Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach

Lauterbach zu Coronavirus Bessere Prognosen dank "Pandemie-Radar"?

Stand: 25.06.2022 11:04 Uhr

Wie lang dauert eine Corona-Welle, wann kommt die nächste? Für bessere Antworten auf solche Fragen will Gesundheitsminister Lauterbach mehr Daten erfassen und bündeln. Der Inzidenzwert steigt derweil auf fast 633.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will mit einem neuen "Pandemie-Radar" bessere Vorhersagen über neue Coronavirus-Wellen ermöglichen. Krankenhäuser sollen zum Beispiel mehr aktuelle Angaben zu Bettenbelegungen machen. "Bislang wissen wir nur, wie viele Betten in den Kliniken frei sind - und das mit Verspätung. Das ist zu wenig", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Außerdem sollten "stärker als bisher Infektions- und Durchimpfungsraten in Gesundheitseinrichtungen" erhoben werden, berichtet das RND unter Berufung auf einen Formulierungsvorschlag des Ministeriums für eine Neuregelung des Infektionsschutzgesetzes.

Auch die Abwasserüberwachung solle dort ausgebaut werden. Daraus ließen sich Rückschlüsse auf das Infektionsgeschehen ziehen, sagte Lauterbach. Im Abwasser lassen sich Virenkonzentrationen nachweisen. In allen Pflegeheimen soll es zudem künftig einen Impf- und Medikamentenbeauftragten geben.

Weiter Diskussion um Gratistests

Lauterbach hatte am Freitag mitgeteilt, dass Corona-Bürgertests in Teststellen und Apotheken bald nicht mehr für alle gratis sind. Kostenlos bleiben die Schnelltests nur für bestimmte Risikogruppen - in der Regel werden ab kommendem Donnerstag aber je drei Euro fällig. Der Bund will damit Milliardenkosten senken. Die Neuregelung bringt die Länder unter Druck, die drei Euro der Bürger zu übernehmen. Angesichts der nun dominierenden Untervariante BA.5 mit leichterer Übertragbarkeit zeichnet sich aus Expertensicht eine angespanntere Corona-Lage ab.

Der Deutsche Städtetag forderte die Rückkehr zu kostenlosen Tests spätestens im Herbst: "Das Infektionsgeschehen lässt sich mit weniger Tests schlechter einschätzen als bisher", sagte Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Städtetages, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Inzidenzwert steigt erneut deutlich an

Unterdessen steigen die Infektionszahlen weiter an. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Morgen mit 632,9 an. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche bei 618,2 gelegen (Vorwoche: 445,1; Vormonat: 281,8).

Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 89.336 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 80.264) und 84 Todesfälle (Vorwoche: 58) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen oder Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende viele Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 27.771.111 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 25. Juni 2022 um 04:00 Uhr.