Das Uber-Logo vor dem Hauptsitz des Unternehmens in San Francisco, Kalifornien.

Markenstreit um Uber Frauentaxi gegen Milliardenkonzern

Stand: 02.05.2021 17:35 Uhr

Der US-Konzern Uber wirft einer Argentinierin vor, mit ihrer Frauentaxi-Firma Ubre der globalen Marke zu schaden. Die Fahrerin widerspricht - und will sich nicht geschlagen geben.

Schon bevor die Pandemie begann, steckte Solange Barroso in Schwierigkeiten. Doch die hatten damals noch nichts mit dem globalen Taxi-Giganten Uber zu tun. Die argentinische Wirtschaft siecht seit Jahren dahin, die Inflationen galoppiert. Das spürt Solange seit Jahren. Als dann die Virus-Krise ausbrach und in Argentinien strenge Lockdown-Maßnahmen verhängt wurden, musste das Theater schließen, an dem Solange arbeitete. Dann kamen Beziehungsprobleme hinzu - und so stand die 36-Jährige mitten in der Pandemie plötzlich ohne Arbeit und als alleinerziehende Mutter ihrer dreijährigen Tochter Almendra da.

Eine Frau hilft sich selbst

Aus diesem Schlamassel wollte sich Solange aus eigener Kraft befreien. Von Sozialhilfe und Suppenküchen abhängig sein wie so viele ihrer Nachbarn in Matanza, einer armen Vorstadt von Buenos Aires, wollte Solange auf keinen Fall. Also zog sie mit ihrer Tochter erstmal in eine kleinere, billigere Wohnung.

Später kam ihr die Idee, eine Taxifirma zu gründen, die ausschließlich Frauen mitnimmt. Dafür gebe es Bedarf, fand Solange, denn in Argentinien ist die Gewalt gegen Frauen in der Pandemie angestiegen. Durch die monatelange häusliche Isolation kam es vermehrt zu Gewalt gegen Frauen und Femiziden.

Solange Barroso mit Anzeige von Uber

Die alleinerziehende Solange Barroso mit dem Brief der Uber-Anwälte.

Buchung per WhatsApp

"Ich als Fahrerin fühle ich mich sicherer, nur Frauen zu chauffieren", sagt Solange, während sie nachts durch die nur spärlich beleuchteten Straßen von Matanza fährt. "Ich nehme keine Männer mit, weil ich das Risiko für uns Frauen kenne. Männer sind oft gewalttätig und können Frauen töten." An einer Kreuzung steigt Mariela Torres ein. Sie hat diese Fahrt per WhatsApp bei Solange gebucht. "Ich fühle mich sicherer mit einer weiblichen Fahrerin" sagt Mariela. "Denn ich hatte zuvor schlechte Erfahrungen mit Fahrern von Apps wie Uber gemacht. Mit einer Frau ist es angenehmer."

Als Solange über einen Namen für ihren Taxibetrieb nachdachte, fiel ihr schnell ein Name ein: Ihr Ein-Frau-Betrieb sollte "Ubre" heißen - zu Deutsch "Euter". "Der Name schien mir passend für ein Frauentaxi", sagt Solange. "Auch weil ich Kühe liebe und diese früher auf dem Hof meiner Eltern oft gemolken habe. Außerdem habe ich vor Kurzem erst mein Kind abgestillt." An die Ähnlichkeit mit dem globalen Taxiunternehmen Uber hatte Solange nach eigener Aussage nicht gedacht. Und auch nicht an die Möglichkeit, dass genau dieser milliardenschwere Mobilitäts-Konzern sich bei ihr in Matanza mit einer Abmahnung melden würde.

Drohung per Einschreiben

Es war vor wenigen Wochen, als plötzlich ein lilafarbener Brief per Einschreiben ins Haus von Solange flatterte. Darin droht ein Uber-Anwalt der alleinerziehenden Mutter mit Konsequenzen, sollte sie ihren Firmennamen nicht unverzüglich ändern. "Sie fordern, dass ich das schriftlich bestätige. Denn ich würde mit meinem Betrieb das Unternehmen Uber benachteiligen."

Solange war völlig perplex. Sie, die mit ein paar Taxifahrten für Frauen ihren Lebensunterhalt mit Mühe und Not bestreitet, droht nun eine Klage des Branchenprimus. Kurz darauf kam die Wut in ihr auf: "Uber soll sich doch erstmal um seine eigenen Probleme kümmern. Zum Beispiel wenn es zu Übergriffen auf Frauen in ihren Taxis kommt oder wenn es um die miserablen Löhne geht, die das Unternehmen zahlt."

Tochter auf der Rückbank

Weil sie sich ungerecht behandelt fühlt, will Solange Barroso vorerst nicht klein beigeben. Sie hat einen befreundeten Anwalt eingeschaltet und muss sich nun juristisch wehren. Schließlich habe sie ihren Unternehmensnamen Ubre - wie es sich gehört - unter diesem spanischsprachigen Namen und unter Zahlung einer Gebühr erfolgreich ins argentinische Firmenregister eingetragen.

Aufgeben will sie nicht, sondern kämpfen. Auch als Taxifahrerin. Mit vier Fahrten am Tag kommt sie über die Runden. Dabei muss sie tagsüber auch ihre Tochter auf der Rückbank mitnehmen, weil der Kindergarten wegen der Pandemie derzeit geschlossen ist. Für die ausschließlich weiblichen Fahrgäste ist das völlig in Ordnung. Die haben Verständnis für diese Situation.