Illustration des Onlinenetzwerks X, ehemals Twitter

Kündigungsklage Ex-Twitter-Manager wollen 128 Millionen Abfindung

Stand: 05.03.2024 09:02 Uhr

Vier frühere Top-Manager, die Tech-Milliardär Elon Musk beim Twitter-Kauf feuerte, wollen bei ihm eine millionenschwere Abfindung einklagen. Die Kündigung sei nicht hinreichend begründet worden.  

Vier frühere Top-Manager von Twitter, die Tech-Milliardär Elon Musk beim Kauf des Dienstes feuerte, wollen bei ihm mehr als 128 Millionen Dollar an Abfindungen einklagen. Musks Seite habe in mehr als einem Jahr nur fadenscheinige Gründe für die Kündigung nennen können, hieß es in der gestern eingereichten Klage.

Zu den Klägern gehört der ehemalige Vorstandschef Parag Agrawal. Die anderen Beteiligten sind Ned Segal, der ehemalige Finanzchef von Twitter, Vijaya Gadde, ehemaliger Chief Legal Officer und Sean Edgett, ein leitender Rechtsberater im Unternehmen. Von Musk gab es zunächst keine Reaktion.

Unzureichende Begründung

Musk hatte den Kurznachrichtendienst Twitter im Oktober 2022 für rund 44 Milliarden Dollar gekauft. Er kündigte den Managern unmittelbar nach Abschluss der Übernahme. Dabei seien als Gründe zwar unter anderem "grobe Fahrlässigkeit" und "absichtliches Fehlverhalten" angegeben worden - aber die Kündigungsbriefe hätten keine Beispiele dafür enthalten, hieß es in der Klage.

Später seien Erfolgsprämien an Anwälte, die den zwischenzeitlich unwilligen Musk zum Abschluss des Twitter-Deals gebracht hatten, sowie Bonuszahlungen an Mitarbeiter zur Begründung genannt worden.

Die Manager verwiesen in der Klage zur Begründung auch auf Musks vor einigen Monaten erschienene Biografie, in der beschrieben wurde, wie er sie schnell feuern wollte, bevor sie ihre Aktienoptionen einlösen konnten. Das sei Musks Strategie, das Geld, das er anderen Menschen schulde, zu behalten und sie zu zwingen, ihn zu verklagen behaupten die ehemaligen Führungskräfte in der 39-seitigen Klageschrift.

Millionenschwere Aktienpakete

Die Aktienpakete spielen eine zentrale Rolle bei den Forderungen der Ex-Manager. So fordert Agrawal rund 57,36 Millionen Dollar. Davon entfällt nur eine Million Dollar auf das ihm laut Abfindungsvereinbarung zustehende Jahresgehalt. Der frühere Finanzchef Ned Segal verlangt knapp 44,5 Millionen Dollar und die einstigen Rechtsverantwortlichen Vijaya Gadde und Sean Edgett 20 und fast 6,8 Millionen Dollar. Insgesamt kam so der Betrag von rund 128,6 Millionen zusammen.

Musk lag schon Monate vor der Übernahme im Clinch mit dem Twitter-Management. Zum einen warf er vor allem Gadde vor, konservative politische Ansichten bei dem Online-Dienst zu unterdrücken. Agrawal blockte aber Musks Forderungen ab, Gadde noch während des Übernahmeverfahrens zu entlassen.

Umsatz hat sich halbiert

Zum anderen wollte Musk den Deal wenige Wochen nach Ankündigung der Übernahme platzen lassen - unter dem Vorwand, dass die Plattform zu viele automatisierte Bots habe. Doch das Twitter-Management zog vor Gericht, um die Kaufvereinbarung durchzusetzen. Musk lenkte schließlich ein, weil er davon ausgehen musste, den Prozess zu verlieren.

Musk benannte Twitter inzwischen in X um und will auf Basis des Dienstes eine Allzweck-Plattform unter anderem für Kommunikation und Job-Suche aufbauen. Er räumte mehrfach ein, dass sich die Umsätze wegen der Abwanderung großer Werbekunden nach der Übernahme halbiert hätten. Der Tech-Milliardär griff nach der Übernahme auch zu einem groß angelegten Stellenabbau.

Reinhard Spiegelhauer, ARD Los Angeles, tagesschau, 05.03.2024 09:10 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 05. März 2024 um 06:00 Uhr.