Coronavirus Südkorea

Ausbreitung des Coronavirus Südkorea ruft höchste Warnstufe aus

Stand: 23.02.2020 14:28 Uhr

Sechs Tote und mehr als 600 Infizierte: Südkorea hat nach neuen Infektionen die höchste Krankheitswarnstufe ausgerufen. Im Iran wurden zahlreiche öffentliche Einrichtungen geschlossen. Auch dort gibt es weitere Todesopfer.

Die Situation in Südkorea wird angesichts der rasanten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus immer besorgniserregender: Nach weiteren Todesfällen durch die Lungenerkrankung Covid-19 kündigte der südkoreanische Staatschef Moon Jae In an, die höchste Alarmstufe auszurufen.

Insgesamt starben in Südkorea bislang sechs Menschen durch das Virus. Die Zahl der Neuinfizierten stieg um 123 auf 556 Fälle. Südkorea ist damit das Land mit der höchsten Fallzahl nach China. Die Epidemie stehe vor einem "schwerwiegenden Wendepunkt", erklärte Präsident Moon nach einer Kabinettssitzung. "Die nächsten Tage werden entscheidend sein." Seine Regierung werde daher entsprechend der Empfehlungen von Experten die Alarmstufe auf die höchste Kategorie anheben.

Ausgangspunkt eines Großteils der Infektionen in Südkorea ist die Shincheonji Church of Jesus. Eine 61-jährige Anhängerin der christlichen Sekte hatte nach Behördenangaben die Virustests zunächst verweigert und war weiter zu Gottesdiensten in der südlichen Stadt Daegu gegangen. Daegu - mit 2,5 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt Südkoreas - meldete allein mehr als 90 neue Fälle.

Unterdessen müssen fast 200 israelische Schulkinder zwei Wochen lang zuhause bleiben, weil sie mit südkoreanischen Touristen in Kontakt gekommen sein könnten, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Die Anweisung gelte auch für 18 Lehrer und einen Aufpasser, so das israelische Bildungsministerium.

97 weitere Todesopfer in China

Aus China, dem Epizentrum des Virusausbruchs, meldeten die Behörden 97 weitere Todesopfer. Alle außer einem seien in der am stärksten betroffenen Provinz Hubei gestorben. Seit einigen Tagen stabilisiert sich die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen. Den Behörden zufolge sind knapp 77.000 Menschen in Festlandchina mit dem Virus infiziert, mehr als 2400 Menschen starben demnach. 

In etwa 25 weiteren Ländern wurden insgesamt weit über 1000 Infektionen nachgewiesen. Außerhalb von China starben inzwischen mehr als ein Dutzend Menschen.

"Diamond Princess" - Dutzende weitere Infektionen

Besonders viele Infektionen traten bei Passagieren des Kreuzfahrtschiffs "Diamond Princess" im japanischen Yokohama auf, das deswegen zwei Wochen unter Quarantäne gestellt worden war. Seit Mittwoch durften örtlichen Medien zufolge rund 970 Passagiere das Schiff verlassen, die negativ auf das neuartige Coronavirus getestet worden waren und keinen engen Kontakt zu Infizierten hatten. Mehrere Passagiere wurden nach ihrer Heimkehr aber doch positiv auf das Virus getestet. Inzwischen stieg deren Zahl auf 57. Damit erhöht sich die Zahl bekannter Infektionen unter Menschen von Bord des Kreuzfahrtschiffs auf mehr als 690. Einschließlich dieser Fälle zählt Japan inzwischen mehr als rund 840 Infektionen.

Abgesehen von den Fällen von ursprünglich negativ und später positiv getesteten Passagieren musste der japanische Gesundheitsminister Katsunobu Kato auch einräumen, dass 23 Passagiere ohne ordnungsgemäßen Test die "Diamond Princess" hatten verlassen dürfen.

Mittlerweile gibt es offenbar drei Todesfälle unter den Passagieren des Schiffes. Laut dem japanischen TV-Sender NHK starb zuletzt ein älterer Japaner im Krankenhaus, nachdem er positiv getestet worden war. Zudem räumte China am Samstag ein, dass die bisher angenommene Inkubationszeit von 14 Tagen länger sein könnte.

Alltag im Iran gelähmt

Auch im Iran wird der Alltag wegen der Ausbreitung des Coronavirus mehr eingeschränkt. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden vorläufig in mehreren Städten die Schulen, Universitäten und Kinos geschlossen. Theater- und Konzertveranstaltungen wurden abgesagt. Die Spiele der ersten Fußball-Liga werden zwar wie geplant ausgetragen, allerdings ohne Zuschauer.

Laut Gesundheitsministerium gibt es landesweit 785 Verdachtsfälle, von denen mehr als 40 positiv auf Covid-19 getestet wurden. Die Zahl der Todesopfer stieg auf acht. Viele Menschen befürchten, dass es weitaus mehr Tote und Infizierte gibt, als bislang bekannt. In der Hauptstadt Teheran sind in fast allen Drogerien, Apotheken und Supermärkten Desinfektionsmittel ausverkauft.

Unterdessen wurden 20 China-Rückkehrer in Berlin aus der zweiwöchigen Quarantäne wegen des neuartigen Coronavirus entlassen. Die Menschen durften vom Isolierbereich auf dem Gelände der DRK Kliniken im Stadtteil Köpenick nach Hause, wie das Deutsche Rote Kreuz mitteilte. "Wir sind sehr erleichtert, dass bei keinem der Rückkehrer ein Coronavirus nachgewiesen werden konnte. Wir sind glücklich, dass die Isolation aufgehoben werden konnte. Die Belastung für alle Beteiligten war enorm", sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. Februar 2020 um 10:00 Uhr.