Muslimische Pilgern stehen neben der Kaaba

Pilgerfahrt nach Mekka Mini-Hadsch statt Massenandrang

Stand: 29.07.2020 12:14 Uhr

Millionen Muslime strömen jedes Jahr nach Mekka. Wegen der Corona-Pandemie wurde die Teilnehmerzahl in diesem Jahr drastisch reduziert. Für die wenigen Auserwählten Pilger gelten strenge Regeln.

Eine Massenveranstaltung wird zu einem Mini-Ereignis: Im vergangenen Jahr nahmen 2,5 Millionen Gläubige am Hadsch, der Pilgerfahrt nach Mekka, teil. Dieses Jahr werden es deutlich weniger sein. Medienberichten zufolge sind zwischen 1000 und 10.000 Menschen zugelassen.

Der zuständige saudische Minister, Mohammed Saleh bin Taher Bentin, teilte mit, das Königreich Saudi-Arabien wolle "Muslimen aller Nationalitäten und Ideologien ermöglichen möchte, die fünfte Säule der Fünf Glaubenssäulen des Islam zu erfüllen". Aber: "Die internationalen Gesundheitsumstände zwangen uns dieses Jahr zu diesem außergewöhnlichen Hadsch."

Gläubige schreiten um die Kaaba in Mekka

Normalerweise pilgern jedes Jahr Millionen Muslime nach Mekka.

Nur Saudis und im Land lebende Ausländer kommen in Frage

Von den offiziell 1000 Gläubigen, die nun am Hadsch teilnehmen dürfen, sind 30 Prozent Saudis. Ausgewählt wurden Menschen, die im Gesundheitsbereich oder bei den Sicherheitskräften arbeiten und eine Corona-Infektion überstanden haben. Ihre Teilnahme am Hadsch sei ein Zeichen der Wertschätzung ihres Einsatzes bei der Bekämpfung des Virus, so die Regierung.

Die anderen 70 Prozent sind Ausländer, die im Land leben und arbeiten und aus 160 Ländern stammen - Menschen wie Hakan, ein Lehrer aus der Türkei, der in Riad unterrichtet und sein Glück kaum fassen kann: "Wir sind so glücklich und aufgeregt, dabei sein zu dürfen. Das ist für uns sehr wichtig, und wir danken Gott für dieses Geschenk."

Steinigung des Teufels nur mit sterilisierten Kieseln

Über die beiden wichtigsten heiligen Stätten des Islam zu wachen - die Moscheen in Mekka und Medina - ist für das saudische Königshaus eine Quelle politischer Legitimität. Den Hadsch abzusagen, wäre einem Gesichtsverlust gleichgekommen. Stattdessen wollen die saudischen Behörden nun ein detailliertes Hygiene-Konzept umsetzen.

"Wir stellen sicher, dass die Maßnahmen zum Schutz vor einer Ansteckung auf dem höchsten Niveau sind", sagt Sari Assiri vom Gesundheitsministerium. "Händedesinfektion, Gesichtsmasken, Abstandhalten - und die Pilger erhalten Gesundheitsratschläge, während sie in den Bussen sind, bis sie die Quarantänegebiete in Mekka erreicht haben."

Vor der Anreise hatten die Pilger eine siebentätige Quarantäne einzuhalten, nach der Ankunft in Mekka folgten weitere vier Tage in Quarantäne. Jeder muss seinen eigenen Gebetsteppich mitbringen, die Kaaba, das quaderförmige Gebäude im Innenhof der Heiligen Moschee, darf nicht berührt werden. Und für die rituelle Steinigung des Teufels in Mina dürfen nur sterilisierte Kiesel verwendet werden, die bereits jedem Pilger in einem Tütchen übergeben wurden.

Saudische Wirtschaft hart gebeutelt

Die große Pilgerfahrt Hadsch nur als Mini-Event, die Omrah, die kleine Pilgerfahrt, in diesem Jahr wegen Corona komplett gestrichen - der saudischen Wirtschaft entgehen dadurch Einnahmen in Höhe von etwa zwölf Milliarden US-Dollar.

Die Pandemie hat das Land härter getroffen als andere in der Region. Zu den derzeit 266.000 registrierten Infektionen kommen täglich 3000 bis 4000 neue Fälle hinzu. Das Königreich reagierte mit einem harten Lockdown - und würgte damit seine Wirtschaft ab, die wegen der niedrigen Ölpreise ohnehin schon hart gebeutelt war.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten am 29. Juli 2020 Deutschlandfunk um 09:48 Uhr und tagesschau24 um 11:00 Uhr.