Das Logo des Chipkonzerns Nvidia ist am Hauptquartier im Silicon Valley zu sehen.

Gewinnplus von mehr als 600 Prozent KI-Chip-Spezialist Nvidia übertrifft Erwartungen

Stand: 23.05.2024 10:37 Uhr

Das Geschäft von Nvidia wächst weiterhin explosiv. Der anhaltende Hype um Künstliche Intelligenz bescherte dem Chiphersteller einen Rekordumsatz im ersten Jahresviertel und zeigt, dass die Nachfrage ungebrochen ist.

Beim Chip-Hersteller Nvidia laufen die Geschäfte besser als gedacht. Der Halbleiter-Spezialist für Anwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) erklärte gestern, im ersten Quartal dieses Jahres, das am 28. April endete, einen Umsatz von 26,04 Milliarden Dollar gemacht zu haben. Das war ein Plus von 262 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Auch der Nettogewinn erreichte mit einem Plus von rund 600 Prozent auf knapp 14,9 Milliarden Dollar einen Rekord. Damit übertraf der Konzern die Erwartungen von Analysten deutlich. Der Konzern teilte zudem mit, einen Aktiensplitt im Verhältnis 1:10 zu planen.

Börsenwert von mehr als zwei Billionen Dollar

"Die Nachfrage nach den GPU-Chips von Nvidia ist nach wie vor ungebrochen", sagte Logan Purk, Analyst bei Edward Jones. Auch für das laufende Quartal ist der Konzern angesichts des anhaltenden KI-Booms weiterhin optimistisch: Im laufenden Quartal rechnet der Konzern mit einem Umsatz von rund 28 Milliarden Dollar. Damit liegt auch der Ausblick deutlich über den Erwartungen.

Nvidia habe selbst angesichts der enormen Erwartungen wieder einmal geliefert, sagte Ryan Detrick, Chefmarktstratege der Carson Group. "Die wichtigen Einnahmen aus den Rechenzentren waren stark, und auch der Ausblick ist beeindruckend."

Entsprechend begeistert reagierten die Anleger bereits gestern Abend: Die Aktien legte im nachbörslichen Handel rund 2,5 Prozent auf 978 Dollar zu. In diesem Jahr sind sie damit bereits um mehr als 90 Prozent gestiegen, Anfang 2023 waren die Papiere noch für rund 140 Dollar zu haben. Inzwischen liegt der Börsenwert des Konzerns bei rund 2,2 Billionen Dollar.

"Die nächste industrielle Revolution"

Vor wenigen Wochen hatte bereits der weltgrößte Auftragsfertiger TSMC, der auch für Nvidia produziert, von einer "unersättlichen Nachfrage" nach KI-Prozessoren gesprochen. Aus diesem Grund hatte Nvidia, das den Weltmarkt für diese Chips beherrscht, in den vorangegangenen sechs Quartalen die Umsatzerwartungen der Analysten jeweils übertroffen. "Die nächste industrielle Revolution hat begonnen", sagte Jensen Huang, Gründer und CEO von Nvidia und spielte bei der Vorstellung der Quartalsergebnisse ebenfalls auf die enorme Bedeutung von KI an.

Nvidia kontrolliert Experten zufolge etwa 80 Prozent des Weltmarkts für hochgezüchtete KI-Spezialprozessoren. Das Topmodell ist der "Blackwell B200", deren Preis Schätzungen zufolge bei mehr als 20.000 Dollar pro Stück liegt. "KI wird in fast jeder Branche erhebliche Produktivitätssteigerungen bringen und Unternehmen dabei helfen, kosten- und energieeffizienter zu sein und gleichzeitig die Umsatzmöglichkeiten zu erweitern", so Nvidia-Gründer Huang.

KI verändert drei Millionen Jobs in Deutschland

Das bestätigt auch eine aktuelle Studie des McKinsey Global Institute (MGI), die heute in Düsseldorf veröffentlicht wurde. Danach könne durch eine beschleunigte Einführung Künstlicher Intelligenz und eine effektive Weiterqualifizierung von Arbeitnehmern in der europäischen Wirtschaft die jährliche Produktivitätswachstumsrate in Europa bis 2030 auf drei Prozent gesteigert werden.

Für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bedeutet das aber auch, dass sie sich auf gravierende berufliche Veränderungen einstellen müssen. Laut der Studie wären bis zum Jahr 2030 in Deutschland bis zu drei Millionen Jobs von einer Veränderung betroffen. Das entspreche sieben Prozent der Gesamtbeschäftigung.

Bürojobs durch KI besonders gefährdet

Das Szenario der McKinsey-Forscher geht von einer beschleunigten Einführung der KI-Systeme in den USA und in Europa aus. Diese könne bis 2030 zur Automatisierung von fast einem Drittel der Arbeitsstunden führen. Bis 2035 könnte diese Zahl in der EU sogar auf 45 Prozent steigen. Den Berechnungen zufolge könnten bis zu Jahr 2030 in Europa und den Vereinigten Staaten jeweils fast zwölf Millionen Jobwechsel notwendig sein.

Die stärksten Veränderungen sehen die McKinsey-Forscher auf Büro-Jobs in den Verwaltungsbereichen der Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen zukommen. Mehr als jeder zweite durch die KI verursachte Jobwechsel (54 Prozent) in Deutschland falle in diesen Bereich. Deutschland sei neben Italien besonders betroffen, da die Bürohilfstätigkeiten einen hohen Anteil an der Gesamtbeschäftigung ausmachten. Zulegen wird laut der Studie stattdessen die Nachfrage nach technischen Kompetenzen, allein in Europa um 25 Prozent. Aber auch soziale und emotionale Kompetenzen würden stärker gefragt (plus zwölf Prozent).