Ermittler sprechen von Netzwerk Abdeslam soll weiteren Anschlag geplant haben

Stand: 20.03.2016 22:52 Uhr

Der Terrorverdächtige Abdeslam plante möglicherweise einen weiteren Anschlag - zumindest legen das seine Aussagen nahe. Er sei bereit gewesen, "etwas in Brüssel zu tun". Die Behörden sprechen mittlerweile von einem Netzwerk rund um Abdeslam. Von Ralph Sina.

Der Terrorverdächtige Abdeslam plante möglicherweise einen weiteren Anschlag - zumindest legen das seine Aussagen nahe. Er sei bereit gewesen, "etwas in Brüssel zu tun". Die Behörden sprechen mittlerweile von einem Netzwerk rund um Abdeslam.

Laut Einschätzung der Ermittler plante der mutmaßliche Terrorist Salah Abdeslam nach dem Attentat von Paris einen weiteren Anschlag - möglicherweise in Brüssel. Abdeslam habe ausgesagt, er sei bereit gewesen, "etwas in Brüssel zu tun", berichtete Belgiens Außenminister Didier Reynders. Dies könne durchaus die Wahrheit sein, sagte Reynders während einer Veranstaltung der US-Denkfabrik German Marshall Fund in Brüssel.

In einer Erklärung des German Marshall Funds wird Reynders mit den Worten zitiert, die Ermittler hätten viele Waffen entdeckt - und zwar schwere Waffen.

Dutzende in Anschlagspläne involviert

Außerdem habe man ein neues "Abdeslam-Netzwerk" in Brüssel entdeckt. Nach Informationen des belgischen Außenministers handelt es sich um mehr als 30 Personen, die mit den Anschlägen von Paris zu tun gehabt hätten. Die Ermittler seien sich sicher, dass das Netzwerk noch größer sei.

Dieses Netzwerk aus radikal-islamischen Anhängern der Terrororganisation "Islamischer Staat" benutze dieselben Autos und dieselben konspirativen Wohnungen, gab Reynders auf einer nicht-öffentlichen Veranstaltung des German Marshall Funds zu Protokoll. Der Außenminister forderte die Behörden in Europa auf, mehr Informationen auszutauschen, um Verdächtige aufzuspüren.

Bereits seit 2014 im Visier der Ermittler

Salah Abdeslam und sein Bruder Brahim, der sich bei dem Paris-Anschlag in die Luft sprengte, waren bereits 2014 in das Visier der belgischen Ermittler geraten. Doch als Abdeslam im vergangenen Jahr vor dem November-Attentat in eine Polizeikontrolle in Ulm geriet, war er in keiner Gefährderkartei registriert.

Nach Angaben des belgischen Außenministers sagte Abdeslam aus, dass er sich ursprünglich am 13. November im Stade de France von Paris während des Fußball-Länderspiels Frankreich-Deutschland in die Luft habe sprengen wollen. Damit bestätigte Reynders die Aussage des französischen Staatsanwalts.

Abdeslam will Anzeige gegen Staatsanwalt erstatten

Gegen den französischen Staatsanwalt will Abdeslams Anwalt Anzeige erstatten - und zwar wegen Verletzung des Berufsgeheimnisses und der Preisgabe vertraulicher Ermittlungsergebnisse. Offensichtlich gebe es in diesem Punkt zwischen Belgien und Frankreich kulturelle Unterschiede, sagte Abdeslams Anwalt Sven Mary dem belgischen Rundfunksender RTBF.

Der flämische Strafverteidiger gehört zu den bekanntesten Anwälten Belgiens. Mary verteidigte neben dem Schauspieler Jean-Paul Belmondo auch einen Komplizen des Sexualstraftäters Marc Dutroux und den Gründer der radikal-islamischen Terrororganisation "Sharia 4 Belgium". Sein Mandant Abdeslam arbeite mit den Ermittlungsbehörden zusammen, betonte Mary.

Der Anwalt war nach Informationen belgischer Medien bereits im Januar von einem Mann aus dem Umfeld von Abdeslam gefragt worden, ob er bereit sei, dessen Verteidigung zu übernehmen. Im Brüsseler Stadtteil Molenbeek war nach Informationen der belgischen Zeitung "De Morgen" seit Monaten bekannt, dass sich der mutmaßliche Terrorist dort aufhielt. Abdeslam sei auf offener Straße herumgelaufen - sogar vor der dortigen Polizeistation, sagte eine Anwohnerin der Zeitung.

Ralph Sina, R. Sina, WDR Brüssel, 20.03.2016 22:05 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. März 2016 um 05:42 Uhr.