lediglich zwei Prozent der Ukraine-Flüchtlinge planen, innerhalb eines Jahres wieder auszureisen.
Mehrheit fühlt sich willkommen
Die deutliche Mehrheit der Befragten gab an, sie habe sich bei ihrer Ankunft in Deutschland willkommen gefühlt. Laut der Studie war dies bei etwa einem Drittel der Flüchtlinge voll und ganz der Fall. 43 Prozent der Befragten gab an, sich zu Beginn überwiegend willkommen gefühlt zu haben. Lediglich sieben Prozent fühlten sich gar nicht oder kaum willkommen.
Hohes Bildungsniveau
Von den Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter hatten zum Zeitpunkt der Befragung 17 Prozent einen Job. Die meisten von ihnen gingen laut der Studie einer Tätigkeit nach, die einen Hochschul- oder Berufsabschluss voraussetzt. "Wir bewerten diesen Anteil als relativ hoch", auch im Vergleich zu früheren Erfahrungen mit anderen Flüchtlingsgruppen, sagte Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Insgesamt weisen den Ergebnissen zufolge überdurchschnittlich viele der Geflüchteten ein hohes Bildungsniveau auf. So liegt das durchschnittliche Bildungsniveau der in Deutschland lebenden Erwachsenen 22 Prozent höher als das der Bevölkerung in der Ukraine.
Hälfte besucht Deutschkurs
Mit steigender Sprachkompetenz werde sich der Anteil der Erwerbstätigen voraussichtlich deutlich erhöhen, prognostizierte Brücker. Die überwiegende Mehrheit wolle nach eigener Aussage arbeiten. Fünf Prozent der Ukraine-Flüchtlinge gaben an, über gute Deutschkenntnisse zu verfügen. Insgesamt die Hälfte der Befragten besuchte bereits einen Deutschkurs.
Ein zweiter wichtiger Faktor bei der Suche nach einer bezahlten Beschäftigung ist die Kinderbetreuung. Fast die Hälfte der erwachsenen Geflüchteten (48 Prozent) ist mit minderjährigen Kindern nach Deutschland gekommen. Viele der Kinder besuchen hier Schulen und einige auch Kitas.
Familie und Freunde in Deutschland
Als wichtigstes Motiv für die Wahl des Ziellandes Deutschland nennen 60 Prozent der Flüchtlinge Familienangehörige, Freunde und Bekannte, die schon hier leben. Andere häufig genannte Motive sind die Achtung der Menschenrechte, das Wohlfahrtssystem, das Bildungssystem, die Willkommenskultur und die wirtschaftliche Lage in Deutschland. 18 Prozent der Flüchtlinge gaben an, der Zufall habe sie nach Deutschland geführt.
Aufgrund der Ergebnisse sehen die Initiatoren der Studie "Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland - Flucht, Ankunft und Leben" gute Voraussetzungen der ukrainischen Geflüchteten für die Teilhabe in Deutschland. Unter anderem haben daran das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung mitgewirkt. Die Befragung lief von August bis Oktober.
Am Stichtag 21. November waren im Ausländerzentralregister 1.026.599 Menschen erfasst, die im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine seit dem 24. Februar nach Deutschland eingereist sind. Ukrainische Flüchtlinge können ohne Visum nach Deutschland einreisen und bekommen - ohne einen Asylantrag stellen zu müssen - vorübergehenden Schutz.