Mutmaßlicher Paris-Attentäter Abdeslam gefasst "Wir haben ihn"

Stand: 05.02.2018 11:33 Uhr

Rund vier Monate befand sich Salah Abdeslam - einer der Hauptverdächtigen der Pariser Attentate - auf der Flucht. Nun wurde er bei einer Razzia in Brüssel gefasst. Belgiens Ministerpräsident Michel und der französische Präsident Hollande sprachen von einem großen Fahndungserfolg.

Seit den Pariser Anschlägen, bei denen im vergangenen November 130 Menschen getötet wurden, wurde fieberhaft nach ihm gesucht. In ganz Europa stand Salah Abdeslam als einer der meistgesuchten Terroristen ganz oben auf den Fahndungslisten. Er gilt als ein Hauptverdächter, der die Attentate in der französischen Hauptstadt mitorganisiert haben soll. Nun ist er gefasst - Einsatzkräfte der Polizei spürten ihn bei einer Razzia im Brüsseler Stadtteil Moolenbeek auf.

Gleich mehrere belgische Regierungsmitglieder teilten den Erfolg über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Der Einwanderungsminister Theo Francken verkündete die Festnahme mit den Worten: "Wir haben ihn." Auch Belgiens Vize-Premierminister Didier Reynders und das Büro der Bundesstaatsanwaltschaft bestätigten die Nachricht.

Bei seiner Festnahme wurde Abdeslam am Bein verletzt und kam ins Krankenhaus. Seit seiner Kindheit war Abdeslam mit dem mutmaßlichen Drahtzieher der Pariser Anschläge, Abdelhamid Abaaoud, befreundet. Der 26-Jährige soll eine Gruppe Bewaffneter während der Anschläge gefahren, Wohnräume angemietet und Käufe getätigt haben. Sein Bruder Brahim gehörte zu den Selbstmordattentätern, die sich in die Luft sprengten.

Vier weitere Festnahmen

Doch mit der Festnahme von Abdeslam war der Einsatz der Polizei noch nicht beendet. Neben dem 26-Jährigen seien noch vier weitere Verdächtige festgenommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Darunter befinde sich ein weiterer Verdächtiger, der ebenfalls auf der Fahndungsliste der Polizei gestanden habe. Die drei weiteren Festgenommenen gehörten einer Familie an, die Abdeslam Unterschlupf gewährt hätten. Einer der vier weiteren Verdächtigen sei leicht verletzt worden.

"Dieser Abend ist ein Erfolg im Kampf gegen den Terrorismus", sagte Michel. Auch US-Präsident Barack Obama habe bereits zum Fahndungserfolg gratuliert.

Der französischen Präsident François Hollande forderte die rasche Auslieferung Abdeslams. Und er fügte hinzu, dass die Ermittlungen zu den Pariser Anschlägen mit der Festnahme noch nicht abgeschlossen seien. Es werde noch mehr Festnahmen geben. Die Terroralarmstufe sei nun überall in Frankreich und Belgien sehr hoch. Die Zahl derjenigen, die sich an der Vorbereitung der Anschläge in irgendeiner Art und Weise beteiligt hätten, sei größer als zunächst angenommen. "Wir sind mit extrem großen Netzwerken konfrontiert", sagte Hollande.

Fingerabdrücke in Brüsseler Wohnung entdeckt

Bereits am Mittwoch hatte es im Stadtteil Forest eine Großrazzia gegeben. Belgische und französische Einsatzkräfte hatten dabei eine Wohnung durchsucht, in der die Fingerabdrücke des mutmaßlichen Terroristen entdeckt wurden. Als die Sicherheitskräfte versuchten, in die Wohnung zu gelangen, hatte ein Verdächtiger das Feuer auf sie eröffnet. Er wurde erschossen.

Bei dem Toten handelt es sich um den Algerier Mohamed Belkaid, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Er habe sich illegal in Belgien aufgehalten. Der 35-Jährige habe unter dem Namen Samir Bouzid an den Vorbereitungen der Pariser Anschläge mitgewirkt. Der belgische Sender VRT berichtete, Belkaid habe als Rekrut auf Listen des IS gestanden und sich auch als Selbstmordattentäter gemeldet.

Anti-Terror-Einsatz in Brüssel

Bei der Razzia in Brüssel wurde ein Verdächtiger getötet, vier Polizisten wurden verletzt.

Abdeslam war direkt nach den Pariser Anschlägen mit einem Komplizen nach Belgien geflohen. Er soll die Attentäter, die sich vor dem Stade de France in die Luft sprengten, mit einem Auto zu dem Stadion gefahren haben. Womöglich sollte er sich auch selbst in die Luft sprengen. Noch in der Nacht vom 13. November fiel er an der belgisch-französischen Grenze auf. Die Beamten ließen ihn jedoch ziehen, weil sie noch keine entsprechenden Anweisungen hatten.