Forscher der Universität Marburg

WHO, EU und viele Staaten Mit gebündelten Kräften gegen Corona

Stand: 24.04.2020 19:55 Uhr

Weltweit haben sich mehr als 2,7 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Die WHO will nun mit zahlreichen Staaten zusammen die Suche nach Medikamenten und einem Impfstoff beschleunigen. Die USA beteiligen sich nicht.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Europäische Union sowie zahlreiche weitere Staaten wollen ihre Ressourcen im Kampf gegen das Coronavirus in einer globalen Initiative bündeln. "Wir sehen uns einem globalen Feind wie keinem anderen gegenüber", erklärte UN-Generalsekretär António Guterres auf einer virtuellen Konferenz. Das Ziel einer Welt frei von Covid-19 erfordere "die größte Anstrengung der öffentlichen Gesundheitssysteme in der Geschichte".

Die Initiative soll die Arbeit an Medikamenten, Tests und Impfstoffen gegen die Lungenkrankheit Covid-19 beschleunigen. "Es ist unsere gemeinsame Verpflichtung sicherzustellen, dass alle Menschen Zugang zu allen Mitteln haben, um Covid-19 zu besiegen", so WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Ausgerichtet wurde die Konferenz von der WHO, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und der Bill und Melinda Gates Stiftung.

WHO-Generaldirektor Ghebreyesus

WHO-Generaldirektor Ghebreyesus will die Forschung nach Mitteln gegen das Coronavirus voranbringen.

Internationale Geberkonferenz am 4.Mai

Konkrete Details, wie die Partner die Initiative umsetzen wollen, wurden nur wenige genannt. Von der Leyen kündigte jedoch an, dass mindestens 7,5 Milliarden Euro gesammelt werden sollten. Für die Entwicklung und Produktion eines Impfstoffs seien allerdings noch mehr Mittel nötig, betonte sie. 

"Wir müssen einen Impfstoff entwickeln, ihn herstellen und zu einem erschwinglichen Preis in jeder Ecke der Welt verfügbar machen", fügte die Kommissionschefin hinzu. "Dieser Impfstoff wird unser gemeinsames Gut sein." Sie rief deshalb zu großzügigen Zusagen bei der internationalen Geberkonferenz am 4. Mai auf. 

Ohne Beteiligung der USA

Bundeskanzlerin Merkel, die ebenfalls an der Videokonferenz teilnahm, sagte von deutscher Seite einen "substanziellen Beitrag" zu. Bei der Erforschung und Herstellung eines Impfstoffs sei "eine ziemlich beachtliche finanzielle Lücke" zu schließen. "Deshalb möchte ich auch alle aufrufen, egal ob aus der Politik oder aus der privaten Wirtschaft, die in der Lage sind, uns zu unterstützen", diese Lücke zu schließen. Die Kanzlerin forderte zudem im Kampf gegen die Pandemie zu internationalem Zusammenhalt auf: "Wir werden dieses Virus nur dann besiegen, wenn wir unsere Kräfte bündeln und eine schlagkräftige Allianz bilden", sagte sie.

Auch der französische Staatschef Emmanuel Macron betonte, dass sichergestellt werden müsse, dass ein Impfstoff, der in einem bestimmten Land entwickelt werde, überall verfügbar sei. Während Macron und weitere Staatschefs sowie Vertreter internationaler Organisationen ihre Unterstützung zusagten, bleiben die USA außen vor. "Es wird keine offizielle US-Beteiligung geben", sagte ein Sprecher der US-Vertretung am WHO-Sitz in Genf.

Forschung an mehr als 100 Impfstoffen

Laut der Impfallianz Gavi ist es aber keineswegs sicher, dass ein Impfstoff gefunden werden kann. "Eine der Herausforderungen ist, dass wir nicht wissen, ob wir einen Impfstoff herstellen können", sagte Gavi-Chef Seth Berkley. Er sei zwar optimistisch, aber es gebe noch keinen Beleg für die Durchführbarkeit. 

Normalerweise könne die Entwicklung eines Impfstoffs zehn bis 15 Jahre dauern, sagte Berkley. "Wenn wir wirklich Glück haben", könnte ein Corona-Impfstoff in zwölf bis 18 Monaten verfügbar sein. Derzeit werde an mehr als 100 verschiedenen Impfstoffen in verschiedenen Entwicklungsstadien geforscht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. April 2020 um 18:00 Uhr.