
Appell von Spitzenpolitikern Klare Warnung vor Corona-Leichtsinn
Stand: 28.12.2020 17:42 Uhr
"Der Schein trügt" - Ministerpräsidentin Schwesig warnt vor einem falschen Sicherheitsgefühl durch weniger Corona-Neuinfektionen. Wie sie hält auch Kanzleramtschef Braun eine Verlängerung des Lockdowns für wahrscheinlich.
Obwohl die Zahl der registrierten Corona-Neuinfektionen sinkt, rechnen mehrere Spitzenpolitiker mit Einschränkungen über den 10. Januar hinaus. "Ich gehe davon aus, dass wir die Maßnahmen verlängern müssen", sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig.
Die SPD-Politikerin warnte davor, sich angesichts der niedrigeren Corona-Infektionszahlen zum Jahresende in falscher Sicherheit zu wiegen. "Der Schein trügt", sagte sie der "Bild". "Die niedrigen Zahlen jetzt über die Feiertage müssen wir wirklich vorsichtig sehen." Schließlich sei über die Festtage weniger getestet worden.
"Wir müssen deutlich unter eine Inzidenz von 50 kommen, damit wir wieder in besserem Fahrwasser sind - und das wird noch eine lange Strecke", betonte Schwesig. Der Impfstoff gebe zwar Hoffnung und Zuversicht, dürfe aber nicht leichtsinnig machen, fügte die Ministerpräsidentin hinzu.
Opposition fordert Erhöhung der Corona-Impfungen
tagesschau 20:00 Uhr, 28.12.2020, Julie Kurz, ARD Berlin
Auch Braun rechnet mit Verlängerung
Auch Kanzleramtschef Helge Braun hält eine Verlängerung des Corona-Lockdowns über den 10. Januar hinaus für wahrscheinlich. "Ich rechne damit, dass wir zunächst am 5. Januar, wenn wir uns das nächste Mal treffen, das Ganze noch nicht genau beurteilen können und deswegen den Lockdown noch fortsetzen müssen", sagte Braun in einem Interview mit RTL/ntv. Der CDU-Politiker und Mediziner impfte in Gießen Mitarbeiter des Uniklinikums Gießen und Marburg.
"Zu früh, um Entwarnung zu geben"
Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hält eine Fortsetzung der Beschränkungen für wahrscheinlich. "Wenn die Ministerpräsidenten am 5. Januar erneut beraten, wird nichts auf Lockerungen hindeuten", sagte Ramelow dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Wir gehen alle davon aus, dass der Lockdown verlängert werden muss." Es sei "zu früh, Entwarnung zu geben."
Er richte sich darauf ein, "dass wir bis März mit Einschränkungen leben müssen", sagte der Linkspartei-Politiker.
Corona-Beratungen am 5. Januar
Am 5. Januar beraten die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel darüber, welche Corona-Schutzmaßnahmen nötig sind. Lange erklärtes Ziel ist es, die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen auf unter 50 zu drücken. Bei einer Inzidenz über 50 wird es für die Gesundheitsämter schwierig bis unmöglich, Infektionsketten sicher nachzuverfolgen. Aktuell liegt der Wert bundesweit bei rund 157.
In Thüringen mit rund 2,1 Millionen Einwohnern lag der Sieben-Tage-Wert am Montag sogar bei rund 288 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Es ist bundesweit der zweithöchste Wert nach Sachsen.
Die bundesweiten Einschränkungen mit der Schließung von Läden, Schulen und Kindergärten sind bislang auf den 10. Januar befristet.
Menschen sollen Kontakte reduzieren
Auch die Bundesregierung warnte davor, angesichts des Impfstarts und einem Rückgang bei den registrierten Corona-Infektionen unvorsichtig zu werden. Die aktuellen Zahlen seien "mit großer Vorsicht zu genießen", machte Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer deutlich.
Um eine realistische Einschätzung zu erhalten, müssten die kommenden Tage - auch nach dem Jahreswechsel - abgewartet werden. Die Fallzahlen seien weiter deutlich zu hoch, fügte Demmer hinzu. Sie verwies insbesondere auf die am Montag vermeldeten neuen Todesfälle von über 300. Die Situation in den Krankenhäusern zeige eindringlich, wie schwierig die Lage nach wie vor sei.
Die Menschen müssten weiterhin ihre Kontakte reduzieren. "Das gilt natürlich auch für Silvester." Zudem solle weiterhin auf Reisen verzichtet werden, die nicht notwendig sind.
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