Eine Frau in Simbabwe bekommt eine Schluckimpfung gegen Cholera

WHO verlangt sofortige Maßnahmen Versorgungsengpass bei Cholera-Impfstoff

Stand: 21.03.2024 08:39 Uhr

Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Cholera-Fälle weltweit rasant an. Um Ausbrüche zu verhindern, braucht es Impfstoff. Dieser wird jedoch nur von einer Firma hergestellt - und die kommt mit der Produktion nicht hinterher.

Angesichts der sprunghaft zunehmenden Cholera-Fälle hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) "sofortige Maßnahmen" von der internationalen Gemeinschaft gefordert. Es brauche dringend Investitionen in sauberes Trinkwasser, bessere Sanitär- und Hygienemaßnahmen und mehr Tests. Die Zahl der Cholerafälle ist weltweit so stark gestiegen, dass eine schwere Mangellage bei Impfstoffen droht. Es müsse sofort gehandelt werden, um den seit mehreren Jahren beispiellosen Anstieg der weltweiten Cholerafälle einzudämmen, erklärte die Internationale Koordinierungsgruppe für die Impfstoffversorgung (ICG) der WHO, die die globalen Impfstoffvorräte überwacht und verteilt.

Die große Diskrepanz zwischen der Zahl der verfügbaren Impfdosen und dem aktuellen Bedarf setze die weltweiten Vorräte unter einen noch nie dagewesenen Druck, so die ICG. Nach Angaben der WHO ist die südkoreanische Firma EuBiologics die einzige, die zurzeit den Impfstoff gegen Cholera herstellt. Bis 2025 wird voraussichtlich kein weiteres Labor dazu in der Lage sein.

Die Koordinierungsgruppe mahnte deshalb an, neue Impfstoffe möglichst schnell zu genehmigen und in ausreichendem Maß und zu bezahlbaren Preisen auf den Markt zu bringen. Sie hatte diese Empfehlung bereits im Oktober 2022 ausgegeben.

Impfstoff-Bedarf übersteigt Angebot deutlich

Laut ICG wird die weltweite Produktion des Impfstoffes im Jahr 2024 bei zwischen 37 Millionen und 50 Millionen Dosen liegen. Dennoch würden die Vorräte wahrscheinlich nicht ausreichen, um den Bedarf der Millionen von Cholera betroffenen Menschen zu decken. So wurden im vergangenen Jahr 36 Millionen Dosen produziert, aber mindestens 72 Millionen von den Ländern nachgefragt, wie die WHO berichtete. Insgesamt seien zwischen 2021 und 2023 mehr Impfdosen nachgefragt worden als im gesamten Jahrzehnt davor zusammen.

Die Cholerafälle häufen sich seit 2021. 2022 habe es mehr als doppelt so viele Fälle gegeben wie im Jahr davor, insgesamt 473.000, so die WHO. Vorläufige Daten deuten darauf hin, dass es 2023 mehr als 700.000 Fälle gab. Vor diesem Hintergrund forderte die ICG außerdem dringend nötige Maßnahmen, um weitere Ausbrüche zu verhindern.

Konfliktregionen besonders betroffen

Die akute Darminfektion überträgt sich durch Lebensmittel und Wasser, die mit Fäkalien kontaminiert sind und das Bakterium Vibrio cholerae enthalten. Unbehandelt kann die Krankheit zum Tod führen. Zu Ausbrüchen kommt es unter schlechten Hygieneverhältnissen. Das passiere oft nach Desastern und in Konfliktregionen, wenn viele Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden, so die WHO. Am schwersten betroffen sind aktuell die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Haiti, Somalia, der Sudan, Syrien, Sambia und Simbabwe.

Die Koordinierungsgruppe hatte angesichts der hohen Nachfrage nach Impfstoff bereits im Oktober 2022 die Empfehlung ausgegeben, eine statt wie bis dahin üblich zwei Impfdosen zu verwenden. Dies schütze mehr Menschen, halte aber nicht so lange vor. Deshalb dringt die Gruppe darauf, dass außerdem in Abwassersysteme und die Versorgung mit sauberem Trinkwasser investiert wird.