Das Symbol eines Warenkorbes, beziehungsweise eines Einkaufswagen fotografiert von der Webseite eines Internethändlers.

Jobverluste im E-Commerce Gegenwind für Onlinehändler

Stand: 07.03.2023 17:23 Uhr

Während der Pandemie wuchs der Onlinehandel rasant, da viele Verbraucher verstärkt im Internet einkauften. Nun schrumpfen die Gewinne, es kommt zu Stellenabbau. Was heißt das für die Branche?

Von Heidi Radvilas, ARD-Börsenstudio

In der Corona-Krise mit ihren Lockdowns glänzten sie mit traumhaften Wachstumsraten - jetzt häufen sich bei den Onlinehändlern die schlechten Nachrichten. Jüngstes Beispiel: Beim DAX-Konzern Zalando bricht der operative Gewinn ein von 468 Millionen Euro auf 185 Millionen. Hunderte Beschäftigte sollen entlassen werden. Kein Einzelfall: Auch Branchenprimus Amazon will Tausende Mitarbeiter loswerden.

Die Branche im Niedergang? Nein, sagt Internet-Experte Roland Fiege. "Im E-Commerce wurden während der Pandemie sehr viele Stellen geschaffen, es kam zu Einstellungsmarathons, weil man die Menschen schnell bedienen wollte. Jetzt normalisiert sich Lage etwas, deshalb werden diese Ressourcen zum Teil - aber nur zu einem Bruchteil - wieder abgebaut."

Die Inflation verdirbt die Kauflaune

Dazu kommt: Die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine treffen auch die Onlinehändler. Die Inflation frisst das verfügbare Einkommen, viele halten sich beim Shoppen zurück - egal, wie bequem es von der Couch aus ist. Auch deshalb schrumpft der Onlinehandel - laut Verband im Vergleich zum Vorjahr um fast neun Prozent.

Dennoch sieht Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein die Branche auf einem guten Weg. Zwar seien die Spitzenzahlen während der Corona-Pandemie passé. Aber: "Alle Experten gehen davon aus, dass der jetzt starke Rückgang im Onlinehandel beendet ist und wieder eine positive Entwicklung stattfinden wird in den nächsten Jahren - wenn auch nicht ganz so stark wie in der Corona-Zeit."

Der stationäre Handel muss bangen

Ganz anders sieht es beim sogenannten stationären Handel aus, also in den Einkaufszentren und Läden. Die Nachricht von der Insolvenz des Traditions-Modehändlers Peek & Cloppenburg in der vergangenen Woche sorgte für ein Beben in der Branche. Der stationäre Handel stehe deutlich schwächer da als vor der Corona-Zeit, sagt Handelsexperte Heinemann.

Er hält die Aussichten für düster. "Deshalb ist die Insolvenz von P&C wahrscheinlich - wie Experten befürchten - der Beginn von vielen anderen Insolvenzen im stationären Bekleidungshandel", prognostiziert Heinemann.

Aber nicht nur da: Heute hieß es von der Otto-Gruppe, dass die Läden der Spielwaren-Tochter MyToys geschlossen werden. Der Online-Shop wird bei Otto.de integriert. Der Trend also bleibt: Der stationäre Handel wird schrumpfen.

"Bequemlichkeit ist das große Plus"

Online-Plattformen wie Amazon, Zalando oder Otto dagegen werden langfristig weiter wachsen - und die stark unter Druck geratenen Aktienkurse wieder steigen, sagt Internet-Experte Fiege. Denn dem Online-Handel gehöre die Zukunft. "Wir haben uns an Online-Shopping gewöhnt. Und die Bequemlichkeit des Online-Shoppings ist das große Plus, das diese Firmen haben."

Das werde sich auch in Zukunft in den Aktienkursen bemerkbar machen - auf Kosten der Innenstädte, die an Lebendigkeit verlieren dürften.

Heidi Radvilas, HR, 07.03.2023 15:59 Uhr