Migranten aus Mittelamerika schreiten mit einer handgemachten US-Flagge und Bannern voran, nachdem sie über den Fluss Suchiate von Guatemala nach Mexiko gekommen sind. Sie gehörten größtenteils einer sogenannten Migranten-Karawane von rund 3500 Menschen an, die aus Honduras auf der Flucht vor Gewalt und Armut in Richtung USA aufgebrochen waren.

Einwanderungsverfahren USA schicken Zehntausende Migranten zurück

Stand: 30.01.2020 03:58 Uhr

Seit einem Jahr ist es den US-Behörden erlaubt, Migranten ohne gültige Papiere nach Mexiko zurückzuschicken. Die Bilanz des "Bleib in Mexiko"-Programms: Zehntausende Menschen harren im Nachbarland unter prekären Bedingungen aus.

Die USA haben in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 62.000 Migranten nach Mexiko geschickt, um dort auf den Ausgang ihrer Einwanderungsverfahren zu warten. So lautet die Zwischenbilanz der sogenannten Migrantenschutzprotokolle (MPP) ein Jahr nach ihrem Inkrafttreten am 29. Januar 2019, wie Mexikos Migrationsbehörde INM mitteilte.

Erstmals seien am gestrigen ersten Jahrestag der MPP auch Brasilianer nach Mexiko geschickt worden, twitterte der geschäftsführende Direktor der US-Einwanderungsbehörde, Ken Cuccinelli. "Danke Mexiko!", schrieb er.

Asylsuchende müssen in Mexiko warten

Nach dem auch "Remain in Mexico" (Bleib in Mexiko) genannten Programm können Migranten, die ohne die nötigen Dokumente über die gemeinsame Grenze der zwei Länder in die USA einreisen wollen und Asyl oder eine andere Einreisegenehmigung in den USA beantragen, für die Dauer ihrer Verfahren nach Mexiko geschickt werden. Davon betroffen sind vor allem Menschen aus den mittelamerikanischen Ländern des "Nördlichen Dreiecks" - Guatemala, Honduras und El Salvador - die vor Armut und Gewalt über Mexiko in die USA fliehen.

In gefährlichen mexikanischen Grenzstädten warten sie teilweise monatelang mit geringen Erfolgsaussichten auf ihre jeweils nächste Gerichtsanhörung in den USA. Dort lebten sie unter prekären Bedingungen, in ständiger Angst vor kriminellen Banden, so die Organisation Ärzte ohne Grenzen. Fast jeder erlebe Gewalt, viele würden entführt. Nach Zahlen der Internationalen Organisation ‎für Migration starben im Vorjahr 497 Migranten an der Grenze zwischen den USA und Mexiko.

Nachdem US-Präsident Donald Trump Mexiko mit Strafzöllen gedroht hatte, unterschrieben beide Länder im vergangenen Juni eine Vereinbarung. Darin verpflichtete sich Mexiko, die Migration in die USA unter anderem durch den Einsatz seiner Nationalgarde an den Grenzen einzudämmen. Die Zahl der illegalen Grenzübertritte in die USA sank seitdem deutlich. Waren im Mai noch mehr als 144.000 Migranten an der Grenze mit Mexiko aufgegriffen worden, lag diese Zahl im Dezember bei 40.620.