Michael Blume

Antisemitismusbeauftrager in BaWü Blume landet auf "Antisemiten-Liste"

Stand: 29.12.2021 14:59 Uhr

Jährlich veröffentlicht das Wiesenthal-Zentrum seine Liste der größten Antisemiten weltweit. Nun findet sich der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Blume auf dieser wieder. Blume wehrt sich - und bekommt Rückenwind.

Für Michael Blume, den Antisemitismusbeauftragten der grün-schwarzen Landesregierung in Baden-Württemberg, entbehren die Vorwürfe, er habe sich in den vergangenen Jahren mehrfach antisemitisch geäußert, jeder Grundlage.

"An diesen Vorwürfen ist nichts dran", betonte er gegenüber dem SWR: "Ich kann einfach nur sagen: Sich nicht ablenken lassen!" Er werde "seit über drei Jahren von einem Troll belagert, beschimpft und angegriffen", so Blume weiter, "und jetzt hat dieses sogenannte Wiesenthal-Center das einfach übernommen."

Blume steht auf "Antisemiten-Liste"

Hintergrund von Blumes Äußerungen ist die neueste der jährlich veröffentlichten weltweiten "Antisemiten-Liste" des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Los Angeles. Dort findet sich nämlich der baden-württembergische Antisemitismus-Beauftrage auf Platz sieben: Der gebürtige Schwabe habe seit 2019 anti-jüdische, anti-israelische und konspirative Twitter-Accounts geliked und Beiträge weiterverbreitet.

Unter anderem wird ihm vorgeworfen, die Stadt Freiburg im Breisgau nicht aufgerufen zu haben, ihre Städtepartnerschaft mit dem iranischen Isfahan zu beenden. In Isfahan wird wie in fast allen größeren Städten der Islamischen Republik jedes Jahr am Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan der "Al-Kuds-Tag" zelebriert, eine von Ayatollah Khomeini eingeführte Aktion, in der staatsoffiziell gegen den Staat Israel gehetzt wird.

Breite Rückendeckung

Mittlerweile hat Blume von mehreren Seiten Rückendeckung bekommen. So betonte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, es gebe keinen Grund an der Integrität Blumes zu zweifeln und nannte die Vorwürfe des Simon-Wiesenthal-Zentrums "nicht nachvollziehbar und höchst befremdlich".

Rückhalt bekommt Blume auch von den Israelitischen Religionsgemeinschaften in Baden und Württemberg, die einst seine Berufung zum Antisemitismusbeauftragten des Landes unterstützt hatten. In einer gemeinsamen Erklärung nennen sie ihn einen Brückenbauer und die antisemitischen Vorwürfe "ungeheuerlich".

Unsachliches Buhlen um Aufmerksamkeit?

Im Gespräch mit dem SWR kritisierte Blume das Simon-Wiesenthal-Zentrum. Zwar habe Simon Wiesenthal selbst einen guten Ruf. Das Zentrum in Los Angeles aber, an dessen Gründung er gar nicht beteiligt war, missbrauche seinen Namen:

Es geht ja schon seit Jahren so, dass Leute angegriffen werden - Deutsche, Briten und sofort - um einfach diese Aufmerksamkeit zu generieren.

Deshalb spreche er vom "sogenannten Wiesenthal-Center". Und Blume betonte: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass der echte Simon Wiesenthal solche Aktionen gut gefunden hätte."

Knut Bauer, SWR, 29.12.2021 17:49 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. Dezember 2021 um 14:00 Uhr.