Touristen in Rom mit Schutzmasken

Ausbreitung des Coronavirus 411 neue Fälle in China, 427 außerhalb

Stand: 26.02.2020 17:01 Uhr

Die mit Abstand meisten Corona-Fälle gibt es in China. Doch erstmals registrierte die WHO mehr neue Fälle aus anderen Staaten als aus China selbst. In Europa ist vor allem Italien betroffen. Doch Experten sagen: Das könnte täuschen.

Von Mit Informationen von Dietrich Karl Mäurer, ARD-Studio Zürich

Erstmals seit Ausbruch des neuartigen Coronavirus gibt es mehr neu gemeldete Fälle außerhalb Chinas, als in der Volksrepublik selbst. Gestern seien in China 411 neue Infektionen registriert worden, außerhalb seien es am gleichen Tag 427 neue Fälle gewesen, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit.

Weltweit konnte das Virus inzwischen in etwa 40 Ländern nachgewiesen werden. Der am stärksten betroffene Staat neben China ist nach Angaben der WHO Südkorea. In Europa gibt es die meisten Infektionen in Italien. Dort steckten sich mehr als 370 Menschen mit dem Coronavirus an. Zwölf von ihnen starben. Nach Angaben der italienischen Behörden waren sie alle bereits älter und hatten Vorerkrankungen.

Mann aus Göppingen war in Mailand im Urlaub

Italien scheint auch das Land zu sein, in dem mehrere der Fälle ihren Ursprung haben, die später in anderen Ländern registriert wurden. So war etwa der junge Mann aus Göppingen, dessen Infektion gestern Abend bekannt wurde, in den vergangenen Tagen in Mailand. Die beiden Corona-Patienten im österreichischen Innsbruck kamen aus Bergamo, das in der Nähe der Millionenstadt Mailand liegt.

Die EU rief ihre Mitgliedsstaaten auf, sich mit Notfallplänen auf einen größeren Ausbruch des Coronavirus vorbereiten. Die Mitgliedsländer sollten ihre Pandemiepläne überarbeiten und die Brüsseler Behörde informieren, wie sie sie umsetzen wollten, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bei einem Besuch in Rom. "Die Europäische Union ist noch in der Eindämmungsphase, es ist wichtig, das zu unterstreichen."

In Italien vermutlich mehr Fälle, weil mehr getestet wird

Das Virus könne sich so wie in Italien auch in anderen EU-Ländern schnell ausbreiten, betonte die Direktorin des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC), Andrea Ammon. Es gebe vermutlich in Italien mehr Fälle, weil dort mehr überprüft wurde. "Die Wahrscheinlichkeit, Fälle aufzudecken hängt davon ab, wie viel man testet." Ein ähnlicher Ausbruch wie in Italien hätte überall passieren können, so Ammon.

Die Bundesregierung bereitet sich auf eine Zunahme der Infektionsfälle in Deutschland vor. Mit der Ausbreitung des Virus in Italien sei eine "neue herausfordernde Lage für Deutschland" entstanden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Das Virus sei "nähergerückt". Wichtig sei der Bundesregierung, sich bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie "mit den europäischen Partnern" abzustimmen.

WHO: Vorsicht mit Begriff "Pandemie"

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus warnte unterdessen vor einer leichtfertigen Verwendung des Begriffs Pandemie. Der Begriff habe keinen Nutzen, könne aber ungerechtfertigte Ängste und Stigmata vervielfachen und ganze Systeme lahmlegen.

Die Verwendung des Wortes könnte zudem signalisieren, dass das Virus über eine längere Zeit nicht einzudämmen sei. Das sei jedoch nicht wahr. Die WHO verzeichnet inzwischen 80.988 Infektionen mit dem Coronavirus weltweit. 96,5 Prozent der Fälle würden aus China gemeldet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 26. Februar 2020 um 17:00 Uhr.