Rodrigo Chaves gestikuliert jubelt nach Stichwahl gegen den ehemaligen Präsidenten Jose Maria Figueres.

Wahlen in Costa Rica Konservativer Chaves wird neuer Präsident

Stand: 04.04.2022 11:00 Uhr

In Costa Rica hat der konservative Chaves die Präsidentschaftswahl für sich entschieden. Vorläufigen Ergebnissen zufolge erlangte er in der Stichwahl mehr als 50 Prozent der Stimmen. Das Ergebnis sei "eine enorme Verantwortung".

Im zentralamerikanischen Costa Rica hat der ehemalige Finanzminister Rodrigo Chaves von der sozialdemokratischen PPSD die Stichwahl um die Präsidentschaft vorläufigen Ergebnissen zufolge gewonnen.

Nach Auszählung von 98 Prozent der Stimmen kam der 60-jährige Ökonom und frühere Mitarbeiter der Weltbank auf knapp 52,9 Prozent, wie die Wahlbehörde am späten Sonntagabend auf ihrer Internetseite mitteilte.

Chaves: Ergebnis ist "eine enorme Verantwortung"

Chaves erklärte, er nehme die Entscheidung der Bevölkerung mit "tiefster Demut" an. "Dieses Ergebnis ist für mich weder eine Medaille noch eine Trophäe, sondern eine enorme Verantwortung", sagte er.

Sein Rivale, der frühere Amtsinhaber José María Figueres von der Zentrumspartei PLN, erhielt demnach knapp 47,2 Prozent. "Costa Rica hat gewählt, und das Volk hat gesprochen. Da wir Demokraten sind, respektieren wir diese Entscheidung", sagte Figueres.

Geplant ist, dass der Sieger am 8. Mai die vierjährige Nachfolge des Sozialdemokraten Carlos Alvarado als Staats- und Regierungschef antritt. Dieser hatte aus verfassungsrechtlichen Gründen bei der Abstimmung nicht kandidieren dürfen.

Präsidentschaftskandidat Jose Maria Figueres räumt während einer Rede bei den Präsidentschaftswahlen in Costa Rica seine Niederlage ein

Präsidentschaftskandidat Jose Maria Figueres räumt während einer Rede bei den Präsidentschaftswahlen in Costa Rica seine Niederlage ein.

Vorwürfe gegen beide Kandidaten

In der ersten Wahlrunde am 6. Februar hatte der 67-jährige Figueres mit gut 27 Prozent noch die meisten Stimmen bekommen. Chaves kam damals auf knapp 17 Prozent. In Umfragen hatte er zuletzt aber vor Figueres gelegen. Um die Stichwahl abzuwenden, hätte ein Kandidat mindestens 40 Prozent der Stimmen erreichen müssen.

Während des Wahlkampfes hatte es Vorwürfe von Fehlverhalten gegen beide Kandidaten gegeben. Chaves war nach Medienberichten vor wenigen Jahren wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung von seinem langjährigen Arbeitgeber, der Weltbank, abgestraft worden. Gegen Figueres war im Jahr 2004 wegen des Verdachts auf Annahme einer Schmiergeldzahlung des französischen Telekommunikationskonzerns Alcatel ermittelt worden, er wurde aber nicht angeklagt.

Costa Rica leidet unter Wirtschaftskrise

Costa Rica mit seinen rund fünf Millionen Einwohnern gilt als eines der politisch stabilsten Länder in Mittelamerika und ist damit ein beliebtes Urlaubsziel. In der von Gewalt geprägten Region kommt es seit Jahrzehnten ohne Streitkräfte aus.

Allerdings leidet das Land derzeit unter einer Wirtschaftskrise, die durch die Corona-Pandemie verschärft wurde. Im vergangenen Jahr lebten 23 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Anne Demmer, Anne Demmer, RBB, 04.04.2022 14:08 Uhr