Eine Mutter zieht ihren Sohn aus einer verseuchten Wasserführung in der Nähe ihres Zeltes in einem Flüchtlingslager in Bebnin/Libanon.

Warnung der WHO Cholera breitet sich im Libanon aus

Stand: 01.11.2022 15:51 Uhr

Die WHO hat vor einer Ausbreitung der Cholera im Libanon gewarnt. 17 Menschen seien bereits an der Durchfallkrankheit gestorben, Hunderte weitere haben sich infiziert. Eine erste Ladung an Impfstoffen ist nun eingetroffen.

Im Libanon breitet sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die gefährliche Durchfallerkrankung Cholera aus. Anfang Oktober hatte das Gesundheitsministerium die ersten Fälle nach fast drei Jahrzehnten gemeldet.

Inzwischen seien alle Landesteile betroffen, mit mehr als 1400 Verdachtsfällen, berichtete die WHO. 381 seien im Labor bestätigt worden, 17 Menschen gestorben. Der WHO-Landesvertreter im Libanon, Abdinasir Abubakar, bezeichnete die Lage demnach als prekär.

Vermutlich aus Syrien eingeschleppt

Es handelt sich um den ersten Ausbruch der Krankheit im Libanon seit 1993. Die Krankheit sei wahrscheinlich von Syrien eingeschleppt worden, wo es inzwischen in allen Landesteilen insgesamt rund 20.000 Verdachtsfälle gebe, sagte der regionale WHO-Nothilfedirektor Rick Brennan.

Der sich im Libanon ausbreitende Cholera-Stamm sei dem in Syrien zirkulierenden sehr ähnlich, so die WHO. In Syrien sind nach UN-Angaben in den letzten zehn Jahren knapp zwei Drittel der Wasseraufbereitungsanlagen, die Hälfte der Pumpstationen sowie zahlreiche Wassertürme beschädigt worden. Als Quelle des Cholera-Ausbruchs in Syrien wird der durch Abwasser verseuchte Fluss Euphrat vermutet.

Zahl der Ausbrüche weltweit gestiegen

Die WHO ist tief besorgt, weil die Zahl der Cholera-Ausbrüche weltweit in diesem Jahr stark gestiegen ist. Sie führt dies auf Überschwemmungen, Dürren, Konflikte, Bevölkerungsbewegungen und andere Faktoren zurück. Dadurch hätten viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und das Risiko von Cholera-Ausbrüchen wachse.

Die von dem Vibrio-Cholerae-Bakterium ausgelöste Krankheit kann sich in extremem Durchfall und Erbrechen äußern und durch den erheblichem Flüssigkeitsverlust zu Nierenversagen oder sogar zum Tod führen. Mit Medikamenten ist die Krankheit jedoch gut behandelbar. Laut WHO-Angaben erkranken jährlich weltweit zwischen 1,3 und vier Millionen Menschen an Cholera, zwischen 21.000 und 143.000 Infizierte sterben daran.

Erste Impfdosen eingetroffen

Die WHO unterstützt den Libanon mit medizinischem Personal und Material sowie Laborkapazitäten. Sie führt in Kliniken und Krankenhäusern Schulungen durch, damit die Beschäftigten Cholera-Fälle richtig behandeln.

Unterdessen sind die ersten rund 13.000 Impfdosen eingetroffen. Es handele sich um eine Spende aus Frankreich, erklärte Übergangsgesundheitsminister Firas Al-Abiad laut einem Bericht der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA. Eine weitere Lieferung von 600.000 Impfdosen soll innerhalb der nächsten zehn Tage durch die WHO bereitgestellt werden.

Erschwert werde die Lage, weil das Land durch andere Krisen schon schwer getroffen ist, darunter auch eine schwere Wirtschafts- und politische Krise, so die WHO. Krankenhäuser hätten teils kaum noch Strom und viele Menschen kaum Zugang zu sauberem Trinkwasser, die Abwasserentsorgung sei beeinträchtigt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. September 2022 um 12:00 Uhr.