Besucher der documenta fifteen gehen am Museum Fridericianum vorbei. (Archiv)

Abgeklebtes Bild Erneut Antisemitismus-Vorwurf auf documenta

Stand: 16.08.2022 21:42 Uhr

Auf der Kunstausstellung documenta in Kassel soll ein als antisemitisch kritisiertes Bild teilweise abgeklebt worden sein. Es stammt von der zuletzt bereits kritisierten Künstlergruppe Taring Padi.

Gegen die Kunstausstellung documenta fifteen in Kassel sind erneut Antisemitismus-Vorwürfe laut geworden. Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) kritisiert, dass die documenta ein weiteres antisemitisches Werk in Teilen abgeklebt habe.

Laut dem Jungen Forum der DIG handelt es sich erneut um ein Bild des Künstlerkollektivs Taring Padi, das den Titel "All Mining is Dangerous" trägt. Ein Banner der Gruppe mit dem Titel "People's Justice" war kurz nach der Eröffnung der documenta Mitte Juni wegen antisemitischer Abbildungen erst verhüllt und dann abgehängt worden. Die Generaldirektorin der Kunstschau, Sabine Schormann, wurde abberufen und ein Expertenrat eingesetzt.

Antisemitische Darstellung überklebt

Der Bundesvorsitzende des Jungen Forums der DIG, Constantin Ganß, sagte der Nachrichtenagentur epd, das Bild "All Mining is Dangerous" sei anlässlich einer größeren Recherche des Jungen Forums zur documenta fifteen am Standort Hallenbad-Ost entdeckt worden.

Es zeigt den Angaben zufolge antisemitische Stereotype: vier Personen, die große Mengen Geld in Form von Geldsäcken unter sich aufteilen - eine sei mit langer Nase und hämischem Grinsen abgebildet.

Auf dem Kopf trage besagte Person eine Kopfbedeckung, die mit einem schwarzen Stück Klebeband überklebt worden sei, heißt es in der Mitteilung. Bei der überklebten Kopfbedeckung handele es sich um eine Kippa, wie nähere Betrachtungen vor Ort und der Vergleich mit älteren Aufnahmen des Bildes zeigten. In der Mitteilung heißt es von Ganß:

Es ist unfassbar, dass Verantwortliche bei der documenta denken, durch das Abkleben einer Kippa sei das Problem gelöst.

Documenta kündigt Erklärung an

Die documenta teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit, die künstlerische Leitung der documenta fifteen werde das zur Diskussion stehende Bildmaterial unter Beteiligung Taring Padis und unter Zugrundelegung umfangreichen Materials und bildlicher und textlicher Darstellungen erläutern. "Dabei wird auch reflektiert, unter welchen Umständen es zu einer Veränderung der Bildbeiträge gekommen ist."

Aus Sicht des indonesischen Kuratorenkollektivs Ruangrupa sei - auch in Rücksprache mit Taring Padi - in dem umstrittenen Werk keinerlei antisemitische Bildsprache zu verzeichnen. Es würden derzeit umfassende Informationen zusammengetragen, um dies auch Kritikerinnen und Kritikern deutlich zu machen.

Junges Forum fordert sofortigen Ausschluss

Ganß vom Jungen Forum der DIG hingegen bezeichnet die Darstellung als "offen antisemitisch" - daran gebe es nichts rumzudeuten. Er forderte, Taring Padi sofort von der Ausstellung auszuschließen, da die Gruppe ein weiteres Mal durch ihren unmissverständlich gezeigten Antisemitismus auffalle.

Dessen scheine man sich auch bewusst zu sein, sagte Lasse Schauder, Sprecher des Jungen Forum der DIG in Kassel: "Ansonsten würde man das Werk schließlich nicht still und heimlich überkleben."