Das Containerschiff "Berlin Express" der Reederei Hapag-Lloyd im Hamburger Hafen.

Reedereien Hapag-Lloyd und Maersk schmieden neues Bündnis

Stand: 17.01.2024 14:09 Uhr

Die Containerreedereien Hapag-Lloyd und Maersk haben eine Kooperation vereinbart. Im Februar kommenden Jahres soll die Allianz starten, um Kunden pünktlichere Lieferungen zu ermöglichen.

Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd und die dänische Großreederei Maersk wollen sich im Frachtverkehr zusammentun. Um Kunden pünktlichere Lieferungen zu ermöglichen und die Herausforderungen des klimaneutralen Umbaus zu bewältigen, haben sie eine Kooperation vereinbart, wie die Unternehmen heute gemeinsam mitteilten. Die Allianz soll im Februar 2025 starten und trägt den Namen "Gemini Cooperation".

Beide Partner geben dafür Anfang des nächsten Jahres ihre bisherigen Allianzen mit anderen Reedereien auf. Hapag-Lloyd verlässt im kommenden Januar das bisherige Bündnis "THE Alliance" mit den Reedereien ONE aus Japan, Yang Ming aus Taiwan und HMM aus Südkorea. Maersk und die weltgrößte Reederei MSC hatten bereits Anfang 2023 angekündigt, ihre "2M" genannte Allianz im Januar 2025 aufzulösen.

Nicht die gesamten Flotten gehen auf

Die dänische Maersk ist laut dem Branchendienst "Alphaliner" mit einer Flotte von mehr als 670 Schiffen weltweit die Nummer zwei der Containerreedereien. Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd liegt mit knapp 270 Schiffen auf Platz fünf.

Allerdings gehen nicht die gesamten Flotten der beiden Partner in dem Bündnis auf: Die neue Kooperation soll einen Pool von rund 290 Schiffen mit einer Kapazität von zusammen 3,4 Millionen Standardcontainern (TEU) umfassen, wie es in der Mitteilung heißt. Maersk werde 60 Prozent der Kapazität beisteuern, Hapag-Lloyd die übrigen 40 Prozent.

Schnellere Klimaneutralität?

"Im Rahmen der Vereinbarung haben sich die beiden Unternehmen das ehrgeizige Ziel gesetzt, nach der vollständigen Einführung des Netzwerks eine Fahrplanzuverlässigkeit von über 90 Prozent zu erreichen", hieß es. Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen verspricht sich dementsprechend eine bessere Qualität des Angebots.

"Darüber hinaus werden wir von Effizienzsteigerungen in unserem operativen Betrieb und gemeinsamen Anstrengungen zur weiteren Beschleunigung der Dekarbonisierung unserer Branche profitieren", sagte Habben Jansen. Maersk will bis zum Jahr 2040 eine "Netto Null" bei Treibhausgasemissionen erreichen, Hapag-Lloyd bis 2045.

Stärkere Marktmacht der Reedereien befürchtet

Schifffahrtsbündnisse sind in der maritimen Wirtschaft nicht unumstritten. So fürchten beispielsweise Umschlagbetriebe an Land eine stärkere Marktmacht der Reedereien. Deswegen hatten sie sich bei der EU-Kommission für das Ende der so genannten Gruppenfreistellungsverordnung ("block exemption rule") stark gemacht.

Die hatte Schifffahrtsunternehmen ermäßigte Wettbewerbsregeln bei Kooperationen ermöglicht. Die entsprechende Verordnung läuft zum 25. April aus. "Das bedeutet jedoch nicht, dass Zusammenarbeit zwischen Reedereien nach dem EU-Kartellrecht dann rechtswidrig wäre", heißt es bei der Brüsseler Behörde.

Container könnten knapp werden

Während die beiden großen europäischen Reedereien eine Kooperation beschließen, die das Ziel hat, die Pünktlichkeit zu verbessern, könnte die internationale Schifffahrt durch die Angriffe der Huthis auf Handelsschiffe im Roten Meer noch stärker unter Druck geraten.

DHL-Chef Tobias Meyer zufolge könnten die Angriffe Container in Asien knapp werden lassen. Dazu könnte es in den kommenden Wochen kommen, da der Rücktransport der Container nach Asien möglicherweise nicht in ausreichendem Umfang erfolgen könnte, sagte Meyer beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Die aktuelle Lage könne aber nicht mit den Lieferketten-Schwierigkeiten vor drei bis vier Jahren verglichen werden.

Über das Rote Meer verläuft einer der weltweit wichtigsten Schifffahrtswege, der Asien und Europa verbindet. Wegen der wiederholten Angriffe der Huthis auf Frachtschiffe meiden viele Reedereien das Rote Meer und den Suezkanal, durch den etwa 15 Prozent des Welthandels gehen. Stattdessen nehmen die Frachter die Route um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR 90,3 am 17. Januar 2024 um 13:00 Uhr.