Ein Frachtschiff passiert auf dem Rhein einen Felsen. Durch die anhaltenden Trockenheit fällt der Wasserspiegel immer weiter.

Wegen Hitze und Trockenheit Binnenschiffe nur noch zur Hälfte beladen

Stand: 20.07.2022 09:59 Uhr

Frachtschiffe auf Rhein, Donau und anderen Flüssen in Deutschland dürfen nur noch zu 50 Prozent beladen werden. Das verteuert die Waren und erschwert den Transport von wichtigen Gütern wie Kohle und Getreide.

Die anhaltende Trockenheit und das daraus resultierende Niedrigwasser haben die Kapazitätsengpässe der deutschen Binnenschifffahrt verschärft. Durch hohe Temperaturen und ausbleibenden Regen sind die Pegelstände von Donau, Rhein und anderen Flüssen in Deutschland massiv gesunken.

Ladung muss auf mehr Schiffe verteilt werden

"Wir dürfen nur noch etwa 50 Prozent der Menge transportieren, die wir transportieren könnten", sagte der Vorstand der Deutschen Transport-Genossenschaft Binnenschifffahrt, Roberto Spranzi, der Nachrichtenagentur dpa in Duisburg. Durch die geringere Ladungsmenge sind die Schiffe weniger schwer und nicht so tief im Wasser.

Experten wie Jens Schwanen, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB), sprechen von einer "Kleinwassersituation". Kleinwasser bedeutet für die Schifffahrt, dass die Ladung auf mehr Schiffe verteilt werden muss. Doch die sind kaum zu bekommen.

Schiffe für Kohletransporte gefragt

Die Kapazitätsengpässe kommen für die deutsche Wirtschaft zur Unzeit, denn die Nachfrage ist hoch: Schließlich werden derzeit in ganz Deutschland Kohlekraftwerke wieder hochgefahren, um in Zeiten knapper Gasvorräte Strom aus Kohle zu erzeugen.

Die Binnenschifffahrt spielt dabei eine wichtige Rolle für den Transport der Kohle. Doch Kohle zählt ebenso wie Chemikalien und Kies zu den schweren Frachtgütern, welche die Schiffe besonders stark in die Tiefe drücken.

Getreidetransporte aus der Ukraine über die Donau

Hinzu kommt: Ein Teil der Binnenschiffe, die üblicherweise auf deutschen Flüssen fahren, ist derzeit in Europa in den Transport von ukrainischem Getreide eingebunden. Getreidetransporte aus der Ukraine in Richtung Europäische Union sind etwa über die Donau möglich. "Das hat die Frachtkapazitäten hierzulande spürbar verknappt", sagt Spranzi, dessen Genossenschaft mehr als 100 Schiffe hat.

Der ebenfalls in Duisburg ansässige Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) spricht von einer "enorm hohen Nachfrage nach Schiffsraum", etwa für Kohle, Container und Getreide.

Waren werden wegen "Kleinwasserzuschlag" teurer

Wenn Binnenschiffer weniger Frachtgut laden dürfen als sie können, werden sie in der Regel nicht wesentlich schlechter bezahlt. "Die geringere Abladung wird kompensiert durch den sogenannten Kleinwasserzuschlag", erklärt Branchenvertreter Spranzi.

Dieser Zuschlag werde bei gewissen Pegelständen fällig - "und das kompensiert zu großen Teilen den Verlust", sagt er. "Für die Firmenkunden heißt das: Sie bekommen weniger Ware und die ist teurer."

Wilhelm Purk, NDR, 20.07.2022 14:58 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 20. Juli 2022 um 10:00 Uhr.