Wolodymyr Selenskyj hält eine Rede am Jahrestag des russischen Einmarsches in die Ukraine

Jahrestag des Ukraine-Kriegs "Ein Jahr der Tränen"

Stand: 24.02.2023 09:09 Uhr

Am 24.Februar 2022 überfiel Russland die Ukraine. In einem Video der Regierung in Kiew ist rückblickend von einem traurigen Jahr die Rede - doch mit Blick auf das kommende betont Selenskyj seine Zuversicht. Es werde "das Jahr des Sieges".

Zum Jahrestag des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Widerstand seiner Landsleute gewürdigt und sich siegessicher gezeigt. "Es war ein Jahr des Schmerzes, der Sorgen, des Glaubens und der Einheit", schrieb Selenskyj auf Twitter. Am 24. Februar vor einem Jahr hätten viele ihre Wahl getroffen. "Nicht eine weiße Fahne, sondern die blau-gelbe Fahne", so Selenskyj. "Nicht fliehen, sondern sich stellen. Widerstand und Kampf", heißt es weiter. "Wir wissen, dass 2023 das Jahr unseres Sieges sein wird."

Dazu postete Selenskyj ein emotionales Video mit Bildern vom Kampf der Ukrainer. Es beginnt mit der Texteinblendung "ein Jahr der Tränen" und zeigt Ausschnitte des Kriegsgeschehens, von Angriffen, von Gräbern der im Krieg getöteten Menschen, von Trauernden, von Verletzten sowie von Menschen in aller Welt, die ihre Solidarität zur Ukraine bekunden.

Zeremonie in Kiew

Kurze Zeit später hielt der ukrainische Staatschef eine Rede vor der berühmten Sophienkathedrale in Kiew. In militärisch grüner Kleidung ehrte er Soldaten mit Orden, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa vom Ort der Zeremonie berichtete. Mit gesenktem Kopf hielt Selenskyj außerdem eine Schweigeminute für die vielen ukrainischen Opfer des Krieges ab. Für die Veranstaltung, die bei Minusgraden abgehalten wurde, waren hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, der Bereich war weiträumig abgesperrt.

In der Ukraine sind für heute weitere Gedenkfeiern, Mahnwachen und andere Veranstaltungen geplant, mit denen an die Zehntausenden Todesopfer des Krieges erinnert werden soll. Am Jahrestag des Kriegsbeginns werden aber auch neuerliche russische Raketenangriffe befürchtet. In der Nacht wurde in der Hauptstadt Kiew allerdings kein Luftalarm ausgelöst und auch am frühen Morgen blieb es ruhig. Dennoch empfahl die Regierung den Schulen, den Unterricht ins Internet zu verlegen, und alle Büroangestellten wurden aufgefordert, von zu Hause aus zu arbeiten.

Die Lage in der Ukraine am Jahrestag des russischen Überfalls auf das Land

Oliver Feldforth, WDR zzt. Kiew, tagesschau, 24.02.2023 17:00 Uhr

Scholz würdigt Entschlossenheit der Ukrainer

Auch im Ausland wurde die Widerstandskraft der Menschen in der Ukraine gewürdigt: Der Eiffelturm in Paris wurde in den Farben der Ukraine angestrahlt - gelb und blau. Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte zum Jahrestag die Entschlossenheit der Ukrainer und verteidigte die Linie der Bundesregierung. "Russland führt einen unerbittlichen Angriffskrieg gegen die Ukraine", sagt Scholz in einer Videoansprache.

Deutschland unterstütze die Ukrainer, die mit Entschlossenheit und Mut ihre Freiheit verteidigen, so stark und solange wie nötig. "Wer auf das vergangene Jahr zurückblickt, erkennt: Der russische Präsident ist gescheitert", so Scholz. "Wladimir Putin hat auf Spaltung gesetzt, und das Gegenteil bewirkt. Die Ukraine ist geeinter denn je."

Die EU stehe geschlossen zusammen, so Scholz weiter. Deutschland stehe auch in Zukunft fest an der Seite der Ukraine. "Denn: Es sind eben nicht unsere Waffenlieferungen, die den Krieg verlängern." Das Gegenteil sei richtig: "Je früher Russlands Präsident einsieht, dass er sein imperialistisches Ziel nicht erreichen wird, desto größer ist die Chance auf ein baldiges Kriegsende. Putin hat es in der Hand. Er kann diesen Krieg beenden."

UN-Resolution für die Ukraine

Am Abend hatte die UN-Vollversammlung ein klares Zeichen gegenüber Moskau gesetzt. In einer Sondersitzung stimmten 141 der 193 UN-Mitgliedsstaaten für einen Friedensplan, der unter anderem vorsieht, dass Russlands Truppen die Ukraine vollständig verlassen. Sieben Länder stimmten dagegen, 32 enthielten sich - darunter China und Indien. Die Resolution gilt als symbolisch wichtiger Schritt, ist aber rechtlich nicht bindend.

Philipp Eckstein, Philipp Eckstein, ARD Berlin, 24.02.2023 09:16 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 24. Februar 2023 um 09:05 Uhr.