Das Logo des Reiseunternehmens TUI hängt neben einem Reisebüro

Urlaubsnachfrage angesprungen Wie TUI vom Reiseboom profitiert

Stand: 14.12.2022 09:26 Uhr

Der weltgrößte Reisekonzern lässt die Corona-Krise zunehmend hinter sich. Die Corona-Staatshilfen will TUI bereits bis Ende 2023 zurückzahlen. Der Reiseboom im Sommer hat die Kassen prächtig gefüllt.

Der weltgrößte Tourismuskonzern TUI hat sich im Laufe des Frühjahrs und Sommers weiter schrittweise aus dem Nachfrageeinbruch während der Corona-Pandemie herausgearbeitet und steht nun vor der baldigen Rückkehr in die schwarzen Zahlen.

Der Reiseanbieter verbuchte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/2022 (bis Ende September) unterm Strich zwar noch einen Verlust von 277 Millionen Euro. Damit gelang es den Hannoveranern aber, den Netto-Fehlbetrag bereits auf weniger als ein Zehntel des Vorjahreswerts (2,47 Milliarden Euro) zu drücken.

"Starker Sommer" beflügelt TUI

TUI konnte zuletzt von der wieder anziehenden Reisenachfrage profitieren, die Preise für viele Urlaubsangebote erhöhten sich. Die Buchungen erreichten im Sommer bereits etwa 91 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.

"Der Sommer war stark", sagte Vorstandschef Sebastian Ebel. Der Umsatz im Gesamtjahr lag mit rund 16,5 Milliarden Euro rund dreieinhalb Mal so hoch wie ein Jahr zuvor. Auch der Ausblick auf die kommenden Monate fiel positiv aus: Die Buchungen für den Winter 2022/2023 seien stabil, der Wunsch nach Reisen groß.

Nach wie vor buchten die Urlauber kurzfristig. Für das seit Oktober laufende Geschäftsjahr 2023 rechnet der Konzern mit einem starken Umsatzanstieg und deutlich höherem Betriebsgewinn. "Wir erwarten auch ein solides und gutes Jahr 2023, sind uns der externen Marktfaktoren aber sehr bewusst", ergänzte Ebel.

TUI will Corona-Staatshilfen zurückzahlen

Der Reisekonzern hat mit der Bundesregierung derweil einen Plan zur vollständigen Tilgung der staatlichen Finanzhilfe in der Corona-Krise bis zum Jahresende 2023 vereinbart. Für mindestens 730 Millionen Euro löst TUI danach die restliche Stille Einlage des Bundes und eine Optionsanleihe ab und kauft dem staatlichen Corona-Rettungsfonds das Recht auf Wandlung in TUI-Aktien ab.

Das Geld dafür will TUI mit einer weiteren Kapitalerhöhung einnehmen, wie das Unternehmen gestern Abend in Hannover mitteilte. Zudem könnten die Kredite der Staatsbank KfW von zuletzt noch 2,1 Milliarden Euro deutlich reduziert werden.

2020 hatte der deutsche Staat TUI wegen des Zusammenbruchs des Reisegeschäfts mit insgesamt 4,3 Milliarden Euro gestützt, um eine Pleite zu verhindern. Davon entfielen drei Milliarden Euro auf KfW-Kredite und 1,3 Milliarden Euro auf Eigenkapital in Form von Stillen Einlagen.

Grundkapital muss herabgesetzt werden

Um sie zurückzuzahlen, hat sich TUI in den vergangenen eineinhalb Jahren dreimal frisches Kapital beschafft, insgesamt mehr als zwei Milliarden Euro. Das hat den Aktienkurs so verwässert, dass der Touristikkonzern vor weiteren Kapitalerhöhungen das Grundkapital auf ein Zehntel herabsetzen muss.

Das soll die Hauptversammlung im Februar 2023 beschließen. Aus zehn TUI-Aktien wird damit eine, aus insgesamt 1,785 Milliarden Papieren 179 Millionen. Das mache Kapitalerhöhungen "zu marktüblichen Konditionen" möglich, erklärte TUI. Denn neue Aktien dürfen nicht unter dem rechnerischen Nennwert von 1,00 Euro ausgegeben werden.

TUI-Aktie ist ein Kapitalvernichter

Am Markt werden die Ankündigung, die Staatshilfen 2023 komplett zurückzuzahlen, und die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr positiv aufgenommen. Die TUI-Aktie wird auf der Handelsplattform Tradegate über zwei Prozent höher gehandelt.

Seit ihrem Rekordtief Anfang Oktober bei 1,165 Euro hat sie knapp 50 Prozent hinzugewinnen können. In der Langfrist-Perspektive sieht es jedoch düster aus: Binnen fünf Jahren hat der Reise-Titel über 80 Prozent seines Werts vernichtet.