
"Charlie Hebdo"-Attentat Sie sind froh über diesen Prozess
Es ist schwer für die Überlebenden und Angehörigen der Opfer, die Ereignisse von 2015 noch einmal zu durchleben. Doch sie begrüßen, dass die 14 mutmaßlichen Terrorunterstützer nun vor Gericht stehen.
Mehr als fünf Jahre sind seit der islamistischen Anschlagsserie im Januar 2015 vergangen. Den Überlebenden der Attentate und den Angehörigen der Opfer fällt es schwer, sich erneut mit den Ereignissen auseinandersetzen zu müssen. Aber sie sind froh, dass der Prozess jetzt endlich stattfindet. Fast 200 Nebenkläger haben sich für die Gerichtsverhandlung registrieren lassen. Sie werden im ersten Teil des bis Mitte November angesetzten Prozesses vorrangig zu Wort kommen.
Der Anwalt Patrick Klugmann vertritt etliche Opfer der blutigen Geiselnahme im jüdischen Supermarkt HyperCacher: "Wir wollen den Gerichtssaal erleben lassen, was meine Mandanten durchmachen mussten. Ich möchte, dass sich das in die Erinnerung einbrennt, dass sie als Opfer anerkannt werden."
Klugmann bemängelt, dass den Opfern im jüdischen Supermarkt in der Öffentlichkeit wesentlich weniger Aufmerksamkeit zuteil wird als denen des Überfalls auf die Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo". Er fordert mehr Solidarität ein: "Ich möchte ein Wort zur Sprache bringen, das von diesem Prozess verschwunden ist: Antisemitismus."
Zumal die meisten der 14 Angeklagten - drei davon sind flüchtig - vor allem mit Amedy Coulibaly, dem Geiselnehmer im Supermarkt, zu tun hatten. Sie sollen in unterschiedlichem Ausmaß an der Vorbereitung der Gewalttaten mitgewirkt, Waffen, Geld und Autos besorgt haben. Ihnen drohen langjährige Haftstrafen.
"Mein Mandant ist unschuldig"
Isabelle Coutant-Peyre hält das Gericht für voreingenommen. Sie verteidigt den Hauptangeklagten, einen engen Vertrauten der Brüder Koauchi, die den Überfall auf "Charlie Hebdo" verübten. Sie sagte: "Wir sind außer uns über die richterliche Anordnung. Diese missachtet die Rechte der Angeklagten und die Unschuldsvermutung. Und ja, mein Mandant ist unschuldig. Er hat nichts zu tun mit den Anklagepunkten, die gegen ihn vorgebracht werden." Zudem warf Coutant-Peyre der Regierung und den Geheimdiensten Versagen vor.
Die Linie der Verteidigung wurde am ersten Prozesstag bereits deutlich. Die Angeklagten hätten nicht gewusst, dass die besorgten Waffen für einen Terrorakt bestimmt waren.
Täter vom Hass auf die Freiheit getrieben
Derartige Aussagen stießen bei den Vertretern der Opfer auf Empörung. Richard Malka, der Anwalt von "Charlie Hebdo", wies darauf hin, dass die Täter vom Hass auf die Freiheit getrieben wurden. Die Redakteure und Zeichner von "Charlie Hebdo" seien für die diese Freiheit gestorben: "Der Geist von 'Charlie Hebdo' ist genau das: die Weigerung, auf unsere Freiheit zu verzichten, auf unser Lachen und auch auf unser Recht zur Gotteslästerung. Lasst uns keine Angst vor den Terroristen haben."
Genau das wollte die Redaktion von "Charlie Hebdo" unter Beweis stellen. In einer viel beachteten Sonderausgabe zum Prozessbeginn veröffentlichten sie erneut die Mohammed-Karikaturen, die die Terroristen damals zum Anlass für das Attentat genommen hatten.