Ölpumpen und eine Gasflamme auf dem Ölfeld bei Watford City, USA.

UN-Bericht warnt Globale Öl- und Gasförderung verschärft Klimakrise

Stand: 08.11.2023 08:50 Uhr

Die weltweiten Pläne zur Förderung von fossilen Energien widersprechen dem 1,5-Grad-Ziel zur Begrenzung des Klimawandels. Zu diesem Ergebnis kommt das Umweltprogramm der Vereinten Nationen in einem aktuellen Bericht.

Das Ziel der Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad, das auf dem Pariser Klimaabkommen 2015 vereinbart wurde, ist mit den geplanten Fördermengen an Kohle, Öl und Gas kaum zu erreichen. Das ist das Fazit des Berichts des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und führender Forschungsinstitute.

Dem Bericht zufolge liegt die von den Staaten geplante Produktion der fossilen Energieträger für 2030 bei mehr als dem Doppelten dessen, was mit dem im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziel vereinbar wäre. Das UN-Umweltprogramm UNEP veröffentlicht in regelmäßigen Abständen Berichte über Lücken, so genannte "Gaps", beim Kampf gegen den Klimawandel. Der nun vorgelegte "Production Gap Report" wurde in Zusammenarbeit mit Universitäten und Thinktanks erstellt.

Produktion von Kohle, Öl und Gas steigt weiter

Laut der UN-Organisation wird die Produktion von Kohle weltweit noch bis 2030 ansteigen. Die Fördermengen von Öl und Gas sollen sogar noch bis mindestens 2050 weiter ansteigen. "Die Pläne der Regierungen, die Produktion fossiler Brennstoffe auszuweiten, untergraben die Energiewende, die notwendig ist, um Netto-Null-Emissionen zu erreichen, schaffen wirtschaftliche Risiken und stellen die Zukunft der Menschheit infrage", so UNEP-Direktorin Inger Andersen.

Im Klimaabkommen von Paris 2015 haben sich Staaten weltweit dazu verpflichtet, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dafür darf nur noch eine begrenzte Menge klimaschädlicher Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2) in die Erdatmosphäre gelangen. Diese werden zum größten Teil bei der Verbrennung der Brennstoffe Öl, Erdgas und Kohle freigesetzt.

Insgesamt wurden in dem Bericht 20 Staaten analysiert, die zusammen einen Großteil von Kohle, Öl und Erdgas fördern und konsumieren. Keines dieser Länder hat sich komplett zu einer Beschränkung der Produktionsmengen in dem Umfang verpflichtet, der für das 1,5-Grad-Ziel nötig wäre - auch Deutschland nicht.

Deutschland fördert viel Kohle und kauft viel Gas

Deutschland ist dem Bericht zufolge der weltweit zweitgrößte Produzent von Braunkohle und zwölftgrößte Produzent von Kohle insgesamt. Es sei aber davon auszugehen, dass sich der Ausstieg aus dem Kohlestrom bis spätestens 2038 und der von der Regierung angestrebte Anteil von 80 Prozent Erneuerbarer Energien bis 2030 entsprechend auswirke. Das Abschließen von Lieferverträgen für Gas und der Bau von LNG-Terminals fördere allerdings indirekt die internationale Gasproduktion, weil sie langfristige Nachfrage signalisierten, so das UNEP.

Ein Vertreter des Climate Action Network, in dem mehr als 1.900 Klimaschutz-Organisationen in rund 130 Staaten zusammengeschlossen sind, sprach in einer Reaktion von "eklatanter Heuchelei" von Staaten, die sich als Klimavorreiter darstellten, aber die Krise zugleich selbst verstärkten.

Der Bericht dürfte auch vor dem Hintergrund der anstehenden UN-Weltklimakonferenz in Dubai Brisanz haben, die am 30. November beginnt. Dort will die EU etwa den Ausstieg aus fossilen Energien bis 2050 fordern.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. November 2023 um 11:36 Uhr.